Schutzlos: Thriller (German Edition)
es also vorbei«, sagte Maree. Und fügte hinzu: »Ich würde gern nach Hause fahren – zu den beiden hier nach Hause – und meine Sachen holen.«
»Tut mir leid, das geht noch nicht ganz«, sagte ich. »Wir haben Loving oder den Partner noch nicht verhaftet. Ich bin mir zu neunundneunzig Prozent sicher, dass alles okay ist, aber ich möchte Sie noch hierbehalten, bis wir ihn in Haft haben.«
Ich rechnete mit einer Kostprobe der gereizten Haltung, die Maree gegenüber ihrer Schwester an den Tag legte, oder zumindest mit einer weiteren Bemerkung à la Tour Guide, aber sie sah mich nur an, und ihr Blick wurde weicher. »Ganz wie Sie meinen.«
Ich wusste nicht, was ich von ihrer umgänglichen Art halten sollte.
Oder von dem schüchternen Lächeln.
»Und meine Tochter?«, fragte Ryan.
Ich bemerkte die Singularform des Possessivpronomens. Joanne konnte es ebenfalls nicht entgangen sein.
»Sie kann zu uns kommen. Bill Carter ebenfalls. Ich habe ihn bereits angerufen, und einer der Wächter, die ich dort kenne, fährt sie zu einem Treffpunkt. Ich hole sie selbst ab und bringe sie hierher.«
Joannes Augen blickten ins Leere, und ich wusste, sie dachte daran, dass sie oder ihr Mann ein ernstes Gespräch mit dem Mädchen über das frühere Berufsleben ihrer Stiefmutter zu führen hatten.
Ich ging ins Arbeitszimmer und setzte mich in den Schreibtischsessel, der ein beruhigendes Quietschen von sich gab. Von Freddy erfuhr ich, dass der Hubschrauber mit dem taktischen
Team des FBI am Flughafen von Philadelphia gelandet war und dass sie in der Tiefgarage, im Terminal und darum herum Stellung bezogen. Wenn Loving in erlaubtem Tempo zum Flughafen fuhr, was er sicherlich tat, würde er in etwa neunzig Minuten eintreffen.
Anschließend rief ich Aaron Ellis an und unterrichtete ihn vom Ausgang des Falls.
»Dann darf man wohl gratulieren.«
Das Wort schien ihm fast im Hals stecken zu bleiben. Ich hörte einen bedrohlichen Unterton aus der Stimme meines Chefs heraus, als er sagte: »Corte?«
»Ja?«
»Senator Stevenson …«
»Was ist mit ihm?«
»Er hat mich angerufen.«
»Er selbst?«, fragte ich. »Nicht Sandy Alberts?«
»Richtig. Er hat mich wegen Ihnen angerufen.«
»Warten Sie.« Ich stand auf, schloss die Tür zum Arbeitszimmer und setzte mich wieder. Holte tief Luft. Dann noch einmal. »Schießen Sie los, Aaron.«
»Er hat mir Fragen gestellt, auf die ich keine Antwort wusste.« Ellis machte eine Pause. »Ich muss die Wahrheit wissen, Corte. Hat Stevenson Sie im Visier?«
Ich konnte es nicht länger hinauszögern. »Ja, hat er.«
»Weiter«, sagte Ellis grimmig.
Ich legte mir meine Antwort zurecht. »Nachdem Abe getötet worden war, wollte ich Loving unbedingt kriegen. Aber er versteht es besser unterzutauchen als irgendwer sonst, den ich kenne. Deshalb habe ich seinen Namen auf ein paar Listen geschmuggelt.«
»Und?«
»Es waren nicht nur Watchlists. Ich habe ihn ein paar Datenbanken für Telefon- und Internetüberwachung hinzugefügt.«
»Sie haben ihn hinzugefügt?« Ellis flüsterte beinahe. »Sie meinen, ohne Beteiligung eines Richters?«
»Ja. Ich bin in das System eingedrungen. Wenn ich erst zu einem Richter gegangen wäre, nachdem wir ihn gefunden hatten, wäre es zu spät gewesen. Schauen Sie, Aaron, es ging nicht darum, Beweismittel zu sammeln. Es war nicht für einen Prozess. Ich wollte ihn nur finden.«
»Großer Gott … In der Besprechung am Samstag sagte Westerfield, sie hätten das Startsignal auf einer überwachten Verbindung aufgefangen. Das war eine von Ihnen?«
Eine meiner illegal überwachten Verbindungen.
»Richtig.«
»Und als Alberts dann zu mir kam, um mit Ihnen zu reden – was war das? Hat er einfach im Trüben gefischt?«
»Vermutlich.« Ich hatte meine Spuren ziemlich gut verborgen, aber in meinem Eifer, Loving zu erwischen, hatte ich sicherlich Hinweise auf meine Aktivitäten hinterlassen. »Er oder Stevenson verfolgen wahrscheinlich Beispiele von heiklen Überwachungsgenehmigungen, und ein paar davon haben wohl auf mich gezeigt. Alberts hat Freddy ebenfalls angerufen. Ausdrücklich meinetwegen.«
Ich hörte ein Knarzen. Ich stellte mir vor, wie mein Boss in seinem Ledersessel schaukelte. Seine Schultern waren exakt so breit wie die Lehne.
»Es wird für Stevenson keine Rolle spielen, dass die Kesslers jetzt tot wären, wenn ich die Abhörbefehle nicht installiert hätte. Ich habe mich kundig gemacht, was Stevenson angeht. Er ist ideologisch motiviert. Er hält
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