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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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aufgewühlter, als hätte sie gerade einen Schlussverkauf im Einkaufszentrum heil überstanden und sich die besten Stücke geschnappt.
    »Sie haben sie zu einer alten Militäranlage an der Route 15 gebracht. Nicht weit von Leesburg, eine Meile südlich von Oatlands.«
    Ich kannte Oatlands. Dort fanden Jahrmärkte und Hundeschauen statt. Peggy und ich waren einmal mit den Jungs dort gewesen.
    »Die Einrichtung liegt etwa hundert Meter westlich der 15 an einer nicht beschilderten Staubpiste, in einen Hang gebaut, wie ein Bunker. McCall weiß nicht, warum sie Amanda haben wollen. Es ist sehr geheim. Er hätte es mir gesagt, wenn er es wüsste.«
    Joanne sprach sehr laut. Sie merkte es und zog sich die Wattebäusche aus den Ohren.
    »Loving wird bald dort sein, und in etwa einer Stunde werden auch der Auftraggeber oder die Leute, die für ihn arbeiten, erscheinen.«
    »Und gar nichts zum Grund, warum sie Amanda wollen?«
    »Nein. Er sagte, es sei nicht schwer gewesen, Amanda zu finden oder zu entführen.« Ihre Stimme war völlig unbewegt, als sie fortfuhr. »Sie haben Loving nur deshalb engagiert, weil niemand sonst dazu bereit gewesen war, einen Teenager zu foltern, falls es nötig sein sollte.«
    Ryan stockte der Atem. Mir fiel auf, dass Joanne und ihr Mann einander nicht angesehen hatten, seit sie das Außengebäude verlassen hatte. Er hatte einen Blick hineingeworfen, um ihr Werk zu begutachten. Auf dem Boden war viel Blut. Ryans Gesicht hatte eine Reaktion gezeigt, die man bei Polizisten nicht oft sieht.
    »Die drei Männer, die sie entführt haben, sind Gorillas. Sie arbeiten entweder für den Auftraggeber, oder Loving hat sie angestellt. McCall weiß es nicht. Nur der Auftraggeber weiß, welche Informationen Amanda entrissen werden sollen. Selbst Loving weiß es nicht.«
    »Erwartet Loving McCall?«, fragte ich.
    »Nein. Er soll hierbleiben, getarnt.«
    Das war gut. Falls er sich zum Beispiel jede Stunde einmal bei Loving hätte melden sollen, wäre das ein Problem für uns gewesen.
    Aber jetzt waren wir am Zug.
    Welche Strategie war die beste?
    Schere, Stein oder Papier?
    Joanne wandte sich an Pogue. »Ein G-Team?«
    Ich hatte den Ausdruck noch nie gehört, aber es war nicht schwer zu erraten, worum es ging.
    »Zwei, drei Stunden«, antwortete Pogue. »Wir sind hier nicht mehr so mobil wie früher. Eher in New York oder L. A.«
    Ich sah Pogue an. »Wir beide?«
    »Wär wohl am besten.« Er warf einen Blick in Richtung Joanne, und mir ging durch den Kopf, dass er zwar vielleicht nicht ihr Partner bei dem Einsatz in dem pakistanischen Deli gewesen war, aber dass sie eine gemeinsame Geschichte hatten.
    »Ich komme ebenfalls mit«, sagte eine feste Stimme.
    Ryan Kessler.
    Nicht ohne Mitgefühl sagte ich: »Das ist nicht Ihr Fachgebiet, Ryan.«
    »Weil ich seit sechs Jahren an einem Schreibtisch sitze und zuschaue, wie mein Arsch auseinandergeht? Ich war früher bei taktischen Einsätzen dabei. Ich weiß, was ich tue.«
    »Nein. Weil Sie persönlich betroffen sind. Sie ist Ihre Tochter.«
    »Hören Sie, Corte«, sagte er und versuchte, vernünftig zu klingen. »Es gibt kein Risiko, wenn ich dabei bin. Er will ja nicht mich.«
    »Er könnte Sie als Druckmittel benutzen, damit Amanda redet.«
    »Sie ist ein sechzehnjähriges Mädchen«, murmelte Ryan. »Er braucht kein Druckmittel. Er schreit sie an, und sie sagt ihm, was er wissen will.«
    Das war nicht die Amanda Kessler, die ich kennengelernt habe.
    »Sie sind zu emotional. Das ist völlig in Ordnung. Aber Sie können nicht mitkommen.«
    »Das ist ein Schimpfwort für Sie, Corte, hab ich recht? ›Emotion‹. Nicht leicht, ein Roboter zu sein, oder?«
    »Ryan, Schatz, bitte«, sagte Joanne und kehrte zur Rolle der braven Hausfrau zurück.
    Ich stritt nicht mit Ryan. Wie auch? Er hatte hundertprozentig recht.
    Er kam näher. »Vielleicht ist es Zeit, die Glacéhandschuhe auszuziehen, Corte. Und ehrlich zu sein: Es war alles Quatsch, was Sie erzählt haben, oder?«
    Ich wusste, was kommen würde.
    »Ihr ganzer Umgang mit mir, das waren nur Streicheleinheiten, nicht wahr? Stammt das aus der Trickkiste der Leibwächter? Gib deinem Mandanten etwas zu tun. Lüg ihn an. Erzähl ihm, du brauchst ihn unbedingt. ›Wir schnappen uns Loving zusammen, warten Sie nur, bis er woanders ist‹. Dann lassen Sie ihn eine Wiese voller Gänseblümchen bewachen. In Fairfax, in meinem Haus, da wussten Sie, dass Loving nicht aus dieser Richtung kommen würde, oder? Sie haben mich dort nur

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