Schutzlos: Thriller (German Edition)
Organisation an. Nichts über William Carter, seine Berufslaufbahn oder seine Lebensumstände gab mir Anlass zur Sorge. Meine nächste Suche betraf das Mädchen. Amanda Kessler war ein typischer Teenager, auf Facebook, MySpace und in Blogs aktiv, aber die persönlichen Informationen waren minimal. Darüber war ich erleichtert. Soziale Netzwerke im Internet haben unseren Job als Schäfer zum Albtraum gemacht, wegen all der persönlichen Einzelheiten, die von den Leuten bereitwillig verbreitet werden. Ich stellte außerdem fest, dass Amanda nie etwas über William Carter, sein Ferienhaus oder Loudoun County ins Netz gestellt hatte.
Ich hatte mich überzeugt, dass es Loving praktisch unmöglich sein würde, eine Verbindung zu finden. »Rufen Sie ihn an.« Ich gab Ryan ein Mobiltelefon zum Aufklappen, schwarz, ein bisschen größer als die üblichen Geräte von Nokia oder Samsung.
»Was ist das?«
»Ein sicheres Handy. Verschlüsselt und über Proxys umgeleitet. Bis ich etwas anderes sage, werden Sie ab jetzt nur noch dieses Telefon benutzen.« Ich sammelte ihre Handys ein und nahm die Batterien heraus.
Ryan untersuchte das Gerät – Joanne sah es an, als wäre es eine Giftschlange – und rief dann Carter an.
Er trennte die Verbindung. »Er ist unterwegs.« Dann zögerte der Detective kurz, überlegte, was er sagen sollte, und drehte sich zur Tür um. »Amanda?«, rief er. »Komm mal runter, Schätzchen. Wir wollen mit dir reden.«
Einen Augenblick später erschien ein Schatten in der Tür, und die Tochter betrat die Küche. Das Mädchen trug eine Brille mit rotem Gestell, ihr dunkles Haar war lang und füllig. Sie hatte
den Körperbau ihres Vaters: schmale Hüften und breite Schultern. Eine Basketballspielerin.
Ihre Augen waren flink, und obwohl sie wahrscheinlich teilweise mitbekommen hatte, was die Agenten draußen taten, wirkte sie unerschrocken. Sie musterte mich eingehend.
»Amanda, das ist Agent Corte«, sagte ihre Stiefmutter. »Er arbeitet für die Regierung. Wie das FBI.«
»Hallo, Amanda«, sagte ich.
»Guten Tag.« Sie schien sich mehr für meinen eindrucksvollen Laptop zu interessieren als für mich persönlich.
Kindern zu erzählen, dass sie in Gefahr sind, ist eine Kunst (Mädchen, habe ich festgestellt, kommen besser mit der schlechten Nachricht zurecht als Jungen). Ich habe solche Gespräche trainiert, aber im Allgemeinen ist es mir lieber, wenn die Eltern zuerst mit ihnen reden. Ryan übernahm die Aufgabe. »Wir haben ein kleines Problem, Mandy.«
Das Mädchen nickte, ihr Blick wurde noch schärfer.
»Anscheinend ist jemand wegen eines Falls von mir nicht sehr glücklich, und meine Kollegen und das FBI werden ihn verhaften. Aber bis es so weit ist, werden wir das Haus für eine Weile verlassen.«
»Jemand, den du verhaftet hast?«
»Das wissen wir nicht.«
»Du hast gesagt, du hast in letzter Zeit nicht viele Fälle bearbeitet.«
Ryan zögerte mit seiner Antwort. »Es könnte länger zurückliegen. Wir wissen es einfach noch nicht.«
»Wir können nicht genau sagen, was er vorhat«, erklärte ich, »aber wir wissen, dass er gefährlich ist.«
»Deine Mom und ich fahren mit Agent Corte, um über den Fall zu reden, damit sie herausfinden, wer dahintersteckt«, fuhr Ryan fort.
»In ein Gefängnis?«
»Nicht ganz, aber es ist besser, wenn wir das Haus verlassen«, sagte Ryan. »Während wir den Behörden helfen, wirst du ein paar Tage bei Onkel Bill verbringen. In dem Haus am See.«
»Ach, komm, Dad«, jammerte sie. Ihr hübsches, rundliches Gesicht, das von leichter Akne überzogen war, schob sich enttäuscht zusammen, was mir übertrieben vorkam. »Ich darf die Schule nicht versäumen.« Sie zählte die Gründe auf: die erste Prüfung des Schuljahrs in Biologie, Basketballtraining, ihr Einsatz in einer Beratungs-Hotline für Schüler, ein Ausschuss für ein Schulfest. Sie feuerte sie rasch hintereinander ab, in der Hoffnung, dass einer hängenbleiben würde. »Ich kann einfach nicht weg!«
Kinder… unverwundbar, unsterblich. Und nach ihrer eigenen Einschätzung der Mittelpunkt des Universums.
»Du bist maximal ein paar Tage weg. Es ist wie Ferien.«
»Ferien? Jetzt hör aber auf, Jo.«
»Geh ein paar Sachen packen, auf der Stelle.«
»Jetzt sofort ?«
Ich gab ihr ebenfalls ein sicheres Handy und nahm ihr eigenes an mich. Sie trennte sich nur widerwillig davon. »Und bis ich mein Okay gebe, kannst du leider auch nicht online gehen.«
»Was ?« Das war die schlimmste aller
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