Schutzlos: Thriller (German Edition)
Fahrzeug.«
»Hat jemand etwas Beiges gesehen, das da war und dann wieder weg? Eine Limousine?«
»Beige? Nein, und wir haben alles abgeklappert. Aber einer meiner Leute auf der anderen Straßenseite hat einen Blick auf seinen Partner erhascht. Im Garten auf der Seite, bei den Bäumen, dort, wo Garcia aufgepasst hat. Groß, dünn, sandfarbenes Haar, mit einer dunkelgrünen Windjacke oder Armeejacke bekleidet.«
»Waffe?«
»Ein schwarzer Autolader. Was genau, konnte er nicht sagen. Der Mann kam schnell aus dem Wald gelaufen, nachdem Sie weggefahren waren.«
Wir hatten das dicht besiedelte Gebiet hinter uns gelassen. Ringsum dehnten sich jetzt Felder aus, dazwischen einzelne Häuser und Gewerbegrundstücke, die sich mühsam über Wasser hielten oder schon aufgegeben waren. Ich reduzierte die Geschwindigkeit jetzt bis auf das erlaubte Tempo.
»Hat Teddy Knox Loving identifiziert?«
»Ja.«
Abe Fallow hatte uns immer wieder eingetrichtert, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Auch wenn Loving der Mann sein mochte, den man in West Virginia angeheuert hatte, damit er Kessler aufs Korn nahm, hatten wir keinen unabhängigen Beweis gehabt, dass er auch tatsächlich der Angreifer gewesen war. Bis jetzt.
»Wir haben außerdem ein paar Fingerabdrücke auf dem Klebeband, das er bei Knox und seiner Frau benutzt hat«, fügte Freddy hinzu. »Nur ein Teilabdruck, aber er ist es.«
Meine Mandanten, ich sah oder spürte es, starrten mich alle gespannt an.
»Die Knoxes?« Ich hoffte, ich würde nicht die Nachricht überbringen müssen, dass die Frau tot war.
»Sind beide okay, falls das Ihre Frage war.«
»Sie war es.«
Ich sagte es den Kesslers.
»Oh.« Joanne atmete aus, senkte den Kopf und flüsterte: »Danke.« Der Haushalt war mir nicht religiös erschienen, aber ich hatte nun den Eindruck, dass sie selbst es vielleicht war und ein Gebet zum Himmel schickte.
»Und?«, fragte ich Freddy und meinte, ob einer der beiden noch etwas gesagt hatte.
»Nichts, außer dass sie ihn identifiziert haben. Die würden selbst unter Folter nicht reden.«
»Ihr Eindruck?«
»Die wissen im Grunde nichts. Wir könnten vielleicht herausbekommen, was er anhatte, aber was hätten wir davon? Nicht viel, würde ich behaupten.«
Ich fragte, ob uns die Waffe in Knox’ Hand irgendwohin führen könnte.
Er lachte säuerlich. »Die wurde vor Jahren gestohlen. Die Spurensicherung hat den Wagen, den Garten, Komposthaufen und Biotonnen in der ganzen verdammten Gegend auf den Kopf gestellt. Auch den Wald, wo sein Partner gesehen wurde. Keine Spuren. Nichts, niente . Sie wissen nicht einmal, wo Loving und sein Freund geparkt haben. Nicht ein einziger Reifenabdruck, nicht eine Faser. Und ich hätte geschworen, dass er frühestens in ein paar Stunden hätte hier sein können. Da hab ich mich wohl schwer geirrt.«
Ich glaubte, eine Erklärung für Lovings vorzeitige Ankunft in Fairfax zu haben. »Ich vermute, er hat den Angestellten in dem Motel in West Virginia irgendwie unter Druck gesetzt und ihn sagen lassen, dass er um acht Uhr ausgecheckt hat, obwohl er in Wirklichkeit schon um vier oder fünf Uhr morgens abgereist ist.«
»Volltreffer, Corte. Alles, was er tun musste, war, den Namen
der Tochter des Angestellten zu erwähnen und in welche Mittelschule sie geht.«
Loving leistete dieselbe Menge Hausaufgaben wie Claire DuBois. Und wie schon Jahre zuvor empfand ich eine perverse Bewunderung für sein methodisches Vorgehen und seine Gründlichkeit.
»Aber die helle Limousine war seine«, fuhr ich fort, »weil es andere Zeugen in dem Motel gibt, die sie schon früher gesehen haben.«
»Richtig.« Er fügte hinzu, dass das FBI-Büro Charleston den Raum sorgfältig durchsucht und nichts gefunden hatte.
Ich blickte mich um und begann eine neue Folge von Ausweichmanövern.
Kein beigefarbener Wagen. Nichts Ungewöhnliches. Die Einheimischen taten, was sie an einem Samstag tun. Sie fuhren zu Läden oder Fastfood-Restaurants, brachten ihre Kinder zu Fußballspielen oder Taekwondo-Kursen.
»Was glauben Sie, Freddy, war das ernst oder nur ein Ablenkungsmanöver?« Ich kam nicht dahinter, welche Strategie Loving bei dem Haus verfolgt hatte. Hatte er uns wirklich alle töten und Ryan und seine Familie als Geisel nehmen wollen? Oder war es nur eine Finte gewesen? Hatte er etwas anderes im Sinn, etwas, worauf ich nicht kam?
»Hm … Ich würde sagen, es war ernst«, vermutete Freddy. »Er wollte sich Ryan schnell greifen und wieder verschwinden.
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