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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Hüfte nicht gewesen wäre, hätte ich ihn vielleicht zu einem zweiten Drink ermuntert.
    Er hatte so laut gesprochen, dass seine Frau hören konnte, was er sagte; offenbar entschuldigte er sich so indirekt auch bei ihr.
    »Ich weiß, Sie halten das alles für einen Irrtum«, begann ich, »aber auf die entfernte Möglichkeit hin, dass es doch keiner ist, möchte ich herausfinden, wer Loving angeheuert hat.«
    »Den Auftraggeber«, sagte er. »Ich habe Sie vorhin gehört.«
    »Richtig.«
    »Zuerst hielt ich alles für Quatsch. Aber nach dem, was beim Haus passiert ist… Es ergibt doch keinen Sinn, dass jemand solche Anstrengungen unternehmen würde, wenn er nicht glaubte, ich wüsste etwas.«
    »Nein«, sagte ich. »Nicht Henry Loving.« Dann erklärte ich, dass wir immer versuchen, an den Auftraggeber heranzukommen. »Wenn es uns gelingt, ihn zu verhaften, erhalten wir meist Informationen, die uns zu dem Lifter führen. Oder der Lifter verschwindet einfach, da sein einziges Interesse die Bezahlung ist. Von einem Auftraggeber in Haft wird er sein Honorar nicht kassieren können. Er macht sich einfach aus dem Staub.«
    »Ich habe zwei große Fälle im Augenblick.«
    Das war alles? Ich war überrascht. Ein Polizist in seinem Alter und mit seiner Erfahrung müsste in einer Stadt wie Washington D. C. normalerweise in Fällen ersticken. »Erzählen Sie mir alles darüber«, forderte ich ihn auf. »Ich lasse es von jemandem überprüfen. Vorsichtig. Ihre Ermittlungen werden nicht gestört werden.«
    »Aber ich muss zu meiner Zeit an die hundert Straftäter hinter Gitter gebracht haben. Nein, mehr. Es könnte ein Racheakt sein.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Zum einen will er Sie nicht kaltmachen. Er will Informationen. Abgesehen davon haben Sie sich mit Straßenkriminalität befasst.«
    »Ja.«
    »Wie oft war Rache ein Motiv? Und wer steckte dahinter?«
    Ryan dachte darüber nach. »Nur ein Dutzend Mal. Und es waren meist eifersüchtige Liebhaber oder ein Gangster, der sich vom anderen übers Ohr gehauen fühlte. Sie haben recht, Corte, nichts in der Art.«
    »Erzählen Sie mir von Ihren Fällen.«
    Der erste, erzählte er, war ein gefälschter Scheck, ausgestellt auf das Konto eines Mannes, der für das Pentagon arbeitete.
    »Das Opfer heißt Eric Graham. Ziviler Systemanalytiker.« Ryan erklärte weiter, das Scheckbuch sei dem Mann in der Innenstadt
von Washington aus dem Wagen gestohlen worden. Der Täter sei klug vorgegangen. Er hatte Grahams Kontostand herausgefunden, einen Scheck über fast die gesamte Summe ausgeschrieben und an ein anonymes Online-Konto geschickt. Sobald das Geld freigegeben war, hatte er Goldmünzen von einem Händler dafür gekauft. Sie waren an ein Postfach geliefert worden, er hatte sie abgeholt und vermutlich in Bargeld umgetauscht. Eine geschickte Geldwäschemethode. Der Täter hatte den Scheck nirgendwo persönlich vorzeigen müssen.
    »Der arme Teufel«, sagte Ryan. »Wissen Sie, wie viel auf dem Konto war? Graham hatte gerade vierzigtausend Dollar einbezahlt.«
    Joanne saß in der Nähe und schaute in den leise gestellten Fernseher. Sie hatte offenbar zugehört. »So viel Geld auf einem Girokonto? Das ist ein bisschen verdächtig, findest du nicht?«
    Ich erinnerte mich, dass sie Statistikerin gewesen war, sodass sie mit Zahlen gut umgehen konnte und wahrscheinlich diejenige war, die sich um die Finanzen des Haushalts kümmerte. Ich bemerkte außerdem, dass sie anscheinend noch nie von dem Fall gehört hatte. Das kam mir merkwürdig vor, da meiner Erfahrung nach Ehepaare häufig über ihre Arbeit sprachen. Andererseits erinnerte ich mich an ihre Empfindlichkeit gegenüber den schmutzigeren Seiten des Lebens. Vielleicht waren Bettgespräche selbst über gewaltlose Verbrechen unerwünscht.
    Ihr Mann sagte jedoch, das habe er überprüft. »Anscheinend hatte er gerade ein paar Aktien verkauft und das Geld auf das Konto gelegt, weil er die Studiengebühr für seinen Sohn an einer Ivy-League-Universität davon bezahlen wollte. Es war eine Woche nach dem Diebstahl fällig.«
    »Irgendwelche Spuren?«, fragte ich.
    »Ich habe den Fall vor eben erst zehn Tagen bekommen. Ich war noch nicht sehr weit gekommen. Das Postfach, aus dem die Münzen abgeholt wurden, befand sich in New Jersey. Der
Mann, der sie abholte, war Asiate, in den Zwanzigern. Ich habe mich mit der Polizei in Newark in Verbindung gesetzt, aber … na, Sie können sich ja denken, dass sie

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