Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
Polarisierung und Aggressivität in der amerikanischen Politik gelesen hatte.
    Mein Telefon läutete. »Freddy.«
    »Wo sind Sie?«
    »Ich versuche, keine Demonstranten wegen des Kandidaten für den Obersten Gerichtshof zu überfahren.«
    »Überfahren Sie ein paar für mich.«
    »Sind Sie dort?«
    »Ja, wir sind vor Ort, am Sammelpunkt.«
    »Tut sich was?«
    »Nichts bisher.«
    »Ich bin in Kürze da.« Ich kam jetzt auf der anderen Seite des Aufmarschs heraus, überzeugt, dass mich niemand verfolgte, und raste zu einer kleinen Werkstatt gleich nördlich der Union Station, die wir manchmal benutzten. Fünf Minuten später hatte ich Garcias offizielles Auto gegen ein weiteres falsches getauscht und verließ die Werkstatt durch ein anderes Tor als das, durch das ich gekommen war.
    Zehn Minuten später war ich bei der Fliegenfalle.
    Das Spiel gegen Henry Loving ging in eine neue Runde.

11
    Wir hatten diesen Ort, ein schmuddeliges Stück North East D. C., ausgesucht, weil er perfekt ist, um jemanden aus dem Verkehr zu ziehen.
    Manche Industriegegenden des District of Columbia, so auch dieser, sind so atemberaubend scheußlich wie nur irgendetwas, das Detroit oder die Southside von Chicago zu bieten haben. Das Lagerhaus, das wir für ein Butterbrot gemietet hatten, lag in einer sumpfigen, von Unkraut überwucherten Müllkippe, durch die kreuz und quer verrostete Eisenbahnschienen (ich hatte dort nie einen Zug gesehen), löchrige Zufahrtsstraßen und ein paar säuerlich riechende Kanäle liefen.
    Unser Grundstück maß anderthalb Hektar voller Müll, mit Gruppen blutarmer Bäume und Wassertümpel von der Farbe einer kränkelnden tropischen Eidechse. In der Mitte stand ein uraltes Lagerhaus, das gerade bewohnt genug wirkte, um es als sicheres Haus glaubwürdig zu machen. In der Nähe standen zwei kleine, zerfallende Nebengebäude, wo taktische Teams auf die bösen Jungs warten konnten; sie boten perfekte Kreuzfeuerpositionen.
    Das Lagerhaus selbst hatte kugelsichere Ziegelwände und nur wenige Fenster. Wir hatten es bereits einige Male benutzt, allerdings nur zweimal erfolgreich. Das letzte Mal war im Januar gewesen, als ich vier Stunden lang in einem Schneesturm gesessen und immer kälter werdenden Kaffee aus einem durchweichten Becher in den beißenden roten Fingern geschlürft hatte, bis der Killer endlich seinen kühnen und aus seiner Sicht unglücklichen Zug gewagt hatte.
    Ich fuhr jetzt durch rückwärtige Gassen und Brachflächen, größtenteils unsichtbar für eine Überwachung von außerhalb des Grundstücks. Ich parkte in einiger Entfernung vom Lagerhaus, neben den anderen Dienstfahrzeugen, außer Sicht der nahegelegenen Zufahrten und Straßen. Dann ging ich mit meiner umgehängten Schultertasche durch eine Gruppe Sträucher und unter einer verrosteten Eisenbahnbrücke ohne alle Graffiti hindurch; selbst die Jugendbanden hatten kein Interesse an diesem erstklassigen Beispiel städtischen Zerfalls. Ich suchte das
Gebiet noch einmal mit den Augen ab, sah keine Anzeichen einer feindlichen Überwachung und schlüpfte durch hohes Unkraut auf den Sammelplatz zu. Ein Blick auf den Boden – die abgeknickten Zweige, umgedrehten Blätter und Steine – verriet mir, dass Freddy mindestens sechs Agenten mitgebracht hatte (die sich alle offenbar nichts dabei dachten, solche deutlichen Spuren ihrer Anwesenheit zu hinterlassen). Ich verbrachte einige Zeit damit, die offensichtlichsten Zeichen unkenntlich zu machen.
    Ich befand mich mitten in einer Welt aus Schrott und aufgegebenen Fahrzeugen, aus rostigen Gerätschaften und regelrechten Müllbergen. Rechts von mir erhaschte ich einen Blick auf einen schmalen Kanal voll gallegrünem Wasser, angefüllt mit reichlich Abfall und zwei toten Eichhörnchen, die vermutlich dort gelandet waren, weil sie von der Brühe getrunken hatten. Gegen alle Wahrscheinlichkeit trieb ein kleines Elektroboot in der Strömung auf den Kanal zu. Dann war der Streifen fauliges Wasser nicht mehr zu sehen, und einen Moment später erreichte ich den Kommandoposten und begrüßte Freddy und seine Leute: sechs männliche Agenten in den Dreißigern, groß, kräftig und ernst, und eine jüngere, ebenfalls düster blickende Frau. Der Mix dieser Gesetzeshüter spiegelte die Bevölkerung der Stadt wider: Schwarze, Latinos, die Weißen in der Minderheit  – die Frau und ein älterer, erfahrener Agent. Die Leute glauben oft, beim FBI würden alle dunkle Anzüge und weiße Hemden tragen oder die Furcht

Weitere Kostenlose Bücher