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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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bestellen. Niemand verlässt die Suite. Ich bin nicht lange weg.«
    »Was ist los, Corte?«, fragte Ryan.
    Ich zuckte beiläufig mit den Achseln. »Ich treffe mich mit jemandem wegen des Jobs.«
    Ich verließ rasch den Raum, ohne zu erklären, dass dieser Jemand zufällig Henry Loving selbst war.

10
    Wie die Rolle des Schäfers im Personenschutz genau aussehen sollte, ist strittig.
    Der Spitzname selbst sagt schon alles. »Schäfer« ist für mich kein bunt gekleideter Hirte mit Krummstab, sondern ein sehr großer Hund.
    Ich habe selbst nicht viel mit Hunden am Hut, aber ich weiß, es gibt die einen Hütehunde, die Schafe um eine Wiese treiben, und es gibt die anderen, die nicht nur die Herde bewachen, sondern auch Räuber attackieren, wie groß und wie zahlreich sie auch sein mögen. Welche dieser beiden Rollen sollten wir Personenschützer einnehmen? Abe Fallow sagte immer: »Die Aufgabe des Schäfers ist es, die Mandanten zu beschützen. Das ist alles. Die Killer und Lifter und ihre Auftraggeber soll jemand anders fangen.«
    Dieser Auffassung konnte ich mich jedoch nicht anschließen – einer der wenigen Punkte, in denen ich nicht mit meinem Mentor übereinstimmte. Ich glaube, unsere Aufgabe besteht sowohl darin, die Herde in Sicherheit zu führen, als auch allen Wölfen, die sie bedrohen, die Kehle herauszureißen. Den Mandanten zu schützen und den Killer und seine Auftraggeber auszuschalten sind für mich untrennbar miteinander verknüpft.
    Während ich in hohem Tempo in Garcias Taurus in Richtung District fuhr, sprach ich mit Freddy, der den Jagdtrupp leiten würde. Die eine Abteilung, über die meine Organisation nicht verfügt, ist eine taktische. Ich hatte immer eine haben wollen (und schon den Spitznamen »Revolverhelden« dafür parat gehabt), aber Ellis war mit diesem Ansinnen in den Ausschüssen abgeblitzt. Taktische Abteilungen sind überraschend teuer. Also stützen wir uns diesbezüglich auf das FBI und manchmal auf örtliche SWAT-Einheiten.
    Nachdem ich den Plan dargelegt hatte, mit dem ich Henry Loving zu fangen hoffte, sagte Freddy: »Und Sie glauben, das wird funktionieren, Corte? Hört sich an wie Weihnachtsmann trifft die Zahnfee.«
    »Sind Sie schon dort?« Da er in der 9. Straße in Washington saß, hatte er einen kürzeren Weg als ich.
    »Sagen wir in zwanzig Minuten.«
    »Beeilen Sie sich. Wie viele Leute haben Sie?«
    »Jede Menge, mein Sohn. Frieden durch überlegene Feuerkraft.« Ein Zitat von irgendwo, wenn ich mich nicht irrte. Wir legten auf, und ich raste weiter auf Washington D. C. zu.
    Bei Hermes’ Anruf war es um eine Fliegenfalle gegangen, eine List, die wir regelmäßig anwenden, um die Bösewichter an einen Ort zu locken, wo wir sie festnageln können. Sie funktioniert nur jedes zwanzigste, dreißigste Mal, aber das ist kein Grund, es nicht zu versuchen. Alle unsere Fahrzeuge und die meisten Handys der Schäfer haben eine elektronische Vorrichtung eingebaut, die wir Squawk Box nennen und die in regelmäßigen Abständen einen fingierten Telefonanruf übermittelt, der verschlüsselt, aber verfolgbar ist. Ein Lifter oder Killer mit der richtigen Ausrüstung kann die Nummer ausfindig machen, die angerufen wird, einen Festnetzanschluss, dem er über ein schlichtes umgekehrtes Telefonbuch eine Adresse zuordnen kann.
    Laut Hermes hatte Loving einen dieser automatisierten Anrufe aus dem Armada aufgefangen, als der Wagen vor dem Haus der Kesslers geparkt war. Er hatte die Festnetznummer angerufen, ein Telefon in einem Lagerhaus im Nordosten Washingtons. Die Nachricht, die er dort gehört hatte, lautete, dass das Lagerhaus nicht mehr in Betrieb sei. Der Clou dabei war, dass ich die Nachricht selbst aufgenommen hatte, sodass jeder, der über einen Abdruck meiner Stimme verfügte, wie es Loving vermutlich tat, glauben würde, dass dort tatsächlich die Kesslers untergebracht waren.
    Angesichts des Drucks, bis Montagabend Informationen aus Ryan herauszubekommen und die »nicht hinnehmbaren Folgen« zu vermeiden, die in der E-Mail an Loving angekündigt worden waren, und angesichts Lovings gnadenlosem Drang, seine Aufträge zu Ende zu bringen, hielt ich es für wahrscheinlich, dass er und sein Partner das Lagerhaus zumindest auskundschaften würden.
    Der Wettstreit zwischen Loving und mir würde jetzt ernsthaft beginnen.
    Ich vergleiche meinen Job oft mit etwas, das ich (eine ansonsten leidenschaftslose Person, wie man mir sagt) leidenschaftlich betreibe: Brettspiele, die ich nicht nur

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