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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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Erleichterung. Zum Händewaschen musste er die Schultern aber wieder herunternehmen, weswegen er die Tür kurz öffnete, einen tiefen Atemzug nahm und dann unter dem entgeisterten Blick der davor wartenden Frau wieder schloss. So schaffte er die Handreinigung ohne weiteres Luftholen, und mit einem tiefen Seufzer verließ er die Kabine wieder, von all der Anstrengung stark schwitzend.
    Als sich die Frau an ihm vorbeischob, blickte sie fragend in das purpurfarbene Gesicht des Kommissars. Noch bevor sie ganz in der Kabine war, sah der Kommissar, wie sich ihre Nasenflügel blähten, ihre Augen groß wurden und sie ihm einen vorwurfsvollen Blick zuwarf. Er wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, da knallte sie die Tür zu.
    Mit hängenden Schultern machte er sich auf den Rückweg zu seinem Platz – und musste jäh innehalten. Eine Stewardess versperrte ihm mit einem Servierwagen den Weg. Ein prüfender Blick verriet ihm, dass es unmöglich war, daran vorbeizukommen, ohne über mindestens drei Sitze zu steigen.
    »Äh, Entschuldigung, ich müsst grad mal …«, begann er, verstummte aber, als sich seine Stewardess zu ihm umdrehte.
    »Sie schon wieder! Was ist denn diesmal? Brauchen Sie eine Sauerstoffflasche?«
    »Nein, ich wollt eigentlich nur vorbei.«
    »Na, Sie sehen ja, dass das nicht geht. Sie hätten eben nicht während des Service aufstehen sollen. Jetzt müssen Sie warten.«
    »Gibt’s denn keinen … Umweg, oder so?«
    Sie dachte nach. »Na ja, sie könnten durch den Keller gehen und hinten wieder rauf.«
    »Aha, und wie komm ich in den …«
    Sie verdrehte die Augen, und Kluftinger wurde klar, dass es hier gar kein Untergeschoss gab, durch das er hätte gehen können. Er blieb also resigniert hinter ihr, hörte etwa einhundert Mal die Frage: »Darf es für Sie etwas zu trinken sein? Und ein kleiner Snack? Cookie oder Laugenstange?«, bis er schließlich wieder an seinem Platz war.
    »Hast du Verstopfung?«, empfing ihn sein Kollege.
    »Hä?«
    »Weil du so lange gebraucht hast.«
    »Nein, das war … ach, das ist eine lange Geschichte.« Kluftinger machte eine wegwerfende Handbewegung. »Jetzt hab ich aber wirklich Hunger. Hast du mir was zum Trinken bestellt?«
    »Ja, hier.«
    Maier reichte ihm ein Plastikbecherchen mit einer roten, dickflüssigen Brühe.
    »Was soll denn das sein?«, fragte Kluftinger angewidert.
    »Tomatensaft.«
    »To… was?«
    »Ja, das trinkt man gemeinhin in Flugzeugen.«
    Kluftinger seufzte. »So, tut man das?« Er hatte keine Kraft mehr für eine Gegenwehr, und wenn er ehrlich war, schmeckte der Saft gar nicht so schlecht, ein bisschen wie die Fertigsoße, die bei seinen Lieblingsspaghetti immer dabei war. Gegen seinen Durst half das Gebräu freilich nichts. Dennoch mampfte er tapfer seine Brotzeit, packte die Reste in seine kleine Mülltüte und fiel ermattet in einen kurzen Dämmerschlaf.
    Ein lautes Rauschen weckte ihn unsanft daraus, und sofort begann sein Herz wieder wie wild zu pochen. Er blickte nach oben und fand das Gurtzeichen bedrohlich leuchtend, worauf er nach draußen sah und beobachten konnte, wie sich die Tragfläche in sich verschob. Irgendetwas musste sich gelöst haben. Er kratzte sich am Kopf, an der Nase und am Brustbein, um zu verbergen, dass er sich eigentlich bekreuzigte, und versprach sich innerlich hoch und heilig, dass er, sollten sie diesen Flug überleben, ganz sicher mit dem Auto zurückfahren würde. Doch seine Hoffnung darauf schwand, als das Flugzeug zur Seite kippte und er plötzlich fast senkrecht auf den Erdboden starrte. Sein Kopf ruckte zu Maier, der selig in seinem Sitz schlief. Sollte er ihn wecken? Oder sollte er ihm die letzten Sekunden Todesangst lieber ersparen und ihn friedlich ins Jenseits hinübertreten lassen? Kluftinger blickte sich gehetzt um. Niemand schien von dem sich anbahnenden Drama Notiz zu nehmen. Selbst die Stewardessen schienen noch bester Laune. War vielleicht alles doch gar nicht so schlimm? Gab es noch die Chance auf Rettung? Aber wie sollte er das einschätzen, es war ja sein erster Flug.
    Jetzt drehte sich die Maschine wieder in die Waagrechte, was Kluftinger ein bisschen beruhigte, allerdings nur, bis es unter ihm so heftig rumpelte, dass sogar Maier aufwachte und er sich sicher war, der komplette Gepäckraum sei soeben vom Rumpf abgerissen worden.
    »Ah, das Fahrwerk ist ausgefahren, gleich landen wir«, kommentierte Maier mit einem lang gezogenen Gähnen das Geräusch.
    »Ja, ja, das Fahrwerk. Eh klar«, nickte

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