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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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dem Weg ja einige große Seen. Und was, wenn unser Flug umgeleitet wird?«
    Die Frau mit den streng zurückgekämmten Haaren sah sich Hilfe suchend um. »Nun, in dem praktisch unmöglichen Fall einer Notwasserung ist die Weste unter Ihrem Sitz. Ich muss mich jetzt weiter um die Startvorbereitungen kümmern, wenn Sie gestatten.«
    »Ja, schon, bloß …« Er deutete mit dem Kopf nach rechts und verdrehte die Augen in Maiers Richtung.
    »Wie bitte?«
    Wieder bewegte Kluftinger den Kopf und verdrehte die Augen. Sie folgte seinem Blick, der direkt auf Maiers Handy ging.
    »Sie müssen Ihr Telefon jetzt ausschalten«, entfuhr es ihr barsch. Ihre Geduld mit dieser Sitzreihe schien schon vor dem Start langsam ihrem Ende entgegenzugehen.
    »Siehst du, ich hab’s dir gleich gesagt«, flüsterte der Kommissar, nachdem die Stewardess verschwunden war. Dann murmelte er etwas von »Weste kontrollieren«, beugte seinen Kopf zwischen seine Beine und fummelte unter seinem Sitz herum. Als er eine Kordel zu fassen bekam, zog er daran, worauf sofort ein durchdringendes Zischen erklang. Er steckte den Kopf noch weiter zwischen die Beine und sah, wie sich der Platz unter seinem Sitz mit orangefarbenem Plastik füllte. Blitzartig setzte er sich wieder gerade hin und schaute zu Maier.
    »Ist dir zu warm?«, kommentierte der seinen roten Kopf.
    »Mir … nein, wie kommst du denn da drauf?«
    »Zischt da was?«
    »Ich hör nix.« Kluftinger begann zu pfeifen, um so die Geräusche unter seinem Sitz zu übertönen. Dann haute er mehrmals mit seinen Hacken gegen die nun vollständig entfaltete Schwimmweste, um sie wieder ganz unter den Sitz zu schieben.
    »Hast du was am Bein?«
    »Wieso am Bein?«
    »Du zuckst so.«
    »Herrgott, was ist denn los mit dir? Bin ich hier beim Arzt oder was? Sei doch nicht so nervös. Wird schon alles gut gehen.«
    Seine Aufmerksamkeit wurde von einem Ruck abgelenkt, als sich das Flugzeug langsam in Bewegung setzte und auf seine Startposition rollte. »Cabin crew prepare for take-off«, hörte Kluftinger, doch diesmal wollte er gar nicht wissen, was es bedeutete, denn sein ganzer Körper vibrierte, als die Triebwerke plötzlich hochgedreht wurden. Sie standen eine Weile, dann brandete ein ohrenbetäubendes Getöse auf, unter dem das ganze Flugzeug erzitterte. Der Kommissar presste stoßweise seinen Atem hervor, als der Schub einsetzte. Die Maschine beschleunigte so stark, dass sein Körper in den Sitz gepresst wurde. Er krallte sich in die Armlehnen und versuchte, nicht daran zu denken, mit welcher Geschwindigkeit sie hier über die Startbahn rasten. Dann hob die Maschine vom Boden ab, und Kluftinger drehte sich der Magen um. Seine Ohren fielen zu, und er schloss die Augen. Er öffnete sie erst wieder, als Maier sich zu Wort meldete: »Hättest du doch nur früher mal was gesagt«, sagte er mit anzüglichem Grinsen. Kluftinger folgte seinem Blick – und erstarrte. Seine rechte Hand hatte sich nicht in die Lehne, sondern in Maiers Schenkel gekrallt. Er zog sie so schnell zurück, als läge sie auf einer heißen Herdplatte.
    Die nächsten zwanzig Minuten verbrachten sie schweigend, und Kluftingers Puls normalisierte sich dank mehrmaligen innerlichen Absingens von Über den Wolken allmählich wieder – soweit das in dieser Höhe für ihn eben möglich war. Plötzlich knackte es im Lautsprecher, und die Stimme des Piloten meldete sich erneut: »Guten Tag, meine Damen und Herren, hier spricht noch einmal Ihr Kapitän. Wir haben inzwischen unsere Reiseflughöhe von einundzwanzigtausend Fuß beziehungsweise sechstausendfünfhundert Metern erreicht. Die Geschwindigkeit beträgt momentan siebenhundertdreißig Kilometer pro Stunde. Wir haben leichten Rückenwind und werden unser Flugziel Wien Schwechat voraussichtlich um 15.05 erreichen. Dort erwarten Sie Temperaturen um die achtzehn Grad bei leichter Bewölkung. Im Moment fliegen wir Nordnordost, werden aber vor dem Landeanflug eine Kurve Richtung Südosten fliegen, oder laienhaft ausgedrückt: nach rechts abbiegen …«
    »Also, die haben schon ein ziemliches Mitteilungsbedürfnis, oder?«, kommentierte Kluftinger abfällig.
    »Wieso, ist doch interessant.«
    » Rechts unter Ihnen können Sie jetzt Altötting sehen … «
    »Mach doch mal auf«, bat Maier.
    »Was?«
    »Das Rollo, ich will was sehen.«
    Kluftinger war noch nicht so weit, aus solcher Höhe auf die Erde zu blicken. »Ach was, das kennt man doch eh alles.«
    »Jetzt sei doch nicht so«, maulte Maier,

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