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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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deswegen wissen.
    Yumiko lächelte. »Nein, außer unseren Mandelaugen ist mir nichts bekannt. Und ich selber hab nicht mal die Laktoseintoleranz.«
    »Gott sei Dank«, sagte der Kommissar halblaut zu sich selbst.
    Wieder folgten quälende Minuten des Schweigens, während derer der Kommissar erst in seine Semmel biss und dann seinen Teller und das Glas mehrmals auf dem Tisch herumrückte, als suche er nach der perfekten Stellung der beiden zueinander.
    »Apropos Gott«, hob er schließlich erneut an, »habt’s ihr jetzt den Buddha, oder wie?«
    »Es gibt bei uns mehrere Religionen, von denen der Buddhismus die populärste ist, das stimmt schon. Das Besondere ist vielleicht, dass die nicht nur nebeneinander existieren. Viele Menschen gehören mehreren Religionen gleichzeitig an.«
    »Mei, das ist ja praktisch«, sagte Kluftinger anerkennend. »Ich wär auch manchmal gern noch evangelisch. Bei denen dauert ja der Gottesdienst meistens nicht so lang. Jedenfalls kürzer als bei unserem Pfarrer. Und dann hätt ich die Feiertage von denen auch noch.«
    »Also, Katholizismus und Protestantismus sind jetzt bei uns nicht so weit verbreitet. Eher schon Shintoismus.«
    »Ja, sicher, der Shinto.« Kluftinger nickte wissend. »Der ist natürlich auch ziemlich … interessant.« Er lauschte eine Weile dem Ticken der Uhr, dann fragte er: »Und dieser Shinto, der ist auch so eine Art Jesus, oder?«
    Wieder errötete Yumiko leicht. »Also, nein, so kann man das nicht sagen. Im Shintoismus gibt es eine große Zahl Götter, viele zum Beispiel in Form von Tieren.«
    »So? Habt’s ihr dann auch einen … sagen wir … Rauhaardackelgott?«, fragte er grinsend.
    Yumiko lachte. »Nein, nicht dass ich wüsste.« Dann sagte sie mit gesenkter Stimme: »Bei meinen Eltern darfst du solche Scherze aber nicht machen, die nehmen das alles sehr ernst.«
    Jetzt war es Kluftinger, dessen Äderchen auf den Wangen zu leuchten begannen, und er zog es vor, von nun an zu schweigen und sich seiner Käsesemmel zu widmen, bevor er noch weiter religiöse Gefühle anderer Kulturkreise verletzte.
    So saßen sie eine ganze Weile still beieinander und lauschten dem Verstreichen der Zeit, dessen Takt die Uhr auf der Kommode vorgab, bis sie schließlich hörten, wie ein Schlüssel von außen ins Schloss der Haustüre gesteckt wurde.
    »Mei, das wird die Erika sein«, entfuhr es Kluftinger freudig, und auch Yumiko wirkte erleichtert.
    Als seine Frau das Wohnzimmer betrat, begrüßte sie der Kommissar überschwänglich: »Ja, Schätzle, wo warst du denn so lang? Ich hab mir ja schon Sorgen gemacht. Komm doch rein zu uns.«
    »Ja, aber ich muss noch …«
    »Nein, lass nur, ich nehm deinen Mantel. Komm, setz dich hin und ruh dich aus.«
    Sie sah ihn misstrauisch an. In der letzten Zeit verhielt sich ihr Gatte sehr seltsam, und ihr Verdacht, dass eine andere Frau dahinterstecken könnte, fand immer neue Nahrung. »Bist du krank oder was?«
    »Wieso, ich werd meiner Frau doch noch den Mantel aufhängen dürfen.«
    »Ja, das schon. Aber wenn du nur alle fünfzehn Jahre auf diese Idee kommst, wird man ja mal fragen dürfen.«
    »Hallo, Mama«, begrüßte Yumiko sie und lenkte damit die Aufmerksamkeit auf sich. Kluftinger hatte das Gefühl, Erika freue sich im Gegensatz zu ihm sehr über diese neue Anrede.
    »Na, habt ihr euch gut unterhalten?«, erkundigte sich Erika, nahm neben ihrer Schwiegertochter Platz und tätschelte ihren Arm.
    Yumiko schaute prüfend zu Kluftinger und sagte dann schnell: »Ja, wunderbar. Und du, hast du alle Einkäufe erledigt?«
    »Ja, schon. Aber stell dir vor, ich musste alles von der Straße aus ins Haus tragen, weil irgend so ein Scherzkeks sein grausliges Auto bei uns in die Einfahrt gestellt hat. Das muss eine Art Werbegag von dieser Waffelfirma sein. Und da parken die hier bei uns alles zu. Eine Unverschämtheit, find ich.«
    Kluftinger, der gerade wieder hereingekommen war, räusperte sich und sagte: »Das ist das Auto vom Maier.«
    »Der arbeitet jetzt für Manner?«
    »Schmarrn. Ist doch bloß ein Mietwagen. Aber eigentlich ganz gut, ehrlich. Ich bin jetzt eine ganze Strecke von Wien daher gefahren, und muss sagen: ordentlich verarbeitet. Und grad die richtige Größe für …«, er kratzte sich demonstrativ am Kopf, »… sagen wir mal ein älteres Ehepaar oder so.«
    »Apropos Auto: Was ist denn jetzt mit unserem Auto? Das ist jetzt fast zwei Wochen beim Richten, so was gibt’s doch gar nicht. Ich hab mir schon das von der

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