Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall
Stock!«
»Danke, der Bedarf ist bei uns eher gering.« Kluftinger nickte ihm noch einmal zu, dann bog er auf den kleinen Hof der Kriminalpolizeidirektion. Dort bugsierte er seinen neu erworbenen Smart in die hinterste Ecke, direkt neben den Fahrradständer. Nachdem er eine Weile herumrangiert hatte, was ihm dank der Abmessungen des Kleinwagens und dessen Servolenkung ohne größere Schweißausbrüche gelang, stellte er den Motor ab und stieg aus. Mit einem zufriedenen Lächeln und durchaus ein wenig stolz drückte er auf seine Funkfernbedienung und sah noch einmal auf seinen neuen privilegierten Parkplatz. Sollten die anderen doch sagen, was sie wollten – was er von nun an fuhr, war das Fahrzeug der Zukunft, auch wenn es sich vielleicht noch nicht überall herumgesprochen hatte.
»Und bei der Eröffnung soll nur die Reliquienmonstranz geraubt werden, oder?«, fragte Hefele eine halbe Stunde später. Kluftinger hatte alle zu einer kurzen Besprechung gebeten. Der Kommissar sah zu Maier, der jedoch mit den Schultern zuckte.
»Hm … also von was anderem war bis jetzt mal nicht die Rede«, erklärte Kluftinger. »Wenn die das mit einer Geiselnahme machen wollen, auch wenn sie nur vorgetäuscht ist, dann können sie wahrscheinlich schlecht die ganzen anderen Sachen auch noch mitnehmen. Das ist ja eine Wagenladung Gold und Edelsteine, wenn man es zusammennimmt.«
»Und wenn die das gar nicht mehr so machen wollen und ihre Pläne geändert haben?«, gab Hefele zu bedenken.
»Das stimmt schon, Roland. Wir wissen nicht, ob morgen wirklich was passiert. Aber andererseits: Wir haben nichts Besseres als die Aussage von dem Strehl. Also müssen wir auch so lange davon ausgehen, dass er uns die Wahrheit gesagt hat, bis das Gegenteil bewiesen ist. Und einfach so zu tun, als hätten wir keine Hinweise auf eine mögliche Geiselnahme, wär mindestens, na ja, grob fahrlässig.«
»Dann lasst uns halt die Eröffnung verschieben, in Gottes Namen!«, fand Strobl.
Kluftinger widersprach: »Nein, Eugen, das bringt im Endeffekt auch nix. Irgendwann müssen wir eröffnen. Ich hab das vorhin schon mit dem Lodenbacher besprochen: Uns ist ja daran gelegen, dass wir den Mörder von der Frau Zahn finden. Wir müssen das morgen durchziehen, daran führt kein Weg vorbei.« Er verschwieg ihnen, dass es im Gespräch mit Lodenbacher vor allem um die Wichtigkeit des für die kommende Woche angesetzten Benefiz-Golfturniers gegangen war.
Maier pflichtete ihm bei: »Wir haben immerhin einen ganz schönen Wissensvorsprung durch den Typen aus Wien. Wir können das doch lückenlos überwachen, und die Manpower haben wir schon angefordert, inklusive SEK und Schutzpolizei. Ich glaube nicht, dass da den Besuchern morgen ernsthaft Gefahr droht.«
»Die Manpower, so, so«, wiederholte Strobl spöttisch, »aber wie wär’s denn mal mit Brainpower: Ich hab da nämlich eine Idee.« Er machte eine Pause und sah grinsend in die Runde.
Kluftinger zog auffordernd die Brauen nach oben.
»Ihr habt doch die Nachbildung von dieser Monstranz aus Wien mitgebracht, oder?«
»Schon«, stimmte Kluftinger zu, »die liegt bei mir im Kofferraum.« Er sah, als er sein neues Auto erwähnte, in die Gesichter seiner Kollegen, konnte jedoch zu seiner Überraschung keinerlei Häme erkennen.
»Also, folgende Idee: Wir tauschen vor der Eröffnung das Ding einfach aus und stellen das Original gemütlich in einen sicheren Tresor – bis wir die Täter auf frischer Tat gefasst haben.«
Kluftinger schüttelte den Kopf. »Nein, das haben der Richard und ich auch schon überlegt. Aber die Fälschung stammt ja von denen, die würden die sicher sofort wiedererkennen. Und stellt euch vor, diese Typen bemerken morgen bei ihrem Coup, dass wir versucht haben, sie aufs Kreuz zu legen – da könnte aus der vorgetäuschten schnell eine echte Geiselnahme werden. Das ist zu gefährlich.«
Alle vier starrten eine Weile wortlos zu Boden. Ein Großeinsatz am nächsten Morgen bei der Eröffnung des Museums war unumgänglich, das wurde nun allen klar.
»Also, Männer«, ergriff Kluftinger das Wort, »morgen läuft alles unter unserer Regie. Lodenbacher ist auch vor Ort, aber der wird uns nicht groß stören – der wird sich eher mit der Prominenz unterhalten wollen. Und das ist vielleicht auch das Beste. Wichtigstes Prinzip morgen ist Zurückhaltung, wir können es uns nicht leisten, dass die einfach wieder unerkannt abziehen, weil sie Lunte gerochen haben. Also verhaltet euch unauffällig,
Weitere Kostenlose Bücher