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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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draußen.
    Eine Stunde später bog er auf den gekiesten Hof einer Autovermietung in Kempten ein, um den Smart abzugeben. Er war wütend und enttäuscht, denn der besagte Kombi hatte sich doch nicht als sein Passat, sondern als ein höchstens halb so alter Mercedes herausgestellt. Resigniert schlug der Kommissar die rosafarbene Autotür zu. Er musste sich wohl damit abfinden: Sein treuer Begleiter war unwiederbringlich verloren. Was für ein Gestörter sich auch immer sein altes Gefährt geschnappt hatte, was auch immer er damit gemacht hatte – er würde es nicht wiedersehen. Den Gedanken, den Diebstahl doch noch zu melden, hatte er verworfen: Der Materialschaden war im Vergleich zum Imageschaden, den er erleiden würde, gering. Er hatte keine Lust, in Zukunft bei jedem Autodiebstahl von den Kollegen ein hämisches »Vielleicht haben die ja auch deine Karre!« zu hören.
    Ein neues Auto musste also her, und zwar bald, denn auch der Gedanke, in fünf Minuten wieder ohne fahrbaren Untersatz dazustehen, war wenig verlockend. Noch dazu lag ihm seine Familie ständig damit in den Ohren.
    Aber wie sollte er das anstellen? Welches Fahrzeug wäre das richtige? Er hatte sich ja noch gar nicht damit beschäftigt. Und eine Kluftinger-Familienkutsche musste einigen Anforderungen genügen: Sie musste billig, praktisch, sparsam und widerstandsfähig sein – und am besten genauso zuverlässig wie der gute, alte Passat. Wie sollte er nun aus dem Überangebot von Gebrauchtwagen den einen richtigen finden – noch dazu, wo er nicht gerade Übung hatte, was den Autokauf anging? Da lauerten doch überall Lügner und Betrüger! Und ein Neuwagen kam schon gar nicht infrage. Ob er Maier um Hilfe bitten sollte? Schließlich war der doch immer auf dem neuesten Stand der Technik.
    Mit hängendem Mundwinkel und gesenktem Kopf betrat er die Bürobaracke der Mietwagenfirma, aus der ihm eine Duftmischung aus Kaffeesatz, kaltem Rauch und Raumspray entgegenschlug. Hinter einem Tresen saß ein junger Mann in grünem Poloshirt, der eine extravagante Brille mit dickem rotem Rand trug. Kluftinger grüßte murmelnd.
    »Ah, der Smart aus Wien, richtig? Guten Tag. Sie Armer – hatten die Kollegen in Österreich denn kein vernünftiges Fahrzeug mehr? Mit diesem Einkaufswagen mehrere Hundert Kilometer runterzureißen ist ja wirklich die Höchststrafe! Noch dazu so eine rollende Litfaßsäule. Das tut mir aufrichtig leid, wir werden uns wirklich bemühen, dass so etwas nicht mehr vorkommt«, erklärte der Mitarbeiter der Vermietfirma mit professioneller Höflichkeit.
    Priml. Nicht einmal die standen zu den Autos, die sie da vermieteten. Wie so oft in den letzten Stunden fühlte sich Kluftinger genötigt, das kleine rosafarbene Gefährt zu verteidigen. »Für den Smart brauchen Sie sich nicht zu entschuldigen. Das ist ein astreiner Wagen – und ökologisch obendrein. Ich tät den sofort nehmen!«
    »Ach ja? Wenn Sie wollen, können Sie ihn kaufen!«
    Kluftinger runzelte die Stirn.
    »Nein, ehrlich. Der Vertrag mit Manner läuft aus, und wir müssten ihn sowieso umspritzen lassen, deshalb stoßen die Wiener Kollegen gerade alle Smarts ab, da kam erst gestern eine Mail rein. Die sind im Moment richtig günstig zu kriegen!«
    Der Kommissar horchte auf. »Ach so? Was kostet denn dann so was … also … tät so was kosten?«
    »Ich seh gern mal nach – lassen Sie mal die Nummer sehen … Moment …« Er tippte etwas in die Tastatur seines Computers. »Ah ja, der Wagen wäre, so wie er draußen steht, für fünfeinhalb zu haben, hat noch keine dreißigtausend drauf und wird demnächst zwei. Und als Zuckerl gibt es noch gebrauchte Winterreifen inklusive Felgen dazu.«
    »Fünfeinhalbtausend?« Das war deutlich weniger, als Kluftinger geschätzt hatte, weshalb er den Betrag noch einmal ungläubig laut wiederholte – eine Äußerung, für die er sich sofort verfluchte, vielleicht lag ja ein Irrtum vor, auf den er jetzt erst hingewiesen hatte.
    »Ja, das stimmt schon – mir scheint auch, da könnte man preislich noch etwas machen. Noch dazu bei dem Lack. Hätten Sie denn wirklich Interesse? Dann würde ich mal bei der Zentrale in Österreich nachfragen, ob da noch was geht.«
    »Hm … na ja, ich mein … fragen kostet ja nix, oder?«
    »Kein Problem, ich mach das gern für Sie«, sagte der Mann lächelnd und griff zum Telefonhörer, während Kluftinger noch einmal nach draußen ging. Er musste kurz nachdenken. Noch einmal besah er sich das kleine Auto von

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