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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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»Mehr so überall. Dein Rasierwasser ist das jedenfalls nicht.«
    »Herrschaft, Erika, was soll jetzt das schon sein, ehrlich, dafür hab ich jetzt keinen Nerv.«
    »Pass bloß auf, Butzele«, sagte sie leise und hob drohend den Zeigefinger. »Ich hab ein Auge auf dich!«
    Er blickte sie mit ausdruckslosem Gesicht an.
    »Jedenfalls muss ich jetzt noch schnell zum Einkaufen fahren«, sagte sie dann.
    Kluftingers Kopf ruckte herum. »Wie? Einkaufen? Ach was, wir ham doch alles da.«
    »Woher willst du denn das wissen? Also, irgendwie bist du heut komisch.« Wieder trat ein misstrauischer Ausdruck in ihr Gesicht.
    »Ich mein: Was braucht man denn schon an einem so … herrlichen Abend?« Er fand selbst, dass er eine Spur zu überschwänglich klang.
    Misstrauisch musterte sie ihn. »Wir brauchen Lebensmittel, sonst motzt der Herr wieder, dass es nix Gescheites zu essen gibt.«
    Er wog flugs einen leeren Kühlschrank gegen die Folgen ab, die die Wahrheit haben würde. »Aber bei dem Wetter läuft man doch am liebsten. Ein kleiner Abendspaziergang, bevor der Herbst über uns hereinbricht.« Über uns hereinbricht – als Verbrecher wäre er eine absolute Niete, fand der Kommissar.
    »Wir brauchen aber noch Getränke.«
    »Mhm.«
    »Soll ich die bis hierher tragen?«
    »Ich … nein, natürlich nicht. Gar nicht sollst du die tragen. Das mach natürlich ich. Die sind doch viel zu schwer für dich, ich nehm den Leiterwagen und hol die Sachen. Und du kannst dich schön in den Garten setzen und die gute Luft genießen.« Die Luft genießen – er war geliefert, das war klar.
    Sie trat einen Schritt näher. Wieder blähten sich ihre Nasenflügel, und sie schnupperte an ihm.
    Er war verärgert, aber auch ein bisschen geschmeichelt, dass sie nach all den Jahren offenbar immer noch eifersüchtig werden konnte.
    »Dein freundliches Angebot mit den Getränken, das Parfüm – hast du vielleicht ein schlechtes Gewissen?«
    »Ein schlechtes … ich glaub, bei dir hackt’s. Also, ich geh jetzt einkaufen.« Mit diesen Worten stürmte er nach draußen in die Garage, wobei er die Tür ein wenig heftiger hinter sich zufallen ließ, als er eigentlich gewollt hatte. Wenn er wirklich etwas zu verbergen gehabt hätte – also etwas weniger Harmloses als sein gestohlenes Auto –, dann hätte er mit diesem Abgang seiner erbärmlichen Vorstellung einen traurigen Höhepunkt beschert.
    Die Sonne ging bereits unter, als er vom Einkaufen nach Hause kam. Das Rad des Leiterwagens war seit Langem kaputt und hatte ihm beim Flaschentransport ein Schneckentempo aufgezwungen. Eigentlich hatte er es schon lange reparieren wollen, aber wann brauchte man schon den Leiterwagen? Um Sachen zu transportieren, hatte man ja schließlich ein Auto …

Mittwoch, 8. September
    Fahles Licht fiel durch das kleine staubige und fast zur Hälfte von Spinnweben überzogene Fenster in Kluftingers Garage, die er, in Ermangelung von etwas Besserem, gerne als »sein Reich« bezeichnete. Es war noch früh am Morgen, gerade machte die Nacht einem ersten Anflug von Dämmerung Platz. Der Wecker hatte heute mehr als eine Stunde früher geklingelt als gewöhnlich. Dennoch hatte der Kommissar eine knappe, eilige Katzenwäsche der Dusche vorgezogen und sich statt eines ausführlichen Frühstücks nur eine Tasse Pulverkaffee bereitet. Die stand jetzt auf dem schmalen Fensterbrett, während er selbst in der hinteren Ecke in der Kälte seiner gähnend leeren Garage kauerte und ächzte. Einen völlig platten Fahrradschlauch mit seiner altertümlichen Luftpumpe aufzufüllen, aus der hinten mehr Luft herauskam als vorn durchs Ventil, war kein Zuckerschlecken. Er wusste nicht genau, wann er zum letzten Mal sein Rad benutzt hatte, und hoffte inständig, dass der Reifen wenigstens kein Loch hatte, denn zum einen hatte er keine Ahnung, ob sich noch irgendwo Flickzeug befand, zum anderen lief ihm allmählich die Zeit davon. Doch nach einer Weile nahm er mit Zufriedenheit wahr, dass sich das Gummiprofil langsam, aber merklich vom Garagenboden hob. Na also, ging doch!
    Er zuckte zusammen, als sich auf einmal die Seitentür, die in den Kluftinger’schen Hausgang führte, quietschend öffnete. Im Schein der Korridorlampe stand Erika in Bademantel und Hausschuhen. Sie sah ihren Gatten verwundert an, und als der nichts sagte, sondern nur ausdruckslos zurückstarrte, fragte sie: »Kannst du mir mal verraten, was du hier in der dunklen Garage machst? Warum du auf einmal eine Stunde früher aufstehst

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