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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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oiso donn, an d’ Arbeit, ned?« Lodenbacher machte dabei eine Handbewegung, als wolle er ein Insekt verscheuchen.
    Kluftinger merkte, dass dem Präsidenten seine Anwesenheit zuwider war, noch dazu, da der Kommissar mitbekommen hatte, welch schlechte Figur sein Chef heute beim Spielen gemacht hatte. Da ihm klar war, dass Lodenbacher das die nächsten Tage an der ganzen Abteilung im Allgemeinen und ihm im Besonderen auslassen würde, dachte er fieberhaft nach, wie er für ein wenig bessere Stimmung sorgen könnte. Ihm fiel jedoch nichts ein – bis auf die Witze von Langhammer.
    »Kennen Sie den schon?«, begann er also ohne Umschweife: »Ist ein Mann mit seiner Frau beim Golfen. Sagt die Frau: Wenn ich hin wär, wärst du dann traurig? Sagt er …«
    »Wie – hin?«, unterbrach ihn sein Chef.
    »Na, hinüber halt. Tot. Gestorben, wenn Sie so wollen.«
    »Sie hom vielleicht eine Ausdrucksweise.«
    »Jedenfalls sagt sie, ich mein, er … wie war das noch mal?« Lodenbachers in aggressivem Ton vorgebrachte Zwischenfrage hatte ihn aus dem Konzept gebracht. Er war sowieso ein miserabler Witzeerzähler, und die angespannte Stimmung hier machte die Sache nicht gerade leichter. »Ach ja, er sagt: Ja, ziemlich traurig. Dann golfen sie weiter, und schließlich fragt sie: Und würdest du auch wieder heiraten? Darauf er …« Jetzt war es Kluftinger, der aus Verzweiflung losprustete, bevor die Pointe kam. »… Darauf er, also, nein, nein, sie ist ja Linkshänderin.« Die anderen beiden sahen sich nur verständnislos an und zuckten die Achseln.
    »Wos soi nocha des für a Witz sei?«, murrte Lodenbacher, und Kluftinger verstummte schlagartig.
    »War vom Langhammer«, gab er kleinlaut zurück.
    »Jetzt gengan S’ zua und mochan S’ Eahna Arbeit.«
    »Aber, aber, Herr Präsident, der gute Herr Kluftinger muss doch erst noch einlochen«, schaltete sich Möbius ein. »So viel Zeit muss sein.«
    Er reichte ihm einen weiteren Schläger, der im Gegensatz zu den anderen einen schmalen, länglichen Kopf hatte. Als Kluftinger sich wieder in Position stellte, schritt Möbius ein: »Nein, nein, nicht so. Sie müssen beim Putten etwas mehr, wie soll ich sagen … Ach, ich zeig es Ihnen am besten.« Mit diesen Worten stellte er sich hinter den Kommissar, legte beide Arme um ihn und fasste damit ebenfalls den Schläger. Dann holte er mehrfach aus, wobei sich ihre beiden Körper aneinander rieben, und Möbius sagte: »Ja, ja, so ist es gut.«
    Mit geweiteten Augen blickte Kluftinger zu seinem Chef, dem er in diesem Moment zweifelsfrei ansah, dass auch er schon von den Gerüchten über Möbius gehört hatte. Priml. Wenn das seine Kollegen erfahren würden, hätte er bis Weihnachten keine Ruhe mehr. Hastig führte er deswegen den Schlag aus, folgte dem Ball ebenso gebannt wie seine beiden Mitspieler und sah, wie er schließlich im Loch landete.
    Möbius klatschte euphorisch, und Kluftinger war einigermaßen zufrieden mit sich. Schnell gab er dem Staatsanwalt den Schläger zurück, hob die Hand zum Gruß und wollte sich schon zum Parkplatz aufmachen, als Lodenbacher sagte: »Naa, nix, jetzt suachen S’ erst no meinen Ball mit uns. Dann war’s wenigstens für irgendwas guat, dass Sie do woarn, ned?«
    Seufzend und wenig enthusiastisch machte sich der Kommissar daran, bei der Suchaktion zu assistieren – und erspähte, nachdem er ein wenig durch das Gelände gestreift war, tatsächlich einen Ball im höheren Gras, etwa zehn Meter unterhalb der Grünfläche, auf der die Fahne stand. Er drehte sich um, winkte, doch die anderen beiden sahen ihn nicht. Er holte schon Luft, um nach ihnen zu rufen, da hielt er plötzlich inne. Er dachte kurz nach, bückte sich und zog seine Schuhe an. Dabei griff er mit einer Hand nach dem Ball und ließ ihn in eine Tasche gleiten. Dann sprang er behände auf und schlenderte zu den anderen.
    »Nicht gefunden?«, fragte er.
    »No ned«, gab Lodenbacher zurück.
    »Sie, Herr Lodenbacher, ich hab ja jetzt wirklich noch einiges zu tun, da haben Sie schon recht, deswegen glaub ich, ist es besser, ich mach mich mal langsam an die Arbeit.«
    Sein Chef blickte ihn an, den Kopf rot vom Suchen in gebückter Haltung. Er sah erst zu Kluftinger, dann zu Möbius und antwortete schließlich: »Ja, des is a brave Einstellung. Guada Mo, wiederschaun.«
    Als Kluftinger zum Abschied dem Staatsanwalt die Hand reichte, zog der ihn an sich und flüsterte: »Das mit dem Ball bleibt unser kleines Geheimnis, keine Sorge.«

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