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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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fünfundzwanzig, dreißig Jahren da sind.«
    »Hammer’s dann? Außerdem habt ihr mir immer gepredigt, dass ich mit den Dienstautos fahren soll! So, und jetzt macht’s euch mal an die Arbeit!« Wütend schnappte sich Kluftinger seinen Janker und warf ihn sich über die Schulter. Dabei hüpfte aus der rechten Tasche eine kleine weiße Kugel und kullerte über den Boden des Büros. Die Männer folgten ihm mit ihren Blicken und sahen dann wieder zu ihrem Vorgesetzten. Der hob den Golfball auf, dachte kurz nach, winkte dann aber ab und seufzte: »Ist eine lange Geschichte.« Darauf fuhr er in geschäftsmäßigem Ton fort: »Roland und Eugen, ihr fahrt bitte mit nach Kalden. Und Richie, bitte bring du mal raus, wer in Kempten und Umgebung verdächtig sein könnte, ältere Fahrzeuge zu klauen, ja? Wenn du das hast, dann mach dich mal ein bissle schlau, was die Alarmanlagen angeht, draußen im Museum. Der Eugen gibt dir die Unterlagen. So Elektronikzeug, das ist ja dein Spezialgebiet. Ach ja: Und frag doch mal bei den Kollegen vom Diebstahl nach, ob denen der Spitzname ›Schutzpatron‹ irgendwas sagt. Vielleicht ist der denen schon mal untergekommen. Und jetzt einen guten Appetit, Männer! Geht’s ihr mit in die Kantine?«
    Einen Sauerbraten mit Kartoffelknödeln, zwei Portionen Blaukraut, eine Ofennudel mit Zwetschgenkompott und eine Stunde später stand Kluftinger mit Eugen Strobl und Roland Hefele im Hof der Kriminalpolizeiinspektion. Vor ihnen parkte ein großer, grüner Transporter, dessen Kastenaufbau nur im oberen Drittel über schmale Fenster verfügte.
    »Sag mal, Eugen, ist das jetzt dein Ernst?«, fragte Kluftinger kopfschüttelnd. »Wir sollen mit dem Knastbus fahren?«
    »Mei, der Maier ist mit unserem Auto weggefahren, und die Fahrbereitschaft hat im Moment nur den hier, weil die Kollegen vom Betrug heut irgendeine Großaktion haben, wo jeder mit einem eigenen Wagen unterwegs sein muss. Und die Grünen brauchen ihre Autos alle selber«, sagte Strobl entschuldigend.
    »Also komm, da nehm ich ja noch lieber den Blitzkombi! Frag doch mal bei der Verkehrspolizei nach! Die haben doch immer noch irgendeinen Karren übrig!«
    »Hab ich ja schon. Die hätten auch ein Auto da, aber als ich erzählt hab, dass du ihn brauchst, haben die auf einmal gesagt, der Wagen sei reserviert. Und dann haben sie noch irgendetwas von einem Käse gefaselt … einem Weißlacker, glaub ich, und dass sie sich auch selber verarschen könnten, da bräuchten sie uns nicht dazu. Ich konnte mir keinen rechten Reim darauf machen.«
    Kluftinger senkte den Kopf. Er wusste sehr wohl, worauf die Kollegen von der Verkehrspolizei anspielten: Vor ein paar Jahren hatte er mitten im Hochsommer einmal ein Stück eines stark riechenden Allgäuer Käses in einem ihrer Autos liegen lassen – ein Fauxpas, den sie ihm wohl immer noch nicht verziehen hatten.
    »Das ist mal ein ordentlicher Auftritt für mich, Herr Kommissar!«, sagte Heinz Rösler eine halbe Stunde später, als er neben Kluftinger im Führerhaus des Kombis saß. »Standesgemäßer hätten Sie mich gar nicht abholen können! Das steigert meine Chancen bei den Damen hier. Die finden Männer interessant, die ein Hauch von Gefahr umgibt. Und Sie sind sicher, dass es Ihren Kollegen nichts ausmacht, dass sie hinten in den Zellen sitzen müssen?«
    Kluftinger schob die Unterlippe nach vorn und schüttelte bedächtig den Kopf. Dann sagte er mit einem süffisanten Grinsen: »Ach was, Herr Rösler, das hat doch noch keinem geschadet, oder?«
    Kluftinger staunte nicht schlecht, als sie in Kalden ankamen, dem kleinen Weiler zwei Kilometer nördlich des Altusrieder Ortskerns. Er war sicher schon tausendmal hier gewesen; als Kind hatten die Burgruine und das Iller-Steilufer, an dem sie stand, eine gewaltige Faszination auf ihn und seine Freunde ausgeübt. Sie hatten sich in den Überresten, die von der einstigen Burganlage noch standen, versteckt, Ritterspiele und Mutproben veranstaltet, hatten den Wald zu ihrem Revier gemacht und waren mehr als einmal in die gefährlichen Schotterwände des Steilhangs geklettert. So gesehen grenzte es an ein Wunder, dass nicht sie den Schatz gefunden hatten, sondern ausgerechnet ein junger Mann aus der wenig beliebten Nachbargemeinde Dietmannsried. Bis zu dem Fund hätte er damals geschworen, er kenne die Burg und ihre Umgebung wie seine Jankertasche.
    Doch nun war es ihm, als sei er zum ersten Mal hier. Schon als sie den Hügel passiert hatten, der zwischen seiner

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