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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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Alten inzwischen als Mord identifiziert worden ist. Das ist einerseits gut, weil wir ihnen sonst gar nicht auf die Spur gekommen wären. Andererseits wissen wir natürlich nicht, ob sie ihre Pläne jetzt nicht ändern.«
    »Wo ist denn der Schatz gerade?«, wollte Kluftinger wissen.
    Die Kollegen zuckten mit den Schultern.
    »Wieso?«, fragte Hefele.
    »Mei, wenn sie hier jetzt ihre Felle davonschwimmen sehen, vielleicht versuchen sie es dann woanders.«

Zehn Tage zuvor
    »Lasset uns sehen, welch Mühselige und Beladene sich heute mit ihren Nöten an den Schutzpatron wenden«, murmelte Magnus halblaut, als er den Laptop hochfuhr. Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. Er saß auf dem Beifahrersitz seines Porsches, und nur der Schein des Bildschirms erhellte sein Gesicht. Er hatte sich ein ausgeklügeltes Netz an weitergeleiteten E-Mail-Adressen zugelegt, das es ihm ermöglichte, unauffindbar und trotzdem erreichbar zu sein für all die lukrativen Angebote, mit denen er seinen aufwendigen Lebensstil finanzierte. Immer wieder meldeten sich aber auch kleinere Gauner, die aus den verschiedensten Gründen in Bedrängnis geraten waren. Es hatte sich herumgesprochen, dass er in manchen Fällen seinen »Kollegen« Hilfe leistete – nicht umsonst wurde er der Schutzpatron genannt. Er kleidete sich gern in den Mantel des selbstlosen Gönners, immerhin hatte er ein großes Erbe angetreten.
    Hatte er Interesse an den Leuten oder an dem, was sie ihm anboten, konnte er aus der sicheren Distanz, die ihm die Anonymität des Netzes bot, entscheiden, ob er sich meldete oder eben nicht. Allerdings musste er aufpassen: Je mehr Leute ihm schrieben, desto größer wurde auch die Gefahr, irgendeinem verdeckten Ermittler der Polizei in die Falle zu gehen.
    Doch heute brauchte er sich keine Sorgen zu machen, denn den Absender der einzigen Nachricht, die sich in seiner Mailbox befand, kannte er seit Jahrzehnten. Umso nervöser war er jetzt, als er die Nachricht öffnete, die erst vor wenigen Minuten abgeschickt worden war. Seine Hände begannen zu schwitzen, als er zu lesen anfing:
Sei gegrüßt, Albert, mein Junge!
Verzeih mir, dass ich Dich nach wie vor so anspreche, aber ich habe Deinen Weg sehr genau verfolgt, und nach dem, was ich jetzt höre, zweifle ich daran, dass ein anderer Titel angemessen wäre. Hast Du denn gar nichts von mir gelernt?
Wahrscheinlich dachtest Du, nie wieder von mir zu hören – aber ich habe das Gefühl, Du seist vom rechten Pfad abgekommen. Ich habe noch immer meine Quellen und bin auf dem Laufenden, was zurzeit so passiert. Dein steigendes Ansehen in der Szene habe ich mit Genugtuung beobachtet. Du hattest Dich so gut entwickelt. Doch nun? Nun gehst Du über Leichen! Ich bin enttäuscht von Dir, mein Lieber, das sage ich ganz offen.
    Magnus blickte durch die Scheibe seines Autos nach draußen. Er schwankte zwischen Wut und Enttäuschung wegen der gerade gelesenen Zeilen. Natürlich hatte er diesen Zwischenfall nicht gewollt. Aber die Zeiten hatten sich eben auch geändert, das musste selbst der Absender einsehen. Er atmete tief durch, dann las er weiter:
Dennoch kann ich nicht verhehlen, dass mich Dein neuestes Projekt sehr interessiert. Du wirst Dir denken können, warum … Ich finde auch interessant, wie Du es anstellen willst – Du beherrschst dein Handwerk, gehst individuelle Wege. Und doch lass Dir gesagt sein: So wirst Du nicht zum Ziel gelangen. Bedenke: Was ich weiß, wissen auch andere. Ich glaube, Du tätest gut daran, ein weiteres Mal auf meine Erfahrung zu vertrauen.
In Erwartung Deiner Nachricht
Dein Lehrer
    Magnus kniff die Augen zusammen und strich sich mit der Hand über sein zerknittertes Gesicht. Wieder und wieder las er die Nachricht. Was konnte er daraus schließen? Konnte er dem Absender vertrauen? Sollte der Mailschreiber tatsächlich wichtige Informationen für ihn haben, wäre es töricht, sie einfach zu ignorieren. Tipps aus dieser Quelle waren buchstäblich Gold wert. Er lehnte sich in seinem Sitz zurück und dachte nach. Dann nahm er einen Taschenrechner zur Hand und tippte eine Weile darauf herum, um sich schließlich wieder dem Computerbildschirm zuzuwenden. Er fuhr mit dem Mauszeiger zum Antwortbutton und begann dann einen Text zu tippen, wobei er seine Sätze immer wieder löschte und neu formulierte. Nach einigen Minuten las er sich noch einmal durch, was er schließlich geschrieben hatte:
Lieber Lehrmeister!
Wie schön, von Dir zu hören, und wie schön, dass Du

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