Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
Vom Netzwerk:
verkündete, er habe nur noch auf das Startsignal gewartet, um den Beamer einzuschalten. Was die Kameras in Wien in der letzten halben Stunde aufgenommen hätten, habe er zudem auf Festplatte gespeichert.
    »Bitte zeig uns doch einfach mal, wie es da im Moment aussieht.«
    Maier drückte auf die Fernbedienung, woraufhin die elektrischen Jalousien herunterfuhren, dann schaltete er den Beamer ein, und allmählich gewann das zunächst fahle Rechteck auf der Leinwand an Kontur: Nach kurzer Zeit waren nebeneinander schwarz-weiße Bilder von insgesamt sechs Überwachungskameras zu sehen.
    Kluftinger kniff die Augen zusammen, um zu identifizieren, was auf den einzelnen Filmchen zu erkennen war: ein Kassenbereich, die Halle eines repräsentativen Baus, ein Garderobenbereich, von dem aus ganz offensichtlich die Besuchertoilette abging, dann die Totale eines weitläufigen Ausstellungsraums mit mehreren Vitrinen und schließlich eine Nahaufnahme eines mächtigen gläsernen Kubus, in dem Kluftinger die Reliquienmonstranz des heiligen Magnus, das Kern- und Prunkstück der Schau, erkannte.
    »Wenn es gewünscht wird, kann ich auf jede einzelne Kamera direkt zugreifen und die vergrößern – kein Problem«, erklärte Maier. »Wobei ich mit dem Rechner hier schon ein wenig an der Grenze der Kapazität bin. Dennoch erstaunlich, wie das alles vernetzt ist.«
    Eine Weile starrten sie alle angestrengt auf die Leinwand und schwiegen.
    »Was meinen Sie, Frau Brandstätter, ist das alles ausreichend?«, erkundigte sich Kluftinger. »Können wir vielleicht sogar noch was für Altusried lernen?«
    »Wenn ich mich da einmischen darf«, ergriff nun wieder ihr Vorgesetzter das Wort. »Also, ich denke nicht, dass wir was davon lernen können. In Altusried wird ja, wie Sie schon wissen, der Prototyp einer neuen Alarmsicherung eingesetzt. Sonst wäre das für den Ort wohl kaum bezahlbar gewesen.« Sein trockenes Lachen ging in ein nervöses Hüsteln über. »Jedenfalls kann man das nicht mit dem vergleichen, was wir hier sehen. Sie müssen die Sicherheitsvorkehrungen in Österreich ja auch als Teil eines Gesamtkonzeptes sehen. Das Museum für Völkerkunde ist eingebunden in den riesigen Komplex, zu dem auch das Kunsthistorische Museum gehört. Einer der meistbesuchten Plätze des ganzen Landes. Ständig voller Touristen. Während wir in Altusried ja eher eine solitäre Stellung haben, die es ganz anders abzusichern gilt.« Er fuhr sich über seine perfekt sitzende Krawatte. »Ich bin mir sicher, dass bei unseren Nachbarn keine Gefahr droht. Es ist auch nichts bekannt, dass da in den letzten Jahren was weggekommen wäre. Wir sollten uns also auf unsere Aufgabe hier konzentrieren.«
    Auf einmal unterbrach Kluftinger die Erläuterungen von Rolf Kuffler und fuchtelte mit der rechten Hand in der Luft herum, wobei er vage auf eines der Kamerabilder zeigte. »Stopp! Entschuldigen Sie, aber ich glaub, ich hab da gerade etwas Interessantes entdeckt. Da war was. Richie, schalt doch mal auf die Kamera ganz rechts unten, die mit der Vitrine.«
    »Kamera sechs, kein Thema«, tönte Maier eifrig, und schon erschien auf der Wand überdimensional groß die Ausstellungsvitrine.
    Der Kommissar schüttelte den Kopf. »Nein, jetzt ist es schon wieder weg. Spul doch bitte mal ein bisschen zurück und lass es noch mal laufen.«
    Wieder war das Kamerabild zu sehen, und auf einmal befahl Kluftinger, das Bild anzuhalten. Die anderen sahen ihn fragend an, doch der Kommissar wies sie schließlich auf eine Spiegelung im Glas der Vitrine hin: Sie zeigte ziemlich schemenhaft das Gesicht eines Mannes.
    »Respekt, Herr Kluftinger«, sagte Eva Brandstätter, die Augen angestrengt auf das Bild gerichtet, »ich hätte da nichts erkannt. Aber wer ist denn dieser Mann?«
    »Wenn ich Ihnen das bloß sagen könnte«, antwortete Kluftinger zögerlich. »Aber ich hab das Gefühl, ich hab den schon einmal gesehen. Und zwar im Zusammenhang mit unserem Fall. Richie, den müsste man doch auf der Überblickskamera von dem Raum auch sehen. Schalt doch mal auf die, bitte.«
    Maier nickte, stellte die gewünschte Überwachungskamera ein und spulte auch hier zurück.
    Tatsächlich war nun derselbe Mann dabei zu sehen, wie er um die Vitrine mit der Reliquienmonstranz herumlief. Neben ihm gingen einige andere Besucher, aber der Kommissar konnte ihn sofort der Spiegelung zuordnen. Immer wieder blickte der Fremde auf und sah sich im Raum um. Nach einer Weile erklärte Kluftinger: »Es tut mir leid,

Weitere Kostenlose Bücher