Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall
nicht mal den alten Plan in all seinen Details, was würde es dir nutzen, wenn ich dir nun die Änderungen erklärte? Alles, was ihr wissen müsst, werde ich euch sagen.« Dann schlug er wieder seinen Predigerton an. »Fürs Erste muss reichen: Agatha wird sich in Wien in Gefahr begeben. Aber sorget euch nicht – ich werde meine schützende Hand über ihn halten.« Er blickte in fragende Gesichter. Sie konnten mit seiner blumigen Sprache offensichtlich nicht viel anfangen. Ihr Pech, dachte er. Dann fuhr er fort: »Es gibt einen neuen Propheten, der Interessantes zu verkünden hatte. Deswegen die Änderung.«
»Ist jetzt etwa noch jemand im Boot?«, fragte Servatius misstrauisch. Seine schwarzen Augen verengten sich. »Wird unser Anteil jetzt kleiner? Magnus, wir hatten einen ganz klaren Deal!«
»Der natürlich erfüllt wird«, zischte der Schutzpatron. »Noch nie hat jemand, der für mich gearbeitet hat, nicht das gekriegt, was er verdient hat. Und damit genug!«
Servatius entging die Warnung nicht, die in diesen Worten lag, und er schwieg.
»Und wer soll dieser … Prophet sein? Und wie kann er uns helfen?«, meldete sich Georg noch einmal zu Wort.
Magnus grinste. »Ihr müsst einfach glauben, meine Schäfchen. Ihr müsst einfach glauben.«
Etwa eine Stunde später begrüßte Kluftinger im großen Besprechungsraum neben René Preißler, dem Chef des mit der Absicherung der Altusrieder Ausstellung beauftragten Unternehmens AllSecur , auch Eva Brandstätter von der Stuttgarter Versicherung. Sie hatte ihren Abteilungsleiter mitgebracht, einen unscheinbaren Mann mittleren Alters namens Rolf Kuffler. Er sei ohnehin gerade im Museum in Kalden gewesen und deswegen gleich mitgekommen. Der Kommissar stellte kurz seine Mitarbeiter vor, und die Anwesenden setzten sich, wähend Maier noch auf einem Laptop tippte. Auf jeden Platz hatte Sandy bereits Kopien der Pläne gelegt, die sie vorher per Fax aus Wien bekommen hatte.
Eine Weile blätterten die Gäste die Unterlagen durch: Pläne des Ausstellungsraums, Beschreibungen der Alarmanlagen und Überwachungssysteme, Tabellen mit Wandstärken von Vitrinen und Gebäuden, Dienstpläne und Arbeitsanweisungen der Wachmänner. Immer wieder war ein Seufzen oder Schnauben der Experten zu vernehmen, Kuffler schüttelte gelegentlich den Kopf und zeigte seiner Mitarbeiterin mit abschätzigem Lächeln etwas auf den Unterlagen.
Kluftinger verstand das als Reaktion auf die schlechte Druckqualität und die schwere Lesbarkeit einiger Pläne. »Sie müssen schon entschuldigen«, begann er sich fast ein wenig verlegen zu rechtfertigen, »die Kollegen aus Wien haben uns die Sachen vor Kurzem erst gefaxt. Aber als Überblick sollte es doch gehen.«
Preißler sah den Kommissar lächelnd an. »Ach was, das reicht fürs Erste. Was uns, glaub ich, alle ein bisschen verwundert, ist die Art und Weise, wie unsere Nachbarn die Sache angehen.«
»Heißt das, Sie finden, dass die Sicherheitsvorkehrungen unzureichend sind?«, hakte Strobl nach.
»Unzureichend würd ich jetzt gar nicht mal sagen: Wie gesagt, sie haben halt eine andere Art, so etwas zu organisieren. Sie machen vieles nach alter Manier. Schauen Sie, während wir uns eher einer hochtechnischen Überwachungselektronik bedienen, lassen die halt den guten alten Nachtwächter patrouillieren – extrem ausgedrückt. Außerdem ist es ja der letzte Tag der Ausstellung, und bis jetzt ist es gut gegangen. Oder was meinen Sie dazu?«, wollte Preißler an die beiden Versicherungsexperten gewandt wissen.
»Im Prinzip, denke ich, trifft es das ganz gut, was Sie sagen«, stimmte Kuffler zu. »Es gibt – immer aus unserer Sicht – schon einige Schwachstellen. Aber das mag auch Ansichtssache sein, das heißt nicht, dass dieser Schatz in Wien leichter zu stehlen wäre oder prinzipiell das Risiko dafür höher wäre.«
»Was wären denn solche Schwachstellen?«, fragte Kluftinger nach.
Diesmal war es Eva Brandstätter, die die Antwort gab: »Nun, die Alarmanlage und an sich die Überwachungstechnik sind nach unserem Dafürhalten … sagen wir … ein wenig ungewöhnlich. Schwachstellen sehe ich vor allem im Fehlen des Laserlichtvorhangs. Aber das Gebäude ist ja schon älter. Interessant wäre es natürlich, mal ein Kamerabild zu sehen, um die Gegebenheiten vor Ort genauer einschätzen zu können …«
»Das dürfte eigentlich kein Problem sein«, unterbrach sie Kluftinger. »Richie, bist du schon so weit?«
Maier nickte eifrig und
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