Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall
ich kann’s nicht genau sagen. Ich bin mir aber sicher, dass … irgendwie …«
Maier fror das Bild ein und vergrößerte den Ausschnitt mit dem Unbekannten.
»Also, ich möchte mich nicht einmischen«, meldete sich Kuffler wieder zu Wort, »aber ich glaube nicht, dass das jetzt sonderlich zielführend ist, oder? Es geht uns doch heute um die Sicherheit in Wien. Vielleicht sollten wir einfach noch einmal resümieren, welche Schwachpunkte wir sehen, und die Ausstellungsbesucher außen vor lassen. Sie haben uns ja dafür hergebeten.«
In diesem Moment öffnete sich lautlos die Tür, und Sandy kam mit einem Tablett herein, auf dem zwei Isolierkannen Kaffee und Tee sowie Milch, Zucker und Süßstoff standen. Sie stellte alles neben Roland Hefele auf den Tisch und bat, man möge sich doch selbst einschenken.
»Oh«, flüsterte sie Hefele mit Blick auf die Leinwand zu, »ich dachte, ihr habt hier zu arbeiten, und nun schaut ihr euch die ›Schwarzwaldklinik‹ an? Director’s Cut? Oder Making-of?«
Kluftinger richtete sich in seinem Stuhl auf. »Was haben Sie da gesagt, Fräulein Henske?«
Sandy fuhr mit gerötetem Kopf herum.
»Ich … wieso? Ich meine … nichts, ich … wollte nur einen Scherz machen!«
»Herrschaft, was Sie eben gesagt haben, will ich wissen!«, herrschte Kluftinger sie heftiger an, als er beabsichtigt hatte. »Ich mein, Sie haben doch was von der ›Schwarzwaldklinik‹ gesagt, oder?«
Sandy nickte mit geröteten Wangen.
»Warum?«
»Ach, ist doch egal«, sagte sie kühl, »ich gehe einfach wieder raus. War nur ein blöder Kommentar.«
»Kennen Sie denn die Serie überhaupt?«
»Kennen? Ich war wahrscheinlich einer der größten Sascha-Hehn-Fans jenseits der Saale!«
»Haben Sie das drüben denn sehen können?«
Die Köpfe all seiner Kollegen ruckten gleichzeitig herum und sahen besorgt zur Sekretärin. Deren Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt. »Wissen Sie, Chef …«, setzte sie an, hielt dann inne und winkte ab, »ich dachte nur, weil der Mann da auf der Leinwand aussieht wie dieser Prof. Vollmers aus der Schwarzwaldklinik. Ich sag ja, ein blöder Kommentar. Aber Sie, Sie kommen mir gleich wieder mit diesem verdammischen Ossigelaber. Ach, lassen wir das am besten, es hat doch keinen Sinn mehr«, presste sie schließlich hervor, als sie sich schon zur Tür wandte. Dabei machte sie eine wegwerfende Handbewegung, und Kluftinger konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ihre Stimme schon wieder einen weinerlichen Klang hatte.
»Jetzt, Frau Henske, warten Sie halt, Sie haben uns doch geholfen damit …«, rief ihr der Kommissar hinterher, doch da fiel bereits die Tür ins Schloss.
»Meine Güte, ist das eine Mimose, seit sie … ach egal!«, brummte er und sah in die Runde. Alle sahen ihn verwundert an.
»Unsere Sekretärin ist … in anderen Umständen und hat gerade ein wenig Stimmungsschwankungen«, erklärte Strobl an die Gäste gewandt.
»O weh, davor ist keine Schwangere gefeit!«, erklärte Frau Brandstätter schmunzelnd.
»Herrgottzack, könnten wir uns mal wieder auf das Wesentliche konzentrieren?«, schimpfte der Kommissar. »Also Folgendes, den Mann, der da steht, wisst ihr, wo ich den gesehen hab?« Er schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Der war in dem Kombi, der damals umgedreht hat vor der Werkstatt! Das war der mit der dunklen Kappe auf! Die haben mich nach der Lackiererei gefragt! Kruzifix, das waren die Täter! Ich Rindviech! Drum wollten die auf den Hof fahren! Und dieser Typ da in Wien, der sich den Burgschatz anschaut, das ist der … der Schutzpatron! Dieser Pizzabote hat ihn doch auch mit diesem Prof. Vollmers aus der Fernsehserie verglichen.«
»Scheiße!«, entfuhr es Hefele, Maier und Strobl stießen die Luft aus, und die Gäste blickten erneut reichlich verwundert drein. »Richie, schalt mal auf die Livebilder, ob der Typ noch da ist!«
»Okay, kein Problem.«
»Wenn ich noch mal kurz einhaken darf«, sagte Kuffler reichlich verwirrt, »Sie sagen, der Mann hat Ähnlichkeit mit irgendeiner Figur aus einer Fernsehserie? Und machen deswegen so einen Aufstand? Außerdem finde ich das jetzt gerade gar nicht! Der hat ja viel längere, stark lockige Haare, der aus dem Fernsehen.« Eva Brandstätter nickte. René Preißler sah unbeteiligt in die Runde.
»Das mag schon sein, Herr Kuffler. Aber Haare kann man abschneiden, oder?«, merkte Kluftinger an. »Ich sage ja auch nur, dass er dem Mann von damals aus dem Auto und diesem
Weitere Kostenlose Bücher