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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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hinzu: »Zumindest bis wir herausgefunden haben, was Clyde Brattle in eigener Sache zu sagen hat.«
    »Richtig«, sagte Dolan. »Niemals einen Vertrag machen, solange man nicht weiß, wieviel Paddy bezahlen will.«
    Eine der vornehmen Augenbrauen des Senators zuckte hoch. »Bostoner Folklore?«
    »Nee, so steht’s im Katechismus.«
    »Nun«, sagte der Senator, »was wir tun werden, ist, mit allen beiden zu sprechen, und dann treffen wir unsere Entscheidungen.« Er drehte sich noch einmal zu der Bronzestatue um und musterte sie. »William Gatty, wie? Sieht ganz nach einem Mordskerl aus.«
    Während sie darauf warteten, daß Jake Spivey mit dem Wagen käme, musterte Dill verstohlen den Senator, der noch immer die Statue begutachtete. Du kommst hierher, junges Herrchen, dachte Dill, völlig unberührt von irgendwelchen Bedenken oder Gewissenszweifeln, ganz zu schweigen von gesundem Menschenverstand. Du kommst hierher, deine einzige Waffe ein rücksichtsloser, brennender Ehrgeiz, und es ist keineswegs ausgemacht, ob das reichen wird oder nicht. Es wird interessant sein, zuzusehen, wenn die kämpfenden Parteien aufeinandertreffen. Es wird sogar noch interessanter sein, zuzusehen, wer gewinnt.
    »Jesus«, seufzte Tim Dolan, als Spivey seine Hunderttausend-Dollar-Karosse vor dem Flughafeneingang zum Halten brachte.
    Der Senator lächelte fein. »Irgendwie«, sagte er, »habe ich gewußt, daß es ein Rolls sein würde.«
    Es war keine richtige Suite, die Dill für Senator Ramirez und Tim Dolan im sechsten Stock des Hawkins Hotel reserviert hatte. Es waren nur zwei zusammenhängende Zimmer – eins davon mit einem Doppelbett, das andere mit einem Einzelbett, einer Couch und einigen zusätzlichen Sitzgelegenheiten. Sie hatten sich Kaffee heraufschicken lassen. Die leeren Tassen standen jetzt zusammen mit den Aschenbechern auf dem runden, niedrigen Tisch, daneben lag Tim Dolans gelber Schreibblock, in den er bisher kein einziges Wort geschrieben hatte. Spivey rauchte eine Zigarre, Dolan seine Zigaretten, der Senator und Dill rauchten nicht. Sie waren alle in Hemdsärmeln, mit Ausnahme von Dill, der den Revolver noch immer in seiner Hüfttasche stecken hatte. Die Besprechung, obwohl erst fünfundvierzig Minuten alt, war bereits an einen toten Punkt gelangt.
    Jake Spivey lehnte sich in seinen Stuhl zurück, schob die Zigarre in einen Mundwinkel und bedachte alles mit einem fröhlichen Lächeln. »Tim, was Sie von mir verlangen, ist, daß ich aufs Gerüst steige, den Kopf in die Schlinge stecke, während ihr Burschen ein bißchen ruckt und daran zieht – nur um sicherzugehen, daß alles richtig sitzt –, und dann erwartet ihr von mir, daß ich verkünde, welche Ehre es für mich ist, bei meiner eigenen Hinrichtung durch den Strang anwesend sein zu dürfen. Und dann, je nachdem, wie euch an diesem Tag gerade zumute ist, laßt ihr vielleicht die Klappe runterfallen, oder ihr tut es womöglich auch nicht.«
    »Niemand läßt eine Falle zuschnappen, Jake«, sagte Dolan.
    Spivey sah ihn forschend an. »Haben Sie die Zustimmung des gesamten Komitees?«
    »Die haben wir«, sagte Senator Ramirez.
    Spivey schaute zum Senator hinüber und musterte ihn voller Interesse. »Nun, Sir, ich bin sicher, Sie können zwei und zwei genausogut zusammenzählen wie ich, und wahrscheinlich sind Sie mir darin über, denn ich bin darin eigentlich kein großes Licht. Aber in Washington hab ich mir ein paar Anwälte genommen, von denen jeder behauptet, daß sie im Zusammenrechnen und -raffen verdammt gut sind. Weiß Gott, das sind sie. Sie nehmen mich genug aus. Nun, also diese Anwälte dort – die meinen, nachdem sie hier ein bißchen hinzugefügt und da ein bißchen abgezogen haben, daß Ihnen noch so zwischen zwei und drei Stimmen fehlen könnten. Wahrscheinlich drei.«
    »Dann würde ich doch vorschlagen, daß Sie sich Ihren Rat woanders holen«, sagte Ramirez.
    »Senator, lassen Sie mich Ihnen eine ganz einfache Frage stellen.«
    »Selbstverständlich.«
    »Was Sie von mir wollen, ist doch – nachdem Sie diese ganze Geschichte abgekocht haben –, daß ich Ihnen helfe, Clyde Brattle ans Messer zu liefern, stimmt’s?«
    Der Senator nickte.
    »Was also ist dann für mich dabei drin?«
    »Sie haben uneingeschränkte Immunität verlangt.«
    »Sicher, die verlange ich. Aber was springt für mich dabei raus?«
    »Immunität ist doch eine ganz annehmbare Möglichkeit«, sagte Ramirez.
    Spivey lächelte. »Eine Möglichkeit ist vielleicht auch nicht das

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