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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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seufzte und fragte dann schließlich: »Was passiert in New York?«
    Laffter hielt mit Essen inne und starrte auf einen Punkt irgendwo über Dills linker Schulter. »Haben Sie schon mal von PM gehört?«
    »Das war doch so ein New Yorker Infodienst mit leichter Schlagseite nach links, bis er dann den Bach runterging?«
    Laffter nickte, und sein Blick konzentrierte sich wieder auf die Krabben. Er nahm eine mit den Fingern und biß sie in zwei Hälften. »Na na, damals in Frankreich ist mir Ralph Ingersoll über den Weg gelaufen, der das Ding praktisch gegründet hatte, dies Political Magazine, und der hatte etwas von meinem Zeug gesehen, das ich für Stars and Stripes geschrieben hatte, also arrangierte er für mich ein Treffen mit diesem Knaben von PM, als ich nach New York zurückkam. Ich war zum ersten Mal dort« – er legte eine Pause ein – »und auch zum letzten Mal.«
    Der Alte wartete, daß Dill sich dazu äußerte. Nachdem fast eine volle Minute verstrichen war, sagte Dill:
    »Und?«
    »Oh, der Bursche bot mir einen Job an, so ungefähr zum Dreifachen dessen, was ich hier verdienen konnte.
    Er sprach sogar von einer eigenen Kolumne, aber es blieb mehr oder weniger nur beim Vielleicht – ich meine, was diese ständige Rubrik anging. Na ja, ich ging in mein Hotel zurück und dachte darüber nach. Das war meine Chance in diesen großen Zeiten – so nannten wir sie damals, ›große Zeiten‹. Ich glaubte selbst nicht ganz daran, daß PM je der große Knüller werden würde, aber schließlich hätte ich abspringen und zu den News oder sogar zur Times gehen können. Ich hab damals ziemlich gute Sachen geschrieben. Na ja, ich hab mich dann bei dem Mann nie mehr gemeldet, statt dessen versuchte ich das nächste Flugzeug zu nehmen, aber es war ausgebucht, also stieg ich in den Zug – Lieferwagen, die ganze Strecke bis hierher.«
    Der alte Mann brach wieder ab und wartete darauf, daß Dill etwas dazu sagte. Er will, daß ich ihn nach dem »Warum« frage, dachte Dill. »Chuckles«, sagte er.
    »Wie?«
    »Vor fünfzehn Jahren, als ich die Geschichte zum ersten Mal gehört habe, wollte ich sie nicht so recht glauben. Damals, als ich dreiundzwanzig war und Sie niemanden mehr kannten außer mir, dem Sie die Geschichte noch erzählen konnten. Aber damals haben Sie angeblich mit einer blonden New Yorker Schauspielerin rumgemacht, die Sie angefleht hat, zu bleiben, und als Sie dann nicht wollten, drohte sie damit, sich entweder umzubringen oder nach Hollywood zu gehen. Womit sie eigentlich gedroht hat, weiß ich nicht mehr.«
    Der alte Mann starrte eiskalt zu Dill hinüber. »Nie im Leben habe ich diese Geschichte jemandem erzählt.«
    »Niemals was erzählt?« fragte Harry der Kellner, der mit zwei Steaks auf Zinntabletts an ihrem Tisch auftauchte. Elegant fegte er die Kelchgläser für die Krabbencocktails vom Tisch, setzte sie auf dem Nachbartisch ab und servierte schwungvoll die beiden großen Steaks.
    Laffter starrte hungrig auf seine Portion.
    » PM, Ingersoll und die letzte Chance in New York«, sagte Dill und langte nach Messer und Gabel.
    »Ganz genau, die Nummer hab ich selbst schon zwei dutzendmal gehört. Hat er auch die blonde Schauspielerin mit eingebaut?«
    »Nein, die hat er ausgelassen.«
    »Das macht er in letzter Zeit oft. Aber vor vielleicht zwei oder drei Wochen hat er sich diese neue Kleine vom AP-Büro gekrallt, sie zu Tränen gerührt und dazu gebracht, daß sie ihm fast den ganzen Abend lang Drinks spendiert hat, während er von seiner blonden Schauspielerin und all dem anderen faselte.«
    Laffter funkelte wütend Harry den Kellner an. »Du hast den Wein vergessen.«
    »Ich vergeß niemals was«, sagte Harry der Kellner, langte hinter sich, zauberte eine Flasche hervor, zog den Korken ab und goß ein paar Tropfen in Dills Glas, um ihn probieren zu lassen. Dill kostete und lächelte verklärt.
    »Toller Stoff, wie?« sagte Harry und schenkte beide Gläser voll.
    »Ja, umwerfend.«
    Harry der Kellner überflog mit scharfem Blick den Tisch, nickte befriedigt und ging. Laffter säbelte ein Stück von seinem Steak, schob es in seinen Mund und sagte:
    »Mit dieser Geschichte habe ich mich schon oft für Speisen und Getränke freihalten lassen.« Er legte eine Pause ein, kaute genüßlich und schluckte. »Ich bin allerdings nie wieder nach New York zurückgegangen. Vielleicht hätt ich’s tun sollen, was denken Sie?«
    Diese Bitte um verspäteten guten Rat überraschte Dill.
    »Ich weiß auch nicht«,

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