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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Bruch machen, nur um die Bänder abzuholen. Verstehen Sie?«
    »Wie hast du das dann gelöst, Harold?« fragte Dill.
    »Abkupfern. Schnellkopieren«, sagte Snow.
    »Aha, schnellkopieren.«
    »Ja, ich hab einen Sender angeschlossen, so was ähnliches wie CB-Funk.«
    Dill nickte.
    »Also, ich benutze dieses langsam laufende Band mit der Sprachsteuerung. Kapiert? Ich meine, Sie können stundenlang damit aufnehmen. Ich bin also jeden zweiten oder dritten Tag mit meinem Kombi hergefahren, habe ihn draußen geparkt und hab dem Sender oben im Zwischenboden ein Signal gegeben. Der hat dann das Band zurückgespult und die ganzen Impulse im Schnellgang zurückgefeuert – so etwa in zwei, drei, allenfalls vier Sekunden, aber nie mehr als fünf. Das hab ich dann hinten im Kombi mit meinem anderen Zeug aufgezeichnet, das Ganze dann auf Normalgeschwindigkeit überspielt und anschließend Corcoran gegeben.«
    »Und das hat funktioniert?« fragte Dill.
    »Klar, das hat es.«
    »Hört sich ziemlich kostspielig an.«
    »Das war’s auch.«
    »Wie teuer, Harold?« fragte Anna Maude Singe.
    Statt darauf einzugehen, zog Snow wieder umständlich die Packung Mentholzigaretten aus seiner Hosentasche und zündete sich bedächtig eine an. »Wissen Sie, ich hab nachgedacht«, sagte er, während er lässig mit dem noch brennenden Streichholz wedelte und es dann in den Aschenbecher warf. »Zwei Typen wie ihr müßten für all das doch eigentlich ’n bißchen was springen lassen.«
    Dill seufzte, beugte sich vor und schlug Snow mit dem Revolverknauf krachend auf sein rechtes Knie. Snow wimmerte, ließ seine Zigarette fallen und umklammerte mit beiden Händen sein angeschlagenes Knie. Dill beugte sich ganz hinunter, hob die Zigarette auf und steckte sie Snow zwischen die Lippen. »Sei doch nicht blöd, Harold«, knurrte er, »du bist zwar nicht superklug, aber ganz so blöd bist du nun auch wieder nicht. Wieviel hat Corcoran dir bezahlt?«
    Die Zigarette hing noch immer zwischen Snows Lippen, und er fuhr fort, sein lädiertes Knie zu massieren.
    Schließlich rückte er damit heraus: »Einen Tausender die Woche.«
    Anna Maude Singe ließ einen anerkennenden Pfiff hören. »Wie hat er dich bezahlt, Harold?« fragte sie.
    »Was meinen Sie damit, wie er mich bezahlt hat?« sagte Snow und nahm die Zigarette aus dem Mund, »mit Geld natürlich.«
    »Bar?«
    »Stimmt. Bar auf die Hand.«
    »Was meinst du, Harold, war das sein eigenes Geld?« fragte Dill.
    Wieder lag die alte Verschlagenheit in seinem Blick.
    »Wissen Sie, irgendwie ist das ’ne ganz interessante Frage. Ich glaube, es war schon sein eigenes Geld, als ich diese erste Sache für ihn gemacht habe. Aber irgendwie denk ich mir, daß er dann später Geld von anderen Leuten verwendet hat. Wie ich das sehe, gab es noch andere Leute, die herausfinden wollten, hinter welchen Geschichten ihre Schwester her war.«
    »Er fand also dafür einen Kunden, wie?« fragte Dill.
    »Ja, einen Klienten.«
    »Wen?«
    »Woher soll ich das wissen? Jemand reicht einem pro Woche einen Tausender in Zehnern und Zwanzigern rüber, also ist man gar nicht scharf darauf, allzu viele Fragen zu stellen.«
    »Oder sich die Bänder vorzuspielen«, sagte Anna Maude Singe.
    »Ich hab sie mir nicht angehört, Lady. Das bißchen, das ich gehört habe, war meistens bloß Bumspalaver, und dabei kommt ja nichts rüber.« Er legte eine Pause ein.
    »Aber eins will ich Ihnen noch sagen …«
    »Was?« fragte Dill.
    »Er wollte, daß ich noch bei jemand anderem auf Horchposten gehe.«
    »Das wollte Corcoran?«
    »Ja. Er sagte nur: ›Nenn mir deinen Preis.‹ Also bin ich losmarschiert und hab mich umgesehen und bin dann zurück zu ihm und hab gesagt: ›Da läuft nichts.‹ Ich meine, dieser Typ hatte sich so abgeschirmt, als würde er geradezu darauf warten, daß jemand sich an ihn ranmacht.«
    »Was hat Corcoran denn dazu gesagt, als du ihm gesteckt hast, daß du es nicht tun würdest?« fragte Dill.
    »Was soll er schon groß gesagt haben? Schließlich hatte ich ihm ja nicht gesagt, daß ich es nicht tun würde; ich hab nur gesagt, daß ich’s nicht kann. Wenn man nicht kann, kann man eben nicht.«
    »Wer war’s denn, Harold?« fragte Dill.
    »Irgendein Kerl in einem Riesenhaus draußen in Cherry Hills. Und das ist auch schon alles, was ich weiß.«
    »War sein Name Jake Spivey?«
    Harold Snow machte sich längst nicht mehr die Mühe, bei dem, was Dill sagte, überrascht auszusehen. »Ja«, gab Snow zu, »Jake Spivey. Woher

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