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Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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ohne jede Vorbereitung entgegen, beobachtete die Reaktion.
    Jasmin Hähnel blieb gelassen. Lediglich ihre Mundwinkel rutschten nach unten, als sie zur Antwort ansetzte. »Auf die Hilfe dieses Schweins kann ich verzichten. Ich werde meinen Weg auch ohne ihn machen.« Sie hob ihre Hand, winkte angeekelt ab.
    »Das klang aber schon ganz anders.«
    »Ich weiß nicht, von was Sie sprechen.« Ihre Stimme zitterte leicht, ließ den Eindruck entstehen, dass sie sehr wohl verstand, was die Kommissarin anzudeuten versuchte.
    »Ich denke an einen bestimmten Brief«, sagte Neundorf.
    Jasmin Hähnel rutschte unruhig in ihrem Sessel hin und her. »Ich war außer mir, na und? Wissen Sie, was der Kerl mit mir gemacht hat?«
    »Sie haben es ziemlich drastisch formuliert. Ich denke, wir sind informiert.«
    »Also. Dann sollten Sie hingehen und sich um ihn kümmern, statt mich zu belästigen. Ich war damals fünfzehn.«
    »Um Herrn Hemmer brauchen wir uns nicht mehr zu kümmern«, erwiderte Neundorf, »das hat schon jemand anders getan.«
    Jasmin Hähnel hatte sich wieder beruhigt, schaute die Kommissarin verdutzt an. »Sie haben ihn verhaftet?«
    Braig betrachtete das üppig geschminkte Gesicht der jungen Frau, versuchte, das Make-up mit seinen Augen zu durchdringen. »Sie wissen nicht, was mit ihm passierte?«, fragte er.
    Sie antwortete sofort, ohne zu überlegen. »Nein, was denn?«
    »Er wurde ermordet.«
    »He … Hemmer?«
    »Vor zwei Tagen. Sie wissen nichts davon?«
    »Ich? Woher?« Sie schien sprachlos, starrte ihn mit ihren groß umrandeten Augen verwundert an.
    Er glaubte ihr aufs Wort. Ihre Reaktion war nicht gespielt. Sie hatte den Drohbrief geschrieben, im Moment der Frustration, angetrieben von unbändiger Wut. Hemmer musste ihr das Blaue vom Himmel versprochen, ihr den Auftritt in einer, vielleicht auch mehreren Shows zugesagt, sie dann zu sich ins Bett gelockt und anschließend, ohne sein Versprechen wahr zu machen, abserviert haben. Das junge, von Ehrgeiz besessene, wahrscheinlich zum ersten Mal schmählich gedemütigte, ja missbrauchte Wesen hatte sich jedoch nicht einfach so abspeisen und zur Seite schieben lassen, sondern war in seinem maßlosen Zorn darauf verfallen, zu Papier und Drucker zu greifen, um dem Mann Hölle, Tod und Teufel anzudrohen. Und dann?
    »Sie lesen keine Zeitung?«, mutmaßte Neundorf.
    »Zeitung? Wozu?«
    Braig beobachtete ihre Mimik, sah, wie sie den Kopf schüttelte. »Sie drohten Hemmer, ihn zu vergiften«, sagte er.
    Jasmin Hähnel sprang von ihrem Sessel hoch. »Na und? Wissen Sie, wie beschissen es mir ging?«
    »Ihre Mutter arbeitet in einer Apotheke?«
    »In Leonberg, ja. Halbtags, seit sie geschieden sind«, beruhigte sie sich langsam.
    »Dann haben sie tatsächlich Zugang zu hoch giftigen Stoffen
    »Wie denn?«, erwiderte sie empört. »Glauben Sie, meine Mutter schleift extra Gift nach Hause, damit ich den Kerl beseitigen kann?« Sie baute sich vor den Kommissaren auf, stützte ihre Hände in die Hüften. »Durchsuchen Sie doch unser Haus, wenn Sie mir nicht glauben. Die Giftvorräte meiner Mutter müssen ja irgendwo zu finden sein.«
    Draußen auf der Straße hupte ein Auto, laute Stimmen schrien aufeinander ein. Jasmin Hähnel starrte zum Fenster, setzte sich wieder auf ihren alten Platz.
    »Es war ein Brief«, fuhr sie dann unvermittelt fort, »ein dummer Brief. Ich weiß nicht einmal, ob Hemmer ihn gelesen hat oder seine Sekretärin, diese eifersüchtige Kuh, ihn gleich wegwarf, bevor er überhaupt in seine Hände kam. Ich war enttäuscht, fertig, einfach am Ende, verstehen Sie?« Sie sah Braigs Nicken, starrte ihm ins Gesicht. »Er hat mir einen Solo-Auftritt als Sängerin versprochen, redete davon, mich aufzubauen, zu fördern, sich um mich und meine Karriere zu kümmern und schwärmte mir vor, wie toll es mit
uns
laufen würde – er als Produzent und ich als sein Star. Ich war blöd, einfach blöd!« Sie brach ab, schlug die Hände vors Gesicht, weinte leise vor sich hin.
    »Und dann lud er sie privat zu sich ein«, sagte Neundorf.
    Jasmin Hähnel richtete sich langsam wieder auf, wischte sich ihr Gesicht trocken, schüttelte den Kopf. »Nein, nicht zu sich. In ein Hotel. ›Wir werden in aller Ruhe eine gemeinsame Strategie entwickeln, wie wir deine Karriere aufbauen‹, hatte er mir erklärt. Mein Gott, wie das klang! Meine Karriere aufbauen! Wissen Sie, wie ich mich fühlte?« Sie schaute fragend zu ihnen her, fuhr sich über die Augen. »Ich lief wochenlang auf Wolken.

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