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Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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bitte?«
    »Frau Berg«, wiederholte er, »sie wohnt hier, im ersten Obergeschoss.« Er deutete nach oben, zeigte zu der Wohnung, deren Mieterin sie besuchen wollten.
    »Sie machen wohl Witze, junger Mann, ja?« Sie wandte ihren Blick nicht von ihm ab, blieb aufrecht vor ihm stehen.
    Irgendetwas stimmte nicht, irgendetwas lief gewaltig schief.
    »Sie selbst sind Frau Berg?«, versuchte es Neundorf.
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Ich?« Sie lachte laut. »Frau Berg ist tot«, erklärte sie dann, »wenn Sie von der Polizei sind, sollten Sie das wissen.«
    Braig starrte sie mit offenem Mund an, brauchte Zeit, zu begreifen, was sie von sich gegeben hatte. »Tot?«
    Ein Auto fuhr langsam vorbei, hupte, weil ein herrenloser Hund wenige Meter vor ihm über die Fahrbahn rannte. Das Tier sah kurz auf, sprang dann auf der anderen Gehwegseite davon.
    »Was soll das heißen, Frau Berg ist tot?«, fragte Braig. »Sie ist heute beim Einkaufen verunglückt?«
    Die Frau schüttelte ihren Kopf. »Sie ist nicht verunglückt. Es war Selbstmord. Frau Berg hat sich vergiftet. Vor vierzehn Tagen.«
    Er spürte, wie ihm schwindlig zu werden drohte, die Umgebung zu schwanken schien, hielt sich an der Hauswand fest.
    »Frau Berg ist seit vierzehn Tagen tot? Von welcher Frau Berg sprechen Sie?«, fragte Neundorf.
    »Beate Berg«, antwortete die Frau, »sie wohnte seit über zwei Jahren hier in meinem Haus.«
    »Und arbeitete bis vor kurzer Zeit noch bei einem Kurierdienst?«
    »Ja, als Paketzustellerin bei Larch.«
    »Das kann nicht sein«, sagte Braig, »es ist noch keine drei Stunden her, dass uns Frau Bergs Lebensgefährte erklärte, sie sei zum Einkaufen nach Stuttgart gefahren.«
    »Zum Einkaufen nach Stuttgart?« Die Frau ließ ein hartes, verächtliches Lachen hören, schüttelte den Kopf. »Da hat sie aber jemand ganz schön für dumm verkauft. Frau Berg hasste Einkaufen wie die Pest. Sie war immer froh, wenn ihr meine Tochter Hosen und Blusen besorgte und sie die zu Hause anprobieren konnte. Frau Berg und Einkaufen, nein!«
    »Dann hat uns der Mann belogen«, meinte Neundorf, »aber warum? Kennen Sie ihn?«
    »Nicht näher. Frau Berg kann noch nicht lange mit ihm zusammen gewesen sein, mir hat sie ihn jedenfalls nie vorgestellt. Obwohl wir uns oft unterhielten, manchmal sogar einen Kaffee zusammen tranken. Ich verstehe nicht, wieso ihre Mutter ihm die Schlüssel zur Wohnung überließ.«
    »Wo lebt ihre Mutter?«
    »In Tübingen in einem Seniorenheim. Die Frau ist schon über achtzig, aber noch sehr rüstig. Vielleicht wollte sie, dass er die Wohnung hier ausräumt, obwohl meine Tochter und ich ihr angeboten haben, es für sie zu erledigen.«
    »Haben Sie ihre Adresse?«
    Die Frau nickte. »Das ist kein Problem. Die können Sie gerne haben.« Sie gab den Eingang frei, ging zurück zu einer Wohnungstür.
    Braig betrachtete das kleine Schild, fragte sicherheitshalber nach ihrem Namen. »Sie sind Frau Martha Bay?«
    Die Frau nickte, deutete auf die Nachbarwohnung. »Hier lebt meine Tochter.«
    Braig folgte ihrer Hand.
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    Sie kramte in ihrer Tasche, suchte nach dem Schlüssel. Es dauerte eine Weile, bis sie ihn endlich gefunden hatte. Martha Bay verschwand in der Wohnung, kehrte kurz darauf mit einem kleinen Zettel zurück, auf dem sie die Telefonnummer und die Adresse von Beate Bergs Mutter notiert hatte.
    Braig bedankte sich, deutete nach oben. »Haben Sie einen Schlüssel zu der Wohnung?« Er sah ihren kritischen Gesichtsausdruck.
    »Sie ist noch vermietet.«
    »Vielleicht ist der Herr, der uns heute Mittag belogen hat, nicht anwesend. Er hätte allen Grund dazu.«
    Martha Bay nickte. »Ich habe einen Schlüssel. Auf Ihre Verantwortung.« Sie griff nach einem Schlüsselbund, der unweit der Tür an der Wand hing, reichte ihn Braig. »Ich warte.«
    Er nickte, folgte Neundorf die Treppe hoch. Seine Kollegin stand bereits vor der Tür, drückte energisch auf die Glocke. Er stellte sich neben sie, lauschte, ob Geräusche aus der Wohnung zu hören seien. Das Echo der Glocke hallte lange nach.
    »Der ist weg«, erklärte sie, »er weiß, warum.«
    Braig nickte, zeigte auf den Schlüsselbund. »Wir gehen rein, ja?«
    Neundorf nahm ihm die Schlüssel aus der Hand, probierte sie der Reihe nach aus. Der dritte passte. Sie spürte, wie die Tür nachgab. Überrascht blickte sie zu ihrem Kollegen. »Die war nicht verschlossen«, flüsterte sie.
    Neundorf stieß die Tür vollends auf, zog ihre Waffe. »Hier ist die

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