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Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Polizei«, rief sie laut, »wir betreten jetzt die Wohnung.«
    Braig tat es ihr nach, tastete sich ins dämmrige Dunkel der Diele. Er blieb neben seiner Kollegin stehen, lauschte. Kein Geräusch. Nichts.
    Er drückte auf den Schalter neben der Tür. Grelles Licht flammte auf. Rechts lag ein Wohnzimmer, der Tisch voll mit Kleidern, Zeitungen, Papier. Gegenüber die Küche: Töpfe, Teller mit Essensresten, ein halber Laib Brot, Scherben einer zerstörten Tasse, alles kreuz und quer durcheinander. Die Tür daneben war geschlossen.
    Braig schob sich langsam vor, drückte beherzt auf die Klinke, stieß die Tür zurück. Sie prallte auf die Wand, vibrierte wenige Zentimeter zurück. Er starrte ins Innere, sah, dass es sich um das Schlafzimmer handelte. Zwei Betten, ein breiter Schrank, herausgerissene Schubladen, zwei große Taschen, angefüllt mit Kleidern, Büchern, weiblicher Unterwäsche.
    Geradeaus: Ein kleines Bad, dazu eine Toilette, auch hier das pure Chaos. Seifen, Cremes, Spraydosen auf dem Boden, Kämme, Schminkutensilien über den ganzen Raum verstreut.
    »Ausgeflogen«, sagte Braig, »das sieht nicht nach normalem Verlassen der Wohnung aus. Da war jemand in totaler Hektik.« Er bückte sich unter die Betten, öffnete Schränke, schaute hinter den Vorhängen nach.
    »Warum hat er uns belogen?«, fragte Neundorf.
    Er wusste keine Antwort, lief in die Küche, musterte das gebrauchte Geschirr. »Fingerabdrücke«, sagte er, »wir benötigen die Techniker. Vielleicht können wir ihn identifizieren.«
    »Du glaubst, er hat uns auch einen falschen Namen genannt?«
    »Du etwa nicht?«
    Neundorf warf ihren Kopf zurück, schnaubte vor Wut. »Natürlich. Er hatte etwas zu verbergen. Fragt sich nur, was. Und wir haben uns so abwimmeln lassen. Wie pure Anfänger.«
    Braig bat per Handy Rauleder und Hutzenlaub, sofort in die Lindenstraße zu kommen. Sie hatten die Überprüfung des Papiercontainers sowie von Hemmers Büro und seiner Computer-Festplatte abgeschlossen, dabei nichts Neues entdeckt. Braig beschrieb ihnen die Lage der Wohnung, bat sie, unten an der Glocke zu läuten.
    Er lief ins Wohnzimmer, wo Neundorf mit Plastikhandschuhen bewehrt in dem Durcheinander herumstöberte, betrachtete die Papierstapel, die auf dem Tisch lagen.
    »Versicherungsunterlagen und Steuererklärungen«, sagte Neundorf, »alle auf Beate Berg ausgestellt. Es sieht so aus, als habe der Kerl die ganze Wohnung durchsucht.«
    »Ein Einbrecher?«
    »Wir sollten beim Einwohnermeldeamt nach seinem Namen fragen, obwohl ich fürchte, dass er uns angelogen hat.«
    Braig nickte, ließ sich über das LKA mit der Behörde verbinden. Ein Herbert Bauer war in Ludwigsburg nicht gemeldet.
    »Das muss nichts heißen«, meinte Neundorf, »warum soll er nicht in der Umgebung wohnen? Wir müssen sämtliche Orte der Region überprüfen, obwohl es wahrscheinlich nichts bringt.«
    »Vielleicht können wir ein Fahndungsfoto erstellen lassen. Daniel Schiek müsste es hinkriegen, wenn wir ihm den Typ beschreiben.«
    Neundorf stimmte ihm zu, hörte, wie Braig den Kollegen im LKA darum bat, alle Einwohnermeldeämter der Region nach einem Herbert Bauer im Alter von circa vierzig bis sechzig Jahren zu befragen. Sie bückte sich nieder, zog eine Schublade aus dem Schrank, wühlte in Akten, Zeitungsartikeln, Fotos.
    »Ob das Beate Berg ist?« Sie deutete auf eine kleine, kräftig gebaute Frau, die auf mehreren Motiven zu sehen war, mal in Gesellschaft ausgefallen lachender Menschen, mal allein in einer Garten-ähnlichen Umgebung, fast immer fröhlich, gut gestimmt. »Wir müssen uns über die Umstände ihres Selbstmordes informieren. Was da genau ablief und ob alles eindeutig geklärt ist.«
    Braig betrachtete die Fotos, stimmte seiner Kollegin zu. »Ich rufe im Amt an und lasse mich mit den Kollegen vom zuständigen Polizeirevier verbinden.«
    Drei Minuten später hatte er Kommissar Nicolai Bursac von der Ludwigsburger Kriminalpolizei am Apparat.
    »Sie wollen Informationen über den Selbstmord von Frau Beate Berg?«, fragte der Mann mit auffallend tiefer, kräftiger Stimme.
    »Wir ermitteln in einem Mordfall und stießen dabei mehr oder weniger zufällig auf die Frau«, antwortete Braig, »haben Sie die Protokolle der Kollegen zur Hand?«
    »Ich benötige die Aufzeichnungen nicht«, erklärte Bursac, »ich war selbst an der Untersuchung beteiligt.«
    »Oh, da haben wir ja Glück. Wären Sie so freundlich, mir Ihre Erkenntnisse kurz zu schildern?«
    »Kein Problem. Das war

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