Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
Dabei hatte er nur eines im Sinn.« Sie blickte von ihnen weg, starrte auf einen imaginären Punkt an der Wand.
    »Hemmer war ein Schwein«, sagte Neundorf.
    Jasmin Hähnel nickte fast unmerklich mit dem Kopf.

18. Kapitel
    Wenige Minuten vor drei waren sie wieder in der Lindenstraße in Ludwigsburg angelangt. Sie hatten sich in Kornwestheim bei einem Bäcker vier Brezeln als Ersatz für das ausgefallene Mittagessen besorgt, danach beschlossen, sofort nachzuprüfen, ob Beate Berg schon von ihrem Einkauf in Stuttgart zurückgekehrt sei.
    »Sollte die Frau noch nicht anzutreffen sein, schauen wir im Klinikum nach Bernhard. Vielleicht geht es ihm besser«, schlug Braig vor. »Außerdem gibt es dort die bekannte Cafeteria.« Er spürte seinen hungrigen Magen, fühlte die nachmittägliche Müdigkeit.
    Waren es nur das unzureichende Essen, die langwierigen, bisher weitgehend erfolglosen Ermittlungen und die Enttäuschung, den Weg nach Kornwestheim vollkommen umsonst, ohne jedes Ergebnis für ihre Untersuchungen unternommen zu haben, die ihm mehr und mehr zu schaffen machten? Jasmin Hähnel hatte mit dem Mord an Hemmer nichts zu tun. Das war den beiden schnell klar geworden: Der Brief der jungen Frau war nichts als ein Produkt ihres durchaus nachvollziehbaren Hasses auf den sie so hemmungslos und skrupellos ausnutzenden Lüstling. Um sich ganz sicher zu sein, waren sie telefonisch in Leonberg vorstellig geworden und hatten Erkundigungen über Jasmin Hähnels Mutter und die Apotheke eingezogen und dabei erfahren, dass keinerlei Unregelmäßigkeiten vorlagen. Am Ende blieb ihnen nur die Gewissheit, dass das mühsam aufgespürte Drohschreiben nur einer der vielen Irrwege war, die sie von der Suche nach den wahren Tätern abgelenkt hatten.
    Braig seufzte laut, atmete tief durch. Das Wetter wurde besser, die Temperatur war um mehrere Grad gestiegen. Die Luft strich lau, fast warm über die Haut. Vielleicht waren seine Erschöpfung und seine Mutlosigkeit typische Erscheinungen von Wetterfühligkeit? Eine Art Frühjahrsmüdigkeit im Herbst? Wäre an den rot-gold gefärbten Blättern der Weinreben und vieler Bäume nicht deutlich zu erkennen gewesen, dass längst der Oktober ins Land gezogen war, der Zustrom warmer Luft hätte als einer der ersten Frühlingsboten gelten können.
    Braig öffnete seine Jacke, strich sich die Schweißtropfen von der Stirn. Er sah die dünnen Nebelschwaden vom Boden aufsteigen, der immer noch von der morgendlichen Feuchtigkeit durchnässt war. Kleine Pfützen standen in den Unebenheiten des Gehwegs. Die Lindenstraße war wie am frühen Mittag von Anfang bis Ende ohne jede Unterbrechung zugeparkt. Sie liefen an den Autos vorbei, wichen einem älteren Mann, der sich mühsam auf zwei Krücken vorwärtsbewegte, aus.
    Gerade in dem Moment, als sie das Haus mit der Wohnung Beate Bergs erreichten, wurde die Tür von innen geöffnet; eine große schlanke Frau um die Siebzig stand mitten im Eingang. Braig grüßte, trat zur Seite, damit sie passieren könne, streckte seinen Arm aus, um die Tür offen zu halten. Die Frau stockte mitten in ihrer Bewegung, betrachtete ihn misstrauisch.
    »Wollen Sie ins Haus?«, erkundigte sie sich mit kräftiger Stimme.
    Braig nickte, wunderte sich über die abweisende Haltung seines Gegenübers, trat einen halben Schritt zurück. Er hatte Mühe, die Tür festzuhalten.
    »Darf ich fragen, was Sie suchen?« Ihre Augen taxierten ihn von Kopf bis Fuß, nahmen dann Neundorf ins Visier, die sich an Braig vorbei auf sie zu bewegte.
    »Glauben Sie, dass Sie das etwas angeht?«, fragte die Kommissarin.
    Die Angesprochene wich keinen Zentimeter von der Schwelle, ließ ihren Blick auf Neundorf ruhen. »Ob es mich etwas angeht?« Ihr Gesicht gewann kräftig an Farbe, lief dunkelrot an. »Das ist mein Haus!«
    Braig fürchtete, dass die Frau sich nicht so schnell zufrieden geben und sie passieren lassen würde, hatte keine Lust, auf offener Straße eine Auseinandersetzung zu beginnen. »Es ist gut, dass Sie sich so um Ihr Eigentum kümmern«, erklärte er, »wir sind von der Polizei.«
    Er zog seinen Ausweis aus der Tasche, streckte ihn ihr entgegen, stellte sich und Neundorf vor. »Wir wollen zu Frau Berg. Das ist erlaubt, oder?« Er versuchte zu scherzen, um die Situation zu entspannen, merkte aber am seltsamen Gesichtsausdruck der Frau, dass ihm das ganz und gar nicht gelungen war.
    Sie bewegte sich keinen Deut, starrte ihn kopfschüttelnd an, zog die Stirn in Falten. »Wie

Weitere Kostenlose Bücher