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Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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durchaus geteilter Meinung sein, überlegte er, wenn ich an mein Erlebnis heute Morgen auf der Neckarinsel denke … Er behielt seine Gedanken für sich, gab eine belanglose Antwort. »Und? Warum bist du nicht geblieben?«
    »Die Medikamente … Ich hatte sie vergessen.«
    »Theresas Zimmer ist groß genug?« Sie hatte ihm erzählt, dass ihre Schwester in eine Wohngemeinschaft mit fünf anderen Studenten gezogen war. Ihr neues Zuhause befand sich in einer großen Erdgeschosswohnung in einem leicht vergammelten Altbau unweit des Westbahnhofs.
    »Es reicht. Wir könnten beide bei ihr übernachten. Der Vormieter hinterließ ihr eine große Luftmatratze. Es ist kein Problem.«
    Eine Luftmatratze?, dachte er, ist denn das gut für sie? Stattdessen sprach sein Mund: »Ich würde liebend gern zusagen«, erklärte er. »Sobald diese Sache geklärt ist.«
    »Ich nehme dich beim Wort. Du hast keine Chance zu entkommen.«
    »Gerne«, sagte er, »hoffentlich wird es bald wahr.«
    Er wusste, dass es purer Zweckoptimismus war. So wie die Sache aussah, würde es noch Schaltjahre dauern, bis sie endlich entscheidende Fortschritte erzielten. In den nächsten Tagen oder gar Stunden auf deutliche Ermittlungssprünge zu hoffen, war naive Utopie.
    Braig wechselte noch ein paar Sätze mit Ann-Katrin, versprach, sich im Lauf des Tages nochmals zu melden, beendete dann das Gespräch. Er lief durch die Fußgängerzone, entdeckte einen Bäcker, kaufte sich eine Brezel, aß sie unterwegs. Kurz vor elf hatte er das Seniorenheim Frau Bergs erreicht.
    »Das Haus liegt ideal«, erklärte ihm die überraschend rüstige Frau voller Begeisterung, als er in ihrem Zimmer ihr gegenüber Platz genommen hatte, »keine fünfzehn Minuten Fußweg und ich sitze mitten in einer germanistischen oder philosophischen Vorlesung.«
    Sie trug eine weiße Bluse und eine honiggelbe Weste zur dunkelblauen Hose, hatte graue, in Locken gelegte Haare, ein schmales, von einer modischen Brille dominiertes Gesicht. Wie schon am Tag zuvor am Telefon ließ sie nicht einen Ansatz von Trauer oder Verbitterung über den abrupten Tod ihrer Tochter erkennen.
    »Ich halte Sie nicht vom Besuch einer Vorlesung ab?«
    Klara Berg lachte. »Noch sind Semesterferien, junger Mann. Die Veranstaltungen beginnen erst in der nächsten Woche.«
    Braig betrachtete die von bunten Farben dominierte Einrichtung des kleinen Zimmers, in dem sie lebte. Ein mit einer terracotta-farbenen Decke überzogenes Bett, ein kräftig gelbes Zweisitzersofa, das jugendliches Ambiente und Lebensfreude ausstrahlte, ein schmaler, mit einem Vitrinenaufsatz gekrönter, kleiner Schrank, dazu ein winziger Beistelltisch mit zwei Stühlen und eine Unmenge Fotos und Bilder an den Wänden – nichts wies auf den herben Verlust hin, den Frau Berg vor kurzem hatte erleiden müssen.
    »Sie kommen wegen Beate«, erklärte sie, »ich nehme an, Sie haben ihr Notizbuch gefunden. Was wollen Sie darüber hinaus noch wissen?«
    Sie schien vollkommen unkompliziert, machte es ihm einfach, zum Anlass seines Besuches zu kommen.
    »Das Notizbuch ist verschwunden, leider. Obwohl wir alles abgesucht haben.«
    »Verschwunden?« Ihr skeptischer Blick zeigte deutlich, was sie von der Arbeit der Polizei hielt. »Darf ich fragen, wie gründlich Sie bei der Suche vorgegangen sind?«
    Braig verzog keine Miene. »Sehr gründlich. Unsere besten Fachleute waren dabei.«
    »Na ja, wenn Sie meinen.« Klara Berg sah keinen Grund, ihre Meinung zu ändern. »Beate ohne ihr Notizbuch – das ist undenkbar. Bei ihr hatte alles Hand und Fuß. Das Buch war immer in ihrer Nähe.«
    »Irgendjemand hat es aus der Wohnung entfernt. Bevor wir gestern in die Lindenstraße kamen.«
    »Und wer soll das gewesen sein?«
    »Das wollte ich Sie fragen. Deshalb bin ich hier.«
    Klara Berg schüttelte energisch den Kopf. »Deshalb sind Sie hier? Was erwarten Sie jetzt? Dass ich Ihnen berichte, wer Beates Notizbuch aus ihrer Wohnung stiehlt?«
    Braig versuchte, dem Gespräch die Schärfe zu nehmen. »Die Schlüssel für die Wohnung – Sie erzählten, Katja, eine Freundin Ihrer Tochter, habe sie.«
    »Natürlich. Katja hat die Schlüssel schon lange. Sie waren gute Freundinnen.«
    »Wo lebt diese Katja?«
    »Wo sie lebt? Das ist eine gute Frage.« Klara Berg richtete sich in ihrem Stuhl auf, verzog den Mund. »Sie lebt nirgends und überall.«
    Braig warf ihr einen ungläubig-kritischen Blick zu. »Sie hat keinen festen Wohnsitz?«
    »Katja führt kein normales bürgerliches

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