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Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Leben. Sie ist Schauspielerin. Wenn Sie in diesem Beruf überleben wollen, müssen Sie flexibel sein. Sie arbeitet in verschiedenen Städten, hat Engagements mal hier, mal da. Manchmal wohnte sie bei Beate, wenn sie hier zu tun hatte.«
    »Sie spielte in Stuttgart am Theater?«
    »Im Fernsehen«, sagte Klara Berg, »Beate und auch Katja selbst riefen mich oft an, wenn wieder ein Film mit einer Rolle von ihr kam. Ab und zu habe ich sie dann gesehen.«
    »Beim Südwestrundfunk?«
    »Manchmal, ja.«
    »Wie heißt sie mit vollem Namen?«, fragte er, »oder hat sie ein Pseudonym, unter dem sie als Künstlerin auftritt?«
    Klara Berg starrte überlegend an die Wand über dem zitronengelben Sofa, sprang plötzlich auf, lief zu dem Zweisitzer. »Dorn. Katja Dorn. Ich weiß nicht einmal, ob das ihr richtiger Name ist.«
    Braig notierte sich den Namen, sah, wie seine Gesprächspartnerin ein Foto von der Wand nahm. Zwei Frauen um die Vierzig saßen gut gelaunt an einem Tisch, zwei Cocktailgläser mit verschiedenfarbigem Inhalt in Händen.
    »Das ist sie, hier.« Klara Berg deutete auf die Frau auf der rechten Bildhälfte, eine schlanke, natürlich wirkende Person mit dunkelblonden Locken. Wie eine Schauspielerin kam sie ihm nicht gerade vor.
    »Mit Beate, in unserem Haus.«
    Er betrachtete das Foto: eine dunkelhaarige, lustig in die Kamera blickende, kräftige Erscheinung, die ihm irgendwoher bekannt vorkam. Die Fotos in der Lindenstraße, fiel es ihm ein, die ihnen gestern in die Hände gefallen waren. »Wann war das?«
    Klara Berg überlegte. »‘95 haben wir das Haus verkauft. Vielleicht ein, zwei Jahre vorher.«
    »Dürfte ich mir das Bild ausleihen?«, fragte er vorsichtig. »Ich meine, bis wir Katja Dorn gefunden haben. Wir müssen mit ihr reden, weil wir diesen Herbert Bauer suchen. Sie bekommen das Foto garantiert unversehrt zurück.«
    Sie nickte, reichte ihm den Rahmen ohne jeden Einwand.
    »Wo Frau Dorn zur Zeit anzutreffen ist, wissen Sie nicht?«
    »Das tut mir Leid. Ich denke, sie hat gerade wieder irgendwo ein Engagement. Sie rief mich an, dass sie länger unterwegs sei. Deswegen kümmere sich ein Bekannter um Beates Wohnung. Aber das sagte ich Ihnen ja gestern schon am Telefon.«
    Braig nickte. »Wohin sie gegangen ist, wissen Sie nicht?«, bohrte er nach.
    »Nein, darüber weiß ich nichts. Aber es ist nicht einfach für sie. Die Chance, eine Rolle zu erhalten, wird immer geringer.«
    »Weshalb?«
    »Sie ist zu alt«, sagte Klara Berg, »ganz einfach.«
    »Zu alt?«
    »Im Alter meiner Tochter. So um die Fünfzig.«
    »Das ist doch nicht zu alt«, meinte Braig. »Das kann nicht der Grund sein.«
    Seine Gesprächspartnerin warf ihm einen strengen Blick zu. »In welcher Welt leben Sie? Bei Mutti hinterm Ofen?«
    Er gab keine Antwort, ließ ihr Zeit, ihren Gedankengang zu erklären.
    »Katja hat in den letzten Monaten mehrfach Absagen erhalten, weil sie zu alt ist. Als Frau über vierzig haben Sie heute keine Chance mehr, weder im Fernsehen noch sonst wo.«
    Braig wollte ihr nicht widersprechen, um sie nicht gegen sich einzunehmen. Er benötigte weitere Informationen, war auf ihren guten Willen angewiesen. »Na gut«, lenkte er ein, »ich denke, wir werden Frau Dorn finden. Über ihren Bekannten wissen Sie nichts Genaueres?«
    »Nein, überhaupt nichts. Ich bin froh, wenn Katja die Sache mit der Wohnung regelt. Sie ist absolut zuverlässig.«
    Er verstand die Argumente der Frau, konnte nachvollziehen, dass sie es in ihrem Alter jenseits der Achtzig als eine große Erleichterung empfinden musste, die Auflösung der Wohnung in vertrauenswürdige Hände legen zu können. Wahrscheinlich war dieses Vorgehen auch die einzige Methode, die es ihr ermöglichte, den Tod ihrer Tochter mit all seinen Auswirkungen nicht unmittelbar an sich heranzulassen und den Abschied von ihr ein kleines Stück erträglicher zu gestalten. Wie schmerzvoll musste es sein, sich aufgrund des eigenen fortgeschrittenen Alters dem Tod jeden Tag ein Stück näher zu wissen, dann aber noch das eigene Kind zu verlieren.
    Er sah plötzlich wieder die entstellten Züge des Toten auf der Neckarinsel vor sich, erinnerte sich an den Beruf des Mannes. »Sie kennen einen Dieter Fehr?«, fragte er, vergeblich darum bemüht, den Anblick der Leiche aus seinem Gedächtnis zu vertreiben. Die aus dem Schädel quellenden Augen des Ermordeten standen so plastisch vor ihm, dass er die finstere Miene Frau Bergs erst nach einer Weile wahrnahm.
    »Den Namen sollten Sie

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