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Schwaben-Filz

Schwaben-Filz

Titel: Schwaben-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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verhindern kann, dass die Pressekonferenz für euch zum Fiasko wird.«
    »Wie bitte?«
    »Ich weiß, das klingt anmaßend. Aber wirklich, ich habe was für euch. Die werden sich aufregen und euch fressen wegen Ruppich. Aber genau in dem Moment, wo sie über euch herfallen, präsentierst du ihnen eine neue Information. Die werden Ruppich für eine Weile vergessen, das verspreche ich dir.«
    »Wovon sprichst du?«
    »Euer Polizeiapparat kann sich noch so anstrengen, alle Geheimnisse könnt ihr den Menschen doch nicht entlocken. Speziell wenn ihr solche Typen losschickt wie deinen neuesten Kollegen. Da ist es doch gut, dass es Pfarrerinnen gibt, denen frau ihr Herz ausschütten kann. Wir haben es besprochen, dass ich mich an dich wende. Sie ist einverstanden. Du willst hören, um was es geht?«
    Braig trat ein paar Schritte aus dem Unterholz, ließ sich Theresa Räubers Anliegen erklären. Der Inhalt war in der Tat spektakulär. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit. Jeder anderen Person wäre er ins Wort gefallen, hätte sie der Sensationsgier bezichtigt, ihr Vorhaben entrüstet abgelehnt. Bei der Pfarrerin war das anders. Er kannte sie zu lange, um an ihrer Seriosität zu zweifeln, hatte zu großen Respekt vor ihren Worten und ihrer unermüdlichen Aktivität. Sprachlos vor Überraschung hörte er ihr zu.
    »Und, was meinst du? Können wir das in dem Sinn regeln, den ich hier vorschlage?«, fragte sie am Schluss ihrer Erklärungen.
    »Ohne jeden Einwand«, antwortete er, »und ich garantiere dir jetzt schon, dass Katrin und Rössle mitspielen werden.«

36. Kapitel
    Dass die Pressekonferenz, zumindest was den ersten Teil ihrer Ausführungen anbetraf, nicht gerade erfreulich ablaufen würde, war zu erwarten gewesen. Tagelang hatten sie einen frisch aus dem Gefängnis entlassenen Mann als Serienmörder bezichtigt und verfolgt, nur um dann feststellen zu müssen, dass genau dieser Mann dem wahren Täter bereits als Erster zum Opfer gefallen war.
    Die Häme, der Hohn und Spott, aber auch die berechtigte Kritik, die ihnen seitens der zahlreich erschienenen Journalisten entgegenschlugen, schien ohne Ende. Nicht nur, dass sie einen völlig Unschuldigen verfolgt hatten – fast noch schlimmer war die Tatsache zu bewerten, dass sie es in der ganzen Zeit auch noch versäumt hatten, nach Alternativen zu Ruppich zu suchen. Alle Bemühungen, die sie unternommen hatten, zielten auf den entlassenen Straftäter, eine andere Option hatten sie nicht einmal erwogen. Einem wehrlosen Opfer im Haifischbecken ähnlich, Braig wusste nur zu gut, vor welchem Schicksal ihn die Pfarrerin bewahrt hatte.
    Drei Stunden vor Beginn der Pressekonferenz hatte er sich mit Neundorf und Rössle bei Theresa Räuber getroffen, um sich auf die Pressekonferenz vorzubereiten.
    Mitten im Trubel der Anschuldigungen war er darauf zu sprechen gekommen. »Zum Glück darf ich Ihnen heute aber auch einen äußerst erfreulichen Sachverhalt mitteilen.«
    »So? Was denn?«, fiel ein schwarzgelockter Breitschultriger ihm ins Wort. »Dass der Killer gerade sein fünftes oder sechstes Opfer abschlachtet?«
    Lautes Gelächter folgte. Braig kannte den Kerl, wusste, dass er für einen privaten Schmuddelsender arbeitete.
    »Wir konnten endgültig ermitteln, wie es zu der schweren Verletzung Holger Deimels, des jungen Mannes, der als Bundeswehr-Soldat von seinem Afghanistan-Einsatz auf Heimaturlaub weilt, gekommen ist.«
    »Linke Terroristen«, rief ein älterer Mann, »Sie haben die Namen?«
    Sie hatten Theresa Räuber nicht allein angetroffen, als sie im Pfarrhaus angekommen waren.
    Eine junge, etwas verhärmt wirkende Frau um die Zwanzig war sich in ihrem Besucherzimmer unübersehbar nervös fast ohne Unterlass über die Haare gefahren, dazu auf ihrem Stuhl unruhig hin und her gerutscht.
    »Darf ich vorstellen: Das ist Carolin Mechle. Die Freundin von Holger Deimel. Und diese Dame und die beiden Herren sind Kommissare, aber auch persönliche Freunde von mir. Niemand unternimmt etwas, was ich nicht gestatte. Okay?«
    Sie hatten sich gegenseitig die Hände gereicht, der Pfarrerin dann ihr Versprechen gegeben.
    »Ich habe Steffen am Telefon erklärt, was passiert ist. Carolin liebt ihren Holger. Sie hat große Angst um ihn, seit er in Afghanistan dient. Deshalb freute sie sich irrsinnig, als er auf Heimaturlaub kam. Sie will nicht, dass er erneut nach Afghanistan fliegt. Das ist nachvollziehbar, aber nicht so leicht zu bewerkstelligen. Einfach so wegbleiben, geht nicht,

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