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Schwaben-Filz

Schwaben-Filz

Titel: Schwaben-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Nacht im Einsatz, jede von ihm betreute Untersuchung akribisch verfolgend.
    Natürlich war Braig anfangs, als er die ersten Gerüchte gehört hatte, skeptisch bezüglich des wahren Hintergrunds, hatten sich doch schon zu viele dieser Legenden als Verleumdung oder falsche Einschätzung einer bisher noch unbekannten Person erwiesen. Im Verlauf der Zeit jedoch hatte sich eines dieser angeblichen Vorurteile nach dem anderen als weitgehend korrekt herausgestellt. Ja, Söderhofer war einer von Kochs willigsten Adepten, Braig hatte es anlässlich mehrerer Untersuchungen selbst erlebt.
    Was den Staatsanwalt veranlasste, sich überall derart ins Abseits zu stellen, die Antipathien, die Wut und die Verachtung derer zu entfachen, die mit ihm zu tun hatten – Braig hatte keine Ahnung. Söderhofer war ihm bisher nur wie ein ununterbrochen auf Hochtouren laufender, ständig gut funktionierender Roboter entgegengetreten, hatte jede Gefühlsregung, jeden Hinweis auf einen menschlichen Kern vermissen lassen. Das war jetzt, in den vergangenen Minuten, schlagartig anders geworden. Die Anspannung des Staatsanwalts neben ihm war mit Händen zu greifen. Er starrte mit fahrigen Blicken nach vorn auf die Fahrbahn, trommelte alle paar Sekunden auf das Steuerrad, spielte nervös mit seinen Lippen. Die Möglichkeit, dass die Suche nach dem Ehemann seiner Bekannten ein solch schnelles, aber auch schmerzliches Ende gefunden haben konnte, schien ihm wirklich an die Nieren zu gehen. Beruhte sein Verhältnis zu Sonja und Rolf Grobe auf einer weit intensiveren emotionalen Bindung, als er bisher zugegeben hatte?
    Braig schaute aus dem Fenster, sah die Häuser Plieningens an sich vorbeiziehen. Sie hatten von Esslingen aufsteigend die Filderanhöhe erklommen, kurz darauf Scharnhausen passiert, waren schweigend auf die südöstlichen Ausläufer Stuttgarts zugefahren. Als er die herbstlich bunten Grünanlagen des Hohenheimer Schossparks vor sich sah, konnte Braig die Frage, die ihm seit Minuten auf der Zunge lag, nicht länger zurückhalten.
    »Sie kennen Herrn Grobe so gut, dass Sie sich zutrauen, ihn zu …?«
    Söderhofer bremste den Wagen auf Schrittgeschwindigkeit herunter, fiel seinem Begleiter ins Wort. »Ich sehe mich imstande, ihn zu identifizieren, falls es wirklich notwendig ist, ja.«
    Sie passierten die modernen Gebäude des am Hang gelegenen Paracelsus-Gymnasiums, bogen nach rechts in die schmale Hochbruckstraße ab. Nur eine Handvoll vom Baustil her an die fünfziger und sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts erinnernde Zwei- und Mehrfamilienhäuser säumten die kurze Sackgasse, dann waren sie an deren unmittelbar an den botanischen Garten des Hohenheimer Schlossparks angrenzendem Ende angelangt. Drei Polizeifahrzeuge, von einer großen Menschenansammlung gesäumt, versperrten den Zugang zum Park.
    »Oh, hier, da steht sein Wagen.« Söderhofer wies auf einen am Straßenrand geparkten Daimler.
    »Dann müssen wir das den Spurensicherern mitteilen. Vielleicht ist das noch nicht bekannt.«
    Braig stieg aus dem Auto, hörte den aufgeregten Wortwechsel der neugierigen Menge. Er wunderte sich, dass sich selbst hier, an dieser doch recht abseits gelegenen Stelle so viele Leute eingefunden hatten. Menschen, die ihrem Verhalten und ihren Äußerungen nach offenkundig nur einem einzigen Ziel huldigten.
    »Drei Dote? Welcher Deifel isch dess gwä?«, gab ein älterer Mann seiner Entrüstung lauthals Ausdruck.
    »Lumpegsindel, was sonscht? Davo’hent’mr doch gnug!«, erhielt er nicht minder lautstark zur Antwort.
    Braig sah die ihm von fast jedem Tatort zur Genüge bekannten, von purer Neugier geprägten Mienen der Schaulustigen, merkte, dass es sich überwiegend um ältere Menschen handelte, ein Phänomen, das ihm schon mehrfach bei seinen Einsätzen aufgefallen war. Hier, in unmittelbarer Nähe eines Gymnasiums, einer Grund- und Hauptschule sowie einer Universität vor allem ältere Gesichter. Nahm die Neugier mit steigendem Lebensalter zu oder hatten Senioren mehr Zeit, sich diesem Trieb hinzugeben? Er wusste nicht, woran es lag, versuchte, den Tross der wissbegierigen Gaffer an der Seite zu umgehen.
    Ein großer, breitschultriger Uniformierter lief eilends auf ihn zu, versuchte, ihn abzudrängen, erkannte ihn in letzter Sekunde. »Oh, Verzeihung, Herr …«
    »Braig«, stellte er sich vor, »wir hatten bereits miteinander zu tun.«
    Der Beamte nickte, nannte ebenfalls seinen Namen. »Jochen Hestler. Ihre Kollegen sind schon da.« Er

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