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Schwaben-Filz

Schwaben-Filz

Titel: Schwaben-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Felsentretters Drängen hin darauf verzichtet, die Begleitung eines Technikers abzuwarten, gab dem Kollegen Gelegenheit, die Haustür mit einem reich bestückten Schlüsselbund zu öffnen. Das Schloss gab schneller nach, als er erwartet hatte. Felsentretter schob sich ins Innere, wartete, bis Braig zu ihm aufgeschlossen hatte. Sie standen in einem schmuddeligen Treppenhaus mit von unzähligen Flecken übersäten Wänden. Der Geruch von angebranntem Essen lag in der Luft.
    »Pfui Teufel.« Der stämmige Kriminalbeamte rümpfte angeekelt die Nase.
    Sie eilten mit großen Schritten die ausgetretenen Holztreppen nach oben, entdeckten den gesuchten Namen auf einem kleinen Schild mitten auf der linken Tür. Mehrere nebeneinander aufgereihte, mit leeren Plastikflaschen gefüllte Kunststoffsäcke erschwerten die Passage. Der Geruch angebrannten Essens mischte sich mit dem schalen Gestank ausgelaufenen Biers.
    Felsentretter drückte sich an dem Plastikmüll vorbei zur Tür, zog seine Waffe, entsicherte sie. Aus der Wohnung war das Gedudel eines Radios zu hören, die aufgekratzt lärmende Stimme eines Moderators unterlegt von Musik. Er drückte auf die Glocke, hatte lautes Schimpfen im Ohr.
    Die Tür wurde aufgerissen, eine große, schlanke, mit einem grellroten Sweatshirt und dunklen Hosen bekleidete Frau starrte mit erhitzter Miene ins Treppenhaus. »Was ist los?« Strähnen ihres blondierten Haares ragten ihr mitten ins Gesicht.
    Felsentretter schnellte nach vorne, schob die Frau zur Seite, stürmte mit entsicherter Pistole in die Wohnung. Der Essensgeruch stach ihnen mit betäubender Intensität in die Nase.
    Braig sah seinen Kollegen in eines der Zimmer verschwinden, hörte das aufgeregte Schreien der Frau. »Was soll das? Hilfe, Einbrecher …«
    Er streckte ihr seinen Ausweis entgegen, wiederholte mehrfach das Wort »Polizei«, wartete, dass sie sich langsam beruhigte. Felsentretters Verhalten war unverzeihlich, auch ein noch so dringender Verdacht gegen Ruppich rechtfertigte nicht dieses abrupte Vorgehen. Kein Wunder, dass die Frau so schockiert reagierte.
    »Wir sind von der Polizei«, erklärte er schließlich, die nervös um sich stierende Frau im Blick. »Sie müssen entschuldigen …«
    Felsentretter preschte hinter ihr aus dem Zimmer, durchquerte die Diele, starrte in den Nachbarraum, öffnete eine weitere Tür. Er schob sich ins Innere, kehrte kurz darauf kopfschüttelnd und laut vor sich hinfluchend wieder zurück. »Verdammte Kacke, der Saukerl ist weg!«
    »Was, was suchen Sie?«, stotterte die Frau.
    »Markus Ruppich«, erklärte Braig, »er ist Ihr Bruder, richtig?«
    Sie verfolgte Felsentretters massige Gestalt mit ängstlichem Blick, wandte sich erst nach kurzem Zögern wieder Braig zu.
    »Ihr Bruder, oder?«, wiederholte er.
    »Markus?«, fragte sie.
    Braig nickte.
    »Markus, ja. Was wollen Sie …«
    »Wir hätten gern mit ihm gesprochen.«
    Die Musik aus dem Radio verstummte, plärrende Werbung setzte ein.
    »Markus ist nicht da.« Ihre Stimme war kaum zu verstehen.
    »Aber Sie wissen, wo er sich …«
    Marianne Heun schüttelte den Kopf. »Er macht, was er will. Ich bin nur die kleine Schwester …«
    Braig sah, wie die Tür der Nachbarwohnung einen Spaltbreit geöffnet wurde und eine ältere Frau vorsichtig herauslugte. Er nickte ihr freundlich zu, bemerkte ihren fragenden Blick.
    »Sie sind wirklich von der Polizei?«, krächzte sie mit heiserer Stimme.
    Er roch den Qualm unzähliger Zigaretten, der aus ihrer Wohnung strömte, streckte ihr seinen Ausweis entgegen. »Wir sind wirklich von der Polizei, ja«, bestätigte er, »es gibt keinen Anlass zur Beunruhigung, keine Angst. Wir möchten nur mit Frau Heun sprechen.«
    »Dann ist es ja mal gut«, sagte sie. »Ihr Bruder Markus. Kaum ist er aus dem Gefängnis, hat er schon wieder was angestellt.«
    Er wartete, bis sie ihre Tür schloss, wandte sich Marianne Heun zu. »Vielleicht könnten wir uns kurz über Ihren Bruder unterhalten?«, fragte er, in die Wohnung deutend.
    Die Frau zögerte, warf einen zweifelnden Blick auf die massige Gestalt hinter sich.
    »Wenn Sie möchten, auch nur allein mit mir«, fügte Braig hinzu, »mein Kollege wartet gerne unten im Auto.« Er bemerkte Felsentretters verkniffene Miene, hoffte darauf, dass der Mann nicht erneut ausfällig wurde.
    Seit sie sich vor ein paar Monaten wegen seines und Neundorfs Engagements gegen den geplanten Bau des unterirdischen Bahnhofs und des unverzeihlichen Verhaltens verschiedener

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