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Schwaben-Filz

Schwaben-Filz

Titel: Schwaben-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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das Bett kann, aber er bestand darauf. Ich im Bett und er auf dem Sofa.«
    Das konnte stimmen, musste sie insgeheim zugeben, falls es nicht von den Männern im Nachhinein so abgesprochen und entsprechend arrangiert worden war. Beide, das Bett wie das Sofa, hatten benutzt ausgesehen. »Die Tür zwischen den Räumen war geschlossen?«
    »Nein, die war offen«, erklärte ihr Gesprächspartner. »Wir wollten schließlich noch miteinander reden vor dem Einschlafen gestern Abend. Wir haben uns länger nicht gesehen.«
    Neundorf betrachtete ihn skeptisch, hörte das Scharren von Stuhlbeinen. Zwei junge Frauen am Nachbartisch erhoben sich von ihren Plätzen, schauten zu ihnen her, blieben mit ihren Blicken an Weissmann haften. Beide schienen zu Salzsäulen zu erstarren.
    »Und dann wachten Sie irgendwann von dem seltsamen Geräusch auf und stellten fest, dass Herr Hellner nicht im Haus war. Sie liefen zur Tür oder zum Fenster und sahen ihn bei der Toten draußen.«
    »Langsam!« Weissmann wedelte mit ernster Miene mit seinem rechten Zeigefinger durch die Luft. Jeder Ansatz eines Lächelns war aus seinem Gesicht verschwunden. »So war es nicht«, betonte er.
    »Wie dann?«, fragte sie.
Wie habt ihr es abgesprochen?
    »Wir lagen beide in unseren Betten beziehungsweise auf dem Sofa, als der Wind diese heftigen Geräusche verursachte. Ich wollte gerade aufstehen, um ans Fenster zu gehen und nachzuschauen, was los war, als Götz irgendetwas vor sich hinbrabbelte. »Junge, was geht da draußen ab? Hörst du das auch?« Wir liefen fast gleichzeitig ans Fenster und sahen dieses seltsame Bündel da liegen. Fast gleichzeitig, verstehen Sie?«
    »Fast gleichzeitig, aha.« Neundorf rümpfte die Nase. »Sie halten mich für ziemlich bescheuert.«
    Ihr Gegenüber blieb ruhig, verzog keine Miene. »Sie müssen verzeihen, aber ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, wie Sie zu diesem Urteil gelangen. Ich versuche im Moment nur, Ihnen zu erklären, wie wir heute Morgen auf diese tote Frau aufmerksam wurden.« Er schaute ihr voll in die Augen, wandte seinen Blick nicht eine Sekunde von ihr ab.
    »Gut, dann lassen wir das mal so stehen. Wie ging es weiter?« Sie spürte einen leichten Schlag gegen ihren Kopf, drehte sich um. Eine der beiden zu Salzsäulen erstarrten Frauen hatte wieder zum Leben zurückgefunden, dabei ihren Kopf berührt. Sie entschuldigte sich aufgeregt, schien noch etwas wacklig auf den Beinen.
    »Ja ja, die Hormone«, erklärte Neundorf laut.
    Die Frau starrte sie entgeistert an, wurde rot wie eine Tomate. Ohne ein weiteres Wort von sich zu geben, stöckelte sie samt ihrer Begleiterin davon.
    »Götz lief zur Tür. Er wollte nachschauen, was da liegt«, sagte Weissmann.
    »Und Sie?«
    »Ich lief mit ihm, drei, vier Meter etwa, blieb dann aber stehen, weil es mir zu kalt war, und schaute von der geöffneten Tür aus zu. Götz kniete sich nieder, schob die Plane ein Stück zur Seite, richtete sich dann ruckartig wieder auf. Er blieb unbeweglich stehen, starrte auf den Boden. Irgendetwas war nicht in Ordnung, das spürte ich. Da rannte ich ebenfalls aus dem Haus und schaute mir das seltsame Paket an.«
    »Das wissen Sie alles noch so genau?«, fragte sie skeptisch.
    »Tut mir leid, auch wenn Sie das nicht nachvollziehen können, ja. Vielleicht deswegen, weil ich nicht so oft mit toten Menschen zu tun habe wie Sie. Den Moment, als wir bemerkten, was da vor uns liegt, werde ich so schnell nicht vergessen. Das bleibt wohl eine Weile in meinem Gedächtnis haften, fürchte ich. Sie müssen entschuldigen, aber ich bin nicht so abgebrüht wie Sie anscheinend glauben.«
    »Wieso hat dann einer der Nachbarn nur Herrn Hellner an der Leiche gesehen?«
    »Wieso? Ganz einfach: Weil ich zurückrannte ins Haus, um mir was überzuziehen. Ich fröstelte, bin schon etwas angeschlagen. Götz blieb für einen Moment zurück. Die Frau war tot, das war uns beiden klar. In dem Moment, als ich das Haus nach meinem Mantel absuchte, hörte ich draußen das Gekeife des Mannes. Ich zog den Mantel über, lief wieder ins Freie, da war er schon weg. »Jetzt brauchen wir nicht einmal die Polizei rufen«, meinte Götz, »das besorgt schon der alte Faschist von nebenan. Die kommen garantiert in wenigen Minuten mit ihrem Überfallkommando, nach dem, was der Idiot ihnen auftischt.« Und so war es dann ja auch.«
    »Aber Sie selbst stürmten vorher noch aus dem Haus.«
    Weissmann beugte den Kopf nach vorne, nickte ihr lächelnd zu. »Ich bitte um

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