Schwaben-Filz
Frau überwachen, vielleicht kommen wir ihm so auf die Spur.«
»Sie haben sein soziales Milieu evaluiert?«
»Bis ins letzte Detail. Jetzt muss ich mich um zwei Männer kümmern, auf die es Ruppich vielleicht abgesehen haben könnte. Ich werde versuchen, sie zu warnen.«
»Es sind bedeutende Persönlichkeiten involviert?«
Braig hatte Mühe, zu verhindern, dass sich auch noch seine Haupthaare sträubten. Wie zum Schutz fuhr er sich über den Kopf. »Ich bin gerade dabei, das zu überprüfen. Wie geht es Frau Grobe?«
»Wie soll es ihr schon gehen? Sie ist am Ende, untröstlich. Ich musste einen Arzt rufen, so sehr hat es sie mitgenommen. Sie führten eine ausgesprochen harmonische Beziehung.«
Mit Söderhofer als fünftem Rad am Wagen, überlegte der Kommissar.
»Braig, Ihren Bericht. Wann lassen Sie ihn mir zukommen?«
»Ich bin schon dabei«, antwortete er. »Jetzt muss ich mich aber um die beiden Männer kümmern, sofort.«
Er beendete das Gespräch, suchte in der elektronischen Ablage nach den Adressen von Karl Neuber und Gerald Robel, um die er Stöhr heute Mittag ersucht hatte, fand beide.
Ein Karl Neuber war unter drei verschiedenen Nummern zu erreichen. Der Mann besaß den Ausführungen nach eine Spedition und ein Omnibusunternehmen, zudem war er seit fast zwanzig Jahren Abgeordneter im Landtag, den er auch als Adresse nutzte.
Der Kommissar ahnte, was das bedeutete. Ein Politiker der Karrierepartei, die der Aufstand allzu vieler mündiger Bürger im Moment zwar scheinbar von der Macht weggespült hatte, deren gut vernetzte Strippenzieher aber hinter den Kulissen nach wie vor die entscheidenden Weichen im Land stellten. Ein falsches Wort im Umgang mit diesen Typen, wusste Braig, und er hatte deren gesamte Seilschaft am Hals.
Er klickte weiter, hatte einen Gerald Robel vor sich. Zwei Telefonnummern, eine private und eine berufliche, beide mit Stuttgarter Vorwahl, dazu die Beschreibung der Tätigkeit des Mannes, die ihn als Abteilungsleiter einer Bank auswies.
Braig druckte sämtliche Daten aus, zog das Telefon her, beauftragte seinen Kollegen Weisshaar mit der Fahndung nach Markus Ruppich. Anschließend gab er die erste der bei Karl Neuber aufgeführten Nummern ein. Er musste nicht lange warten, hatte schnell die sonore Stimme eines älteren Herrn auf einem Anrufbeantworter im Ohr, die ihm mitteilte, dass er, Karl Neuber, im Moment leider nicht zu sprechen sei, den Anrufer jedoch darum bitte, ihm eine Meldung zu hinterlassen, auf die er auf jeden Fall reagieren werde. Der Kommissar wartete auf den Piepton, stellte sich dann in aller Kürze vor, bat schnellstmöglich um einen Rückruf.
Zehn Minuten später hatte er alle drei Nummern durch, drei Mal den gleichen Wortlaut gehört, beim letzten Versuch nur durch die Bemerkung ergänzt, dass es sich um einen Anruf beim Abgeordneten des Landtags Karl Neuber handelte. Er schimpfte leise vor sich hin, weil er den Mann nicht erreicht hatte, wandte sich dem zweiten Namen zu, Gerald Robel, gab dessen erste Nummer ein.
»Robel«, dröhnte eine kräftige Stimme aus dem Lautsprecher, kaum dass er den Finger von der Tastatur genommen hatte.
»Herr Gerald Robel?« Braig konnte seine Überraschung über die schnelle Reaktion nicht verbergen.
»Jawohl. Sie wünschen?«
»Hier ist Braig vom Landeskriminalamt. Ich muss kurz mit Ihnen sprechen.«
»Moment. Landeskriminalamt?« Die Power des Mannes schien mit Händen zu greifen. »Was wollen Sie von mir?«
Braig schwenkte den Hörer von seinem Ohr weg, um sein Trommelfell zu schonen, kam sofort zum Thema. »Sie kennen einen Markus Ruppich?«
»Markus Ruppich? Wieso wollen Sie das wissen? Sind Sie wirklich vom Landeskriminal…?«
»Rufen Sie zurück«, fiel ihm der Kommissar ins Wort. Er hatte jetzt wirklich keine Lust auf ewig lange Diskussionen. »Hier ist die Nummer der Zentrale, die verbinden Sie dann weiter.«
»Moment«, donnerte sein Gesprächspartner. »Warum denn gleich beleidigt? Man wird doch mal fragen dürfen. Allerdings kenne ich Ruppich. Was ist mit ihm?«
»Er wurde entlassen. Aus dem Gefängnis, meine ich.«
»Das ist doch schon ein paar Wochen her, oder?«
»Richtig, ja. Aber heute ist …« Braig brach mitten im Satz ab. War die Meldung noch nicht in den Nachrichten? Hatte Söderhofer die Presse nicht informiert? »Ich muss mit Ihnen sprechen. Wo kann ich Sie treffen? So schnell wie möglich!«
»Mit mir sprechen? Geht das nicht am Telefon?«
»Ich würde mich gerne persönlich mit
Weitere Kostenlose Bücher