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Schwaben-Filz

Schwaben-Filz

Titel: Schwaben-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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nicht, dass sie den Tag morgen ohne Schufterei am Herd verbringen will?«
    Er hatte Ann-Katrin lachend zugestimmt, das Gespräch dann beendet. Mit Einkaufstüten bepackte Mitreisende waren zugestiegen, die letzten freien Sitzplätze in Beschlag nehmend.
    Braig hatte die Stadtbahn am Heslacher Bihlplatz verlassen, war mit zügigen Schritten den steilen Hang zu Robels Haus hinaufmarschiert. Es war leicht zu finden, stach mit seiner frisch verputzten Fassade und den großen Panoramafenstern deutlich aus seiner Umgebung vor. Der gesuchte Name prangte in schwarzen Druckbuchstaben auf einem großen Briefkasten. Eine dunkel gekleidete Frau war gerade damit beschäftigt, Werbung darin zu verstauen. Er trat auf sie zu, grüßte, nahm ihr Kopfnicken wahr. Sie steckte die Blätter vollends in den Kasten, lief zum Nachbarhaus.
    Braig hatte den Finger noch nicht von der Klingel genommen, als die Tür schon aufgerissen wurde. Der Mann stürmte ihm mit Riesenschritten entgegen, machte erst unmittelbar vor ihm halt. Die Neugier in seinen Augen war nicht zu übersehen.
    »Sie sind also der Kriminalbeamte?«, dröhnte seine Stimme.
    Der Kommissar nickte, zeigte ihm seinen Ausweis. »Braig, wir haben miteinander telefoniert.« Er musterte die Miene seines Gegenüber, reichte ihm die Hand. Irgendwoher glaubte er ihn zu kennen. Von Bildern in der Zeitung oder irgendwelchen Werbeblättern her.
    »Robel. Das haben wir, ja.«
    Er war von eher kleiner, gedrungener Gestalt, hatte einen runden, von einer weit fortgeschrittenen Glatze gezeichneten Kopf. Die wenigen verbliebenen Haare standen wie widerborstige Stacheln weißgrau in die Höhe.
    »Was ist das mit Grobe? Vor ein paar Minuten kam es in den Nachrichten. In Hohenheim. Was wollte er dort?« Er schaute fragend zu ihm auf, schien auf eine Antwort zu warten.
    »Grobe? Tut mir leid. Das kann ich Ihnen nicht sagen. So weit sind wir noch nicht.« Braig deutete ins Innere des Hauses. »Aber vielleicht …«
    Robel schien zu verstehen. »Moment. Treten Sie ein.« Er schob die Tür vollends zurück, reichte dem Besucher einen Kleiderbügel, nahm den Mantel entgegen.
    Braig wartete, bis er das Kleidungsstück versorgt und die Tür geschlossen hatte, folgte ihm dann durch die hell erleuchtete, mit dicken Teppichen ausgelegte Diele in einen großen, von einem weitläufigen Panoramafenster gezeichneten Raum. Gedämpftes, von mehreren indirekten Strahlern emittiertes Licht verlieh dem Zimmer eine angenehme Atmosphäre. Er nahm auf einem dunklen Mehrsitzersofa Platz, sah den von der angebrochenen Nacht ins Dunkel getauchten Ortskern Heslachs wie auf einer Modellbahnanlage vor sich liegen. Unzählige, winzige Lichtquellen erhellten das Tal.
    »Was darf ich Ihnen anbieten?«, riss Robels Stimme ihn aus seiner Betrachtung. »Weilheimer Kirschwasser?« Der Mann wies mit verzückter Miene auf eine auffallend schlanke Flasche mit einem eng beschriebenen Etikett.
    Braig lehnte dankend ab, griff nach der Karaffe Wasser, die der Gastgeber alternativ zur Verfügung stellte, schenkte sich ein Glas voll.
    »Sie wissen nicht, welchen Genuss Sie sich da entgehen lassen«, verkündete Robel lauthals. Er öffnete die Schnapsflasche mit einem kräftigen Plopp, füllte sich großzügig ein. Im gleichen Moment hatte Braig das würzige Aroma in der Nase. Ein in der Tat verlockender Duft nach fruchtigen Kirschen.
    »Zum Wohl«, dröhnte Robels Stimme. Der Mann schwenkte sein randvoll gefülltes Glas durch die Luft, setzte es an die Lippen, leerte es dann fast bis zur Hälfte. »Weilheimer«, summte er dann mit entrücktem Gesichtsausdruck, mindestens 15 Dezibel gedämpfter als vorher, der Blick im Nirwana versinkend.
    Braig ließ ihm Zeit. Er wusste aus Erfahrung, wie wichtig eine aufgelockerte Atmosphäre für ein Gespräch war, erhoffte sich von der gelösten Stimmung des Mannes weit über das normale Maß hinausreichende Informationen über die Hintergründe des Geschehens in der Jagdhütte.
    »Ich besorge mir jedes Jahr zehn Flaschen«, flötete Robel in gemäßigter Tonlage, »die gibt es aber nur mit besonderen Beziehungen.« Er hielt das Glas vorsichtig vor seine Nase, sog den Duft genießerisch ein. »Und ich wiederhole hiermit ausdrücklich: Sie wissen nicht, was Sie versäumen.« Er nickte seinem Besucher freundlich zu, leerte das Glas vollends.
    »Wie gut kennen Sie Markus Ruppich?«, fragte Braig. Er sah, wie Robel nach Luft schnappte, führte es auf die große Menge des Hochprozentigen zurück.
    »Wie gut,

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