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Schwaben-Filz

Schwaben-Filz

Titel: Schwaben-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Sie hatte offensichtlich Schwierigkeiten, das Geschwätz des Mannes zu ertragen.
    Neuber dagegen schien nichts davon zu bemerken. Lag es an der Anwesenheit der bildhübschen, jungen Kommissarin, dass er zu solch theatralischen Worten griff, oder war das einfach seine gewohnte Art? Er hatte es unüberhörbar nötig, den erfolgreichen Mann von Welt zu spielen, eine fast schon pathologische Schwäche, die Braigs Erfahrung nach bei Männern
im besten Alter
, wie man die Vierzig plus oft umschrieb, besorgniserregend um sich griff.
    Der typische Vertreter eines Politschwaflers, der sich gern produziert und unbedingt im Mittelpunkt stehen muss, hätte ihm Ann-Katrin wahrscheinlich erklärt, eine der Charakterisierungen des von ihr leidenschaftlich studierten Enneagramms zitierend. Er hört sich gern reden, kommt sich selbst wer weiß wie bedeutend vor und glaubt den Nonsens, den er von sich gibt, auch noch selbst.
    Neundorfs Urteil wäre dagegen, so vermutete er jedenfalls, noch kürzer und prägnanter ausgefallen: Das typische Arschloch, hätte sie wohl geäußert, wie es sie in dieser Altersstufe und diesem Geschlecht leider allzu viele gab.
    Aber tat er dem Mann damit nicht unrecht? Neuber sah ohne jeden Zweifel sehr gut aus: Leicht gelockte, dunkle Haare bis über die Ohren; nicht ganz korrekt gescheitelt; ein schmales, leicht verkniffen lächelndes, von einem männlich markanten Kinn geprägtes Gesicht. Breitschultrig, groß, sicher über 1,80 Meter, mit weißem Hemd und englisch kariertem Jackett bekleidet, erweckte er den Eindruck eines interessanten, alles in allem seriösen Mannes von Welt. Er sah, wie Neuber seine Tasse absetzte und sich fragend seiner Kollegin zuwandte.
    »Aber Sie sind ja nicht gekommen, um sich über die Arbeit eines erfolgreichen Unternehmers zu informieren, nehme ich mal an.«
    Braig hatte Mühe, sein süffisantes Lächeln zu ertragen, beschloss, die Gesprächsführung zu übernehmen. »Nein, da haben Sie vollkommen recht«, bestätigte er. »Uns interessiert vielmehr Ihre Beziehung zu Rolf Grobe und Gerald Robel.« Er sah, wie sein Gegenüber mit dem Kopf nickte, fügte hinzu: »Ich nehme an, Sie kennen beide.«
    »Herrn Grobe und Herrn Robel? Natürlich kenne ich die Herren. Und es hat mich in der Tat schwer getroffen, als mich meine Frau gestern Abend über den Tod Herrn Grobes informierte. Es ist wirklich unbegreiflich, wozu böse Menschen imstande sind.«
    »Böse Menschen?«, fragte Riedinger. »Sie sprechen von Grobe?«
    »Grobe?« Neuber schien für einen Moment die Kontrolle über sich zu verlieren. »Was soll das heißen?«, wandte er in scharfem Ton ein. »Sie scheinen da etwas zu verwechseln. Der Mann wurde Opfer eines Verbrechens.«
    »Das ist richtig, ja«, versuchte Braig, ihren Gesprächspartner zu beruhigen. Er nickte dem Mann freundlich zu, nahm den Faden, den seine Kollegin ausgelegt hatte, wieder auf. »Wir sind auf der Suche nach dem Täter und fragen uns jetzt, warum. Warum wurde Herr Grobe getötet? Hat die Tat vielleicht mit einem Fehlverhalten des Mannes in der Jagdhütte Herrn Robels zu tun?«
    »Ein Fehlverhalten Herrn Grobes? Worauf wollen Sie hinaus?«
    Braig musterte sein Gegenüber, überlegte, ob der Mann wirklich so ahnungslos war, wie er tat. »Markus Ruppich wurde nach jenem Abend in der Jagdhütte zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Ich nehme an, Sie wissen, weshalb.«
    »Mein Gott, und deswegen belästigen Sie jetzt mich?« Neubers Miene hatte ihren souveränen Ausdruck verloren.
    »Belästigen?«, warf Riedinger ein. »Empfinden Sie unseren Besuch als Belästigung?«
    Ihr Gegenüber fand blitzschnell wieder zu seiner freundlichen Haltung zurück. »Nein, natürlich nicht, Sie müssen entschuldigen.« Neuber stand von seinem Platz auf, warf einen Blick in ihre Tassen, bot an, nachzuschenken. »Die letzten Nächte«, sagte er dann, nachdem beide abgelehnt hatten, »sie waren etwas kurz.« Er versuchte, seine kurze Unstimmigkeit wiedergutzumachen, fügte hinzu: »Oder darf ich Ihnen etwas anderes anbieten?«
    »Vielen Dank«, antwortete Braig. »Wir sind hier, weil wir uns um Ihre Sicherheit sorgen.«
    »Um meine Sicherheit?« Der Mann verharrte auf der Stelle, starrte den Kommissar mit ungläubigen Augen an. »Wieso sollte meine Sicherheit bedroht sein?«
    Braig wartete, bis Neuber sich wieder etwas beruhigt und Platz genommen hatte. »Gerald Robel wurde gestern Abend ermordet.«
    »Robel? Ich dachte, Grobe. Dann hat meine Frau das verwechselt.«
    »Ihre

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