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Schwaben-Filz

Schwaben-Filz

Titel: Schwaben-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Kleidungsstück kurz vor oder unmittelbar nach der Tat übergezogen. Um die Ärztin noch zusätzlich zu demütigen, wie es von Dr. Welser vermutet worden war.
    Hatte diese Erkenntnis Konsequenzen für ihre Ermittlungen? War sie gezwungen, den oder die Täter in einem anderen Personenkreis zu suchen, als sie bisher gedacht hatte? »Wie sieht das aus mit Ihrem Engagement gegen
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? Hat das irgendwelche Folgen für Sie und Ihr Team?«, hatte sie sich deshalb erkundigt. »Ich meine, gab es Drohungen oder Ähnliches, speziell auch gegen Frau Dr. Kleemann?«
    Ihre Gesprächspartnerin hatte ein heiseres Lachen hören lassen. »Drohungen? Sie sind gut. In welcher Welt leben Sie? Natürlich hat unser Engagement Folgen für uns, genau wie für viele andere. Wie oft wir bedroht wurden, kann ich schon gar nicht mehr zählen. Schriftlich in Briefen, auf Karten und per Mail, versteht sich. Direkt ins Gesicht natürlich nicht, das ist nicht die Methode dieser feinen Herren. Die arbeiten im Hintergrund, mit subtilen Strategien.
Sie als im öffentlichen Leben stehende Ärztinnen beteiligen sich an diesen Aktionen von Unruhestiftern und Gewalttätern
, formulierten deren vornehmere Vertreter. Die meisten anderen kamen wesentlich deutlicher zur Sache. Primitivste Kloakensprüche. Was sie alles mit uns anstellen, damit wir endlich in die richtige Spur kommen.
Ihr vertrockneten Weiber gehört mal ordentlich flachgelegt und durchgevögelt. Eine Nacht mit mir und meinem besten Stück und du kommst auf andere Gedanken. Du wirst so geil, dass du deinen Bahnhof für immer vergisst
… Sie kennen das bestimmt.«
    »Sie haben die Mails gespeichert?«
    »Nein. Aus Prinzip nicht. Der Dreck ist es nicht wert, dessen Absender noch viel weniger. Außerdem haben uns die ganz konkreten Drohungen auch weit mehr beeinflusst als dieser Mist.«
    »Konkrete Drohungen?«
    »Na ja, unsere Bank wurde vorstellig, den Kredit für die neue Einrichtung unserer Praxis nicht zu verlängern. Und dann tauchte plötzlich ein Makler bei uns auf, der ungeniert erklärte, unsere Räume ansehen zu wollen, damit er sie Nachmietern besser vorstellen könne. Zudem haben wir mehrere Patienten verloren, fast ausnahmslos Banker und Angestellte von Immobilienfirmen. Zwei von ihnen teilten uns im Vertrauen mit, dass sie von ihren Arbeitgebern gezwungen wurden, nicht länger zu uns zu gehen. Dem einen hatte sein Arbeitgeber unverhohlen mit Kündigung gedroht, wenn er uns treu bliebe. Aber so ist das ja überall in der Stadt. Unzählige wurden bedroht, wenn sie sich in ihrer Freizeit an den Demonstrationen beteiligten. Der größte Teil der Medien verlor darüber kein Wort. Als Ärzte aber haben wir unsere Ohren ganz nahe an den Menschen und den Sorgen, die sie drücken.«
    Sie hatte einen Moment eine Pause eingelegt, um tief durchzuatmen. »So viele Patienten, deren Erkrankungen letztendlich auf psychische Probleme zurückzuführen sind, wie in den letzten Monaten hatten wir noch nie. Menschen aus dem ganz normalen Volk, Angehörige der Mittelschicht, die anhand des Beispiels von
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zum ersten Mal in ihrem Leben mitbekommen haben, wie bei uns politische Entscheidungsprozesse laufen. Dass nicht vernünftige Fakten zählen, sondern allein die Profite, die sich korrupte Seilschaften in Politik und Wirtschaft erhoffen. Dass du hundert oder auch tausend Argumente für eine Sache bringen kannst, die allesamt sinnvoll sind – dass das alles aber nichts, überhaupt nichts zählt, wenn es den Gewinnerwartungen mächtiger Lobbygruppen widerspricht. Allein deren Wünsche werden knallhart durchgezogen – wer sich ihnen in den Weg stellt, gerät unter die Räder. Was
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hunderttausenden von ums Gemeinwohl besorgten, für die Demokratie und eine humane Gesellschaftsordnung engagierten Bürgern – sprich: den wertvollsten Menschen, die wir haben – klar vor Augen geführt hat, ist die wichtige Erkenntnis: Jawohl, die Politik bei uns ist durch und durch korrupt. Glauben Sie allen Ernstes, diese Erfahrung kann ohne Folgen bleiben?«
    Betroffen von den Informationen der Ärztin hatte Neundorf das Gespräch beendet. Sie hatte sich zwar den Namen der Bank und des Maklerbüros notiert, die Dr. Welser und Dr. Kleemann unter Druck zu setzen versucht hatten, einen Anhaltspunkt für ihre Ermittlungen konnte sie darin jedoch nicht erkennen. Es handelte sich zwar schlicht und einfach um den Tatbestand hinterhältiger Erpressung, doch das war – Neundorf kannte die

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