Schwaben-Filz
jenem Abend zu ihr gekommen war, ob mit einem Auto und wo dies dann verblieben war, sie hatte es nicht auf die Reihe bekommen.
»Wahrscheinlich hat er Grobe gezwungen, dessen Wagen zu nehmen und nach Hohenheim zu fahren«, hatte Braig spekuliert, »und was dann passierte, wissen wir ja.«
Er hatte dem Staatsanwalt die Erlaubnis abgerungen, Grobes Grundstück auf Hinweise eines Kampfes zwischen den beiden Männern und eventuelle Blutspuren untersuchen zu lassen, direkt im Anschluss die Spurensicherer damit beauftragt. Er hatte das Mobiltelefon noch in der Hand, als Weisshaar sich meldete.
»Diese Frau Henfle, sie gibt keine Ruhe. Sie hockt zu Hause und wartet, dass wir endlich nach ihrem Mann suchen.«
»Okay, ich kümmere mich darum. Ihren Anschluss und die Adresse habe ich mir ja notiert.«
Er war vor das Haus getreten und hatte die Nummer der Frau eingegeben, sich dann kurz vorgestellt.
»Nehmen Sie die Suche nach meinem Mann jetzt endlich auf?«, hatte sie mit weinerlicher Stimme gefleht.
»Wir werden alles tun, ihn schnellstmöglich zu finden«, hatte er versprochen. »Damit wir aber genau wissen, wo wir mit der Suche ansetzen müssen, möchte ich kurz persönlich mit Ihnen sprechen. Wo sind Sie zu erreichen?«
Sie hatte ihm die genaue Lage ihres Hauses in Oettingen erklärt, ihn abschließend noch einmal ermahnt, die Suche nach ihrem Ehemann sofort aufzunehmen.
Keine halbe Stunde später stand er der Frau gegenüber. Er hatte sich von Söderhofer nach Oettingen fahren lassen, dann an dem von einem schmalen, mit Kieselsteinen ausgelegten Vorgarten gesäumten Einfamilienhaus im Klaus-Röder-Weg geläutet. Die nach dem berühmten Leutkircher Mathematiker und Philosophen benannte Straße war ihm sofort bekannt vorgekommen, hatte er doch vor Jahren mit dem Mord an der Besitzerin der kleinen Nudelfabrik an ihrem anderen Ende zu tun gehabt.
»Miriam Henfle«, stellte sie sich vor.
Sie war auffallend groß, nahezu 1,80 Meter, wie er schätzte, hatte lange, schwarze Haare und einen auffallend dunklen Teint. Sie trug einen hellgrünen Hosenanzug, hatte kein Gramm Fett zu viel am Leib.
Sonnenstudio, viel Sport, ständiges Hungern, überlegte Braig. Er zeigte ihr seinen Ausweis, merkte, dass sie ihn kaum zur Kenntnis nahm, folgte ihr in einen großen von einem ovalen Glastisch und einer weißen Polstergarnitur dominierten Raum. An der Stirnseite des Zimmers hing auf halber Höhe ein Bildschirm von einem solch gigantischen Ausmaß, wie er es noch nie gesehen hatte.
»Seit Samstagmorgen ist er weg«, begann Miriam Henfle unvermittelt, gerade, als sie das Zimmer betreten hatten.
Braig ließ sich in einem der Sessel nieder, wartete vergeblich, dass die Frau ebenfalls Platz nahm. Sie starrte an die Wand, lief vor der Längsseite des Glastisches hin und her.
»Samstagmorgen«, nahm er ihre Aussage auf. »Um wie viel Uhr?«
»Kurz nach acht. Er musste nach Mailand, das war schon lange geplant.«
»Was wollte er dort?«
»Geschäftsverhandlungen. Von Sonntag bis Dienstag.«
»Geschäftsverhandlungen an einem Sonntag? Ist das nicht etwas ungewöhnlich?«, fragte Braig.
Miriam Henfle war stehen geblieben, schaute zu ihm herunter. »Sie wollen andeuten, Manni kümmere sich nicht um uns, seine Familie? Nein, Sie täuschen sich.«
Er gab keine Antwort, wartete auf weitere Erklärungen.
»Manni lässt sich das nicht nehmen, auch unter der Woche mal zu Hause zu sein. Na ja, sein Job fordert schon einiges von ihm, das ist richtig, und dann hat er auch noch mit unseren Filialen zu tun, aber so viel unterwegs wie früher ist er bei Weitem nicht mehr. Er liebt Kim und Svenja über alles. Und auch unser Verhältnis ist gut, sehr gut sogar. Er liebt mich, das weiß ich genau. Nein, er ist nicht abgehauen von seiner Familie, wenn Sie das meinen, auch nicht mit einer Geliebten, da bin ich mir sicher. Das hätte ich bemerkt, glauben Sie mir. Und dazu gibt es auch überhaupt keinen Grund. Wir lieben uns nach wie vor, Manni und ich. Was den gestrigen Sonntag betrifft, da kam meine Mutter. Da war es mir gerade recht, dass Manni nicht da war. Meine Mutter, das ist nichts für Manni. Das gibt fast jedes Mal Streit. Die Mädchen kriegen das nicht so ab, aber wir beide … Es reicht, wenn es mir an die Nieren geht.«
»Wie kam er nach Mailand? Mit dem Flugzeug?«
»Nein, er nahm den Wagen. Weil er in Freiburg noch in einer unserer Filialen vorbeischauen wollte.«
»Und er hat sich telefonisch seither nicht mehr
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