Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwaben-Filz

Schwaben-Filz

Titel: Schwaben-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
unterlegen zu sein, schmatzte ein kaum verständliches: »Wie bitte?« in den Apparat, hörte den Namen erneut. Jetzt konnte es sich nicht mehr um einen Verständnisfehler handeln, jetzt war es real.
    Er sprang von seinem klapprigen Stuhl in die Höhe, knallte mit einer jungen Frau zusammen, die mit ihrer Geldbörse in der Hand zur Theke lief, verschluckte sich, hustete. Ein Teil der restlichen Füllung seines Döner klatschte auf den Tisch, zwei Fleischstücke in den Tee. Braig schnappte nach Luft, versuchte, wieder zu sich zu kommen. Was brachten diese Ermittlungen noch alles mit sich, wo führten die ihn noch überall hin?
    Er hustete sich den Schock aus dem Leib, schaute auf, sah sämtliche Gesichter des kleinen Imbisses, Verkäufer wie Gäste, auf sich gerichtet.
    »Alles klar, Meister?«, fragte der ältere Mann hinter der Theke mit unüberhörbarem Akzent. Seine Miene war von einem besorgten Ausdruck gezeichnet.
    »Nein«, antwortete Braig. »Mir ist überhaupt nichts mehr klar.«

28. Kapitel
    Vierzig Minuten später stand er zum zweiten Mal an diesem Tag vor Sonja Grobes Haus, diesmal in Begleitung seiner Kollegin Neundorf. Der Eingangsbereich war von rotweißen Plastikbändern abgesperrt, Rössle und Dolde waren damit beschäftigt, den Boden zu untersuchen.
    »Gibt es Hinweise auf Auseinandersetzungen oder einen Kampf?«, fragte Braig.
    »A zerquetschte Maus«, antwortete Rössle grinsend und hob das Objekt am Schwanz in die Höhe. »Des muss a böse Auseinandersetzung mit re Katz gwese sei!«
    »Und sonst?« Braig hatte keine Lust auf Witze.
    »Koi Ahnung. Bis jetzt nix.«
    Der Kommissar deutete zur Haustür, sah Rössles zustimmendes Nicken. Er hob das Plastikband an, schlüpfte gemeinsam mit seiner Kollegin durch, passierte auf Zehenspitzen den Garten.
    »Ihr könnet normal laufe«, rief der Spurensicherer, »net dass ihr euch noch die Füß brechet.«
    Braig winkte mit seiner Rechten, schaute zur Seite. Er sah Esslingens Altstadt unter sich liegen, den Lauf des Neckar, die vielen Kirchtürme, den Bahnhof, sogar den Platz mit der Imbissbude, wo Neundorf ihn vor wenigen Minuten abgeholt hatte, drückte auf die Glocke. Jetzt dauerte es etwas länger, bis die Frau die Tür öffnete.
    »Ich werde wahnsinnig«, sagte Neundorf laut.
    »Sie schon wieder«, meinte Sonja Grobe. »Teddy, also Herr Staatsanwalt Söderhofer, ist vorhin gegangen.«
    »Das ist kein Problem«, antwortete Braig. »Wir schaffen es auch ohne Teddy.« Er sah, wie die Frau ihr Gesicht verzog, stellte seine Kollegin vor. Seine Handbewegung wies ins Innere.
    Sonja Grobe nickte kurz, führte ihre Besucher ins Wohnzimmer. »Was gibt es?«, fragte sie, ausnahmsweise weder Kaffee noch Wasser oder Tee anbietend.
    Ihre Besucher blieben mitten im Raum stehen, zeigten kein Verlangen, Platz zu nehmen.
    »Machen wir es kurz«, erklärte Neundorf. Sie zog ein großes Kuvert aus ihrer Tasche, legte es auf den Tisch. »Bitte«, sagte sie. »Die Sache ist eindeutig.«
    Ihre Gastgeberin schien irritiert. »Was wollen Sie?«
    »Bitte«, wiederholte Neundorf. »Hier.« Sie griff nach dem Kuvert, entnahm ihm ein Foto, streckte es der Frau entgegen.
    Sonja Grobe erbleichte. Sie starrte auf das Bild, begann am ganzen Leib zu zittern.
    »Meike Kleemann in zärtlicher Umarmung mit einer Frau, die ich erst seit einer Minute mit Namen kenne«, sagte Neundorf. Sie wartete ein paar Sekunden, bis ihr Gegenüber sich leicht beruhigt hatte, redete dann weiter. »Das letzte Handy-Gespräch ihres Lebens führte Meike Kleemann am letzten Mittwoch um 19.54 Uhr mit Ihnen. Drei Mal allein an jenem Mittwoch hat sie Sie angerufen und sich mit Ihnen unterhalten. Drei Mal am Mittwoch, zwei Mal am Dienstag und drei Mal am Montag. So oft meldet man sich nur bei einem Menschen, den man sympathisch findet oder noch mehr, es sei denn, es gibt die Notwendigkeit beruflicher Kontakte. Die können wir in dem Fall aber ausschließen, richtig?«
    Neundorf sah, dass die Frau nicht reagierte, sprach trotzdem weiter. »Was immer Sie und Frau Kleemann verbindet, ist Ihrer beider Privatsache. Es geht uns nichts an. Interessant wird es für uns aber in dem Moment, in dem wir feststellen müssen, dass Frau Kleemanns Tod mit Ihnen zu tun hat. Und das ist leider der Fall, und Sie wissen das nur zu gut.«
    »Nein«, schnaufte Sonja Grobe. »Nein. Um Gottes willen, ich wollte das doch nicht.« Sie sackte nach hinten ab, konnte sich gerade noch an einem der Sessel festhalten, ließ sich in die Polster

Weitere Kostenlose Bücher