Schwaben-Filz
Freundin Jana Bachs bezeichnete: Jana sei an diesem Nachmittag nicht bei der Sache gewesen, zudem sehr nervös. Sie habe seit Wochen schlimme Auseinandersetzungen mit ihrem Mann gehabt, unter anderem, weil der hinter ihr Verhältnis mit einem ihm bekannten Makler aus Esslingen gekommen sei. Der Name des Mannes war Frau Wehle nicht bekannt. Sie war sich aber aus mehreren Gesprächen mit Jana Bach sicher, dass diese ihren Mann seit Monaten mit ihrer Esslinger Liaison betrog, weil sie die ständigen Alkoholexzesse ihres Ehemannes nicht mehr ertrug. Jana Bach habe vorgehabt, die Scheidung einzureichen.
Wolfgang Bach meldete seine Frau am 3. Februar morgens gegen zehn Uhr als vermisst, nachdem sie am Vorabend nicht nach Hause gekommen war und sich eine Angestellte des Bekleidungshauses am Morgen gegen neun Uhr telefonisch über ihren Verbleib erkundigt hatte. Bach selbst war am Vortag erst gegen 23 Uhr von einem gemeinsamen Abend mit Freunden, zu dem er direkt von seiner Firma aus gefahren war, nach Hause gekommen. Er hatte nach eigener Aussage viel getrunken, die Abwesenheit seiner Frau daher erst am Morgen bemerkt. Zum letzten Mal gesehen hatte er sie am Morgen des Vortags, als sie kurz vor acht Uhr das Haus verlassen hatte, um zum Bahnhof zu gehen. Er selbst war kurz danach zu seiner Firma gefahren, die er nur zweier Baustellenbesuche wegen kurz verlassen hatte.
Alle Nachforschungen, was Jana Bach nach dem Verlassen ihrer Arbeitsstelle unternommen haben konnte, waren erfolglos. Auch die Befragung ihres angeblichen Geliebten, den Wolfgang Bach als den Immobilienmakler Rolf Grobe aus Esslingen identifizierte, brachte die Ermittlungen nicht weiter. Grobe legte Wert auf die Feststellung, ein langjähriger Freund Jana Bachs zu sein, sie über ihren ersten Ehemann Jörg Kehlinger kennen gelernt, niemals aber ein Verhältnis sexueller Natur mit ihr unterhalten zu haben. Er betonte ausdrücklich, glücklich verheiratet zu sein. Am Abend ihres Verschwindens wie in der Nacht darauf hielt Grobe sich mit seiner Frau nachweislich in Rom auf.
Die Aussage Frau Wehles, Jana Bach habe vorgehabt, die Scheidung einzureichen, wurde von Wolfgang Bach dahingehend korrigiert, seine Frau habe geplant, Ende Februar zu einem Selbstfindungstrip in die Dominikanische Republik reisen zu wollen. Diese Trennung für zehn Tage hätten sie bereits kurz nach Weihnachten vereinbart, um der aufkommenden Langeweile ihrer Ehe zu begegnen. Er nehme an, seine Frau habe dort jemanden kennen gelernt und ein neues Leben begonnen. Kurzfristige Entschlüsse dieser Art entsprächen ihrem Naturell, was sowohl von ihrem ehemaligen Mann als auch von Frau Wehle bestätigt wurde. Jana Bach lebe sehr gerne und intensiv, erklärten beide, und wenn es dazu eine Gelegenheit außerhalb der gewohnten Konventionen gegeben habe, wäre Jana die Erste gewesen, die diese genutzt hätte – ohne Rücksicht auf die Auffassung anderer Menschen.
Neundorf hatte die Ausführungen fast bis zu deren Ende gelesen, als das Telefon läutete. Sie wollte gerade nach dem Hörer greifen, als ihr Blick auf die letzte Zeile des Textes fiel.
Reutlingen, August 2009. Die Ermittlungen wurden verantwortlich geführt von Reimer und Grinsekäser
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Oh nein, dachte sie, dann war es ja kein Wunder, dass keine Ergebnisse vorlagen, wenn diese Null … Sie nahm ab, hatte Weisshaar in der Leitung. »Kommissar auf Probe«, maulte sie, »ohne das richtige Parteibuch hätte diese Null die Probe doch nie bestanden.«
»Wie bitte?«
»Ach nichts. Weniger als das. Nur eine Null. Was gibt es?«
»Dieser Rappold, Dieter, der Frau Kleemann angeblich so nachgestellt und sie bedroht haben soll …«
»Ja. Ich habe den Namen vorhin durchgegeben, weil ich den Mann telefonisch nicht erreichen kann.«
»Jetzt ist klar, wieso. Er liegt im Robert-Bosch-Krankenhaus. Seit letzten Dienstag.«
Neundorf verstand sofort, was das bedeutete. Dr. Welser hatte den Mann heute Morgen auf einem Foto erkannt und ihr seinen Namen genannt, weil sie sich an sein zudringliches Verhalten erinnert hatte. »Seit letzten Dienstag?«, vergewisserte sie sich. »Das wurde überprüft?«
»Laut Stationsleitung hat er das Krankenhaus seit Dienstag nicht verlassen.«
»Dann kommt er für das Verbrechen an Meike Kleemann nicht infrage. Vielen Dank.«
»Noch etwas«, erklärte Weisshaar. »Die Liste mit den Telefonverbindungen Frau Kleemanns ist da. Mit einer freundlichen Entschuldigung der Telefongesellschaft von wegen Wochenende und keine
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