Schwaben-Filz
gemeldet?«
»Nein. Obwohl er das sonst immer macht, wenn er über Nacht weg muss.«
»Sie haben versucht, ihn zu erreichen?«
»Ja, natürlich. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft schon. Aber es meldet sich immer nur seine Mailbox, obwohl ich ihn schon mindestens zehn Mal gebeten habe, zurückzurufen. Da stimmt was nicht, verstehen Sie? Manni gibt mir immer Bescheid, wo er sich gerade aufhält.«
»Wo wollte er in Mailand übernachten?«
»Das wusste er noch nicht. In irgendeinem Hotel. Er war schon ein paar Mal dort. Da gibt es kurzfristig immer freie Zimmer.«
»Und was ist mit Ihrer Filiale in Freiburg? Haben Sie …«
»Er war nicht dort!«, fiel sie ihm ins Wort. »Ich habe extra angerufen. Er ist nicht gekommen.«
»Wie sieht die berufliche Situation Ihres Mannes aus?«, fragte er. »Er hat mehrere Metzgerei-Filialen?«
»Metzgerei-Filialen?« Miriam Henfle begann wieder, vor ihm auf und ab zu gehen. »Was wollen Sie denn damit? Manni hat früher mal Metzger gelernt, ja, aber das ist ewig her. Er hat dann auf Autoverkäufer umgesattelt und schon vor zehn Jahren die Autohäuser meines Vaters übernommen, das sind inzwischen immerhin acht Filialen. Und weil sie das in der Partei unbedingt wollten, war er bis vor einem Jahr auch noch Chef der Schwäbischen Bahn.«
»Chef der Schwäbischen Bahn?«
»Ja, aber jetzt ist er nur noch für unsere Autohäuser tätig. Manni hat bei uns gearbeitet, da haben wir uns kennen gelernt. Und sofort ineinander verliebt. Es war Liebe auf den ersten Blick. Das gibt es, ehrlich! Wir wussten sofort, dass wir füreinander bestimmt waren, obwohl meine Mutter …« Sie blieb einen Moment stehen, winkte mit ihrer Rechten ab. »Aber das ist zum Glück vorbei. Jetzt sind die Kinder da, und Mama ist total glücklich. Manni ist ein wunderbarer Papa, das hat sie verstanden. Und er tut alles für mich und die Mädchen.«
Braig musterte die Frau, schätzte sie auf Mitte bis Ende dreißig. Zu alt eigentlich für ein dermaßen naives, an eine pubertierende Göre erinnerndes Geplapper. Kein blondes, wohl aber ein dunkles Dummchen?
»Ihr Mann ist also am Samstag zu der Geschäftsreise nach Mailand gestartet. Wen genau wollte er aufsuchen?«
Miriam Henfle blickte unwissend an ihm vorbei. »Also, da …« Sie zuckte mit den Schultern. »Um Mannis Geschäfte kümmere ich mich nie.«
Braig seufzte entnervt, erkundigte sich nach der angeblichen Verbindung zu Ruppich.
»Ruppich? Ja, natürlich kennt er den, deshalb habe ich doch solche Angst, dass sein Verschwinden nicht so harmlos zu erklären ist, wie Sie das anscheinend immer noch glauben. Die Zeitungen sind doch voll mit Berichten über diesen Verbrecher. Wie viele Menschen hat der denn schon auf dem Gewissen?«
»Zwei Männer, nehmen wir an.«
»Alles Leute, mit denen er beruflich zu tun hatte, oder?«
»Es sieht so aus, ja. Woher kennt Ihr Mann Ruppich?«
»Genau das ist es ja. Er hatte beruflich mit ihm zu tun. ›Mein Gott, läuft der jetzt Amok gegen alle, mit denen er in Geschäften verbunden war?‹, hat er mich letzte Woche gefragt, als er die ersten Berichte über Ruppichs Verbrechen hörte.«
»Was hatte er beruflich mit Ruppich zu tun? Könnten Sie mir das bitte etwas genauer erklären?«
»Ich weiß nur, dass Ruppich vor ein paar Jahren die unterirdische Station in Oettingen baute, die Manni als Chef der Schwäbischen Bahn beschlossen hat. Und die anderen beiden, Robel und Grobe oder wie die genau heißen, die vermittelten die Grundstücke und besorgten das Geld. Das hat Manni letzte Woche erzählt. ›Ich kenne die, alle drei‹, teilte er mir aufgeregt mit, als die Berichte über diese schrecklichen Mordfälle kamen.«
»Alle drei waren am Bau dieser Station beteiligt?«
Miriam Henfle blieb unmittelbar vor ihm stehen, klimperte mit ihren kräftig schwarz nachgezogenen Wimpern, betrachtete ihn mit großen Kulleraugen. »Aber ja. Manni hat es mir extra noch erzählt. Ruppich, Grobe und Robel. ›Und wenn er die jetzt gekillt hat, dann bin ich ebenfalls fällig, genau wie die‹, hat er betont. Und er war käsbleich, als er mir das mitteilte, das kann ich Ihnen sagen!«
27. Kapitel
So großen Bedarf nach frischer Luft hatte Braig selten verspürt wie nach seinem Gespräch mit Miriam Henfle. Unschlüssig, wie er die Worte der Frau bewerten sollte, hatte er das Haus verlassen und war zur S-Bahn-Station marschiert, Schritt um Schritt in der freien Umgebung genießend.
»Ich kümmere mich nie um die Geschäfte meines
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