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Schwaben-Filz

Schwaben-Filz

Titel: Schwaben-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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von ihm ab, starrte zu Söderhofer. Das laute Stöhnen des Mannes war nicht zu überhören gewesen.
    »Braig, bitte.«
    »Teddy, was soll das?«, fragte sie.
    »Teddy kann Ihnen jetzt auch nicht helfen«, beharrte Braig. »Sie lügen, Frau Grobe. Sie haben Ihren Mann nicht um 18 Uhr zum letzten Mal gesehen, sondern mehrere Stunden später. Kurz nach Mitternacht, als Sie sich hier vor Ihrem Haus lauthals miteinander stritten. Im Beisein einer weiteren Person. Und dieser Streit führte zum Tod Ihres Mannes. Er war nicht ganz so betrunken, wie Sie es gewohnt waren, deshalb bekam er genau mit, mit wem Sie den Abend verbracht hatten, und machte Ihnen und der dritten Person eine gewaltige Szene. Gehen wir recht in der Annahme, dass Ihr Mann Sie und Ihren späten Besucher überraschte?«
    Sein Gegenüber brachte keinen Ton mehr hervor. Die Frau war vor Schreck zu einer leblosen Statue erstarrt, den Kopf zu Boden gesenkt.
    »Sonja, bitte, sag die Wahrheit.« Söderhofers Stimme krächzte erbärmlich.
    Irgendwo entfernt war das Läuten einer Glocke zu hören. Braig schob seine Ärmel hoch, sah, dass es elf Uhr war. »Gehen wir also von der Tatsache aus, dass Ihr Mann Sie und Ihren späten Besucher überraschte«, fuhr er dann fort, als er merkte, dass sie nicht reagierte, »jetzt stellt sich für uns die nächste Frage, nämlich wie Ruppich ins Spiel kommt. Stand der Typ draußen im Dunkeln und sah zu, was bei Ihnen vor der Tür ablief oder … Wer war Ihr Besucher, Frau Grobe?«
    Langsam nur, allzu langsam schob die Frau ihren Kopf wieder hoch.
    »Sonja, ich weiß, es klingt verrückt, aber bitte verzeih mir«, Söderhofer hatte Mühe, Worte zu finden, »war es … Markus Ruppich?«
    Ihre Gesprächspartnerin schien zu keiner Antwort fähig.
    »Sonja«, drängte der Staatsanwalt, »war es Ruppich? Sag es, Sonja.«
    Ein kaum merkliches Nicken, dann hörten sie die leise Stimme der Frau. »Ja. Und dann hat er ihn getötet, und ich bin daran schuld.«
    Söderhofer wedelte energisch mit der Hand durch die Luft. »Quatsch, das ist doch nicht deine Schuld. Der plante das von Anfang an. Aber du musst die Wahrheit sagen, Sonja. Wie sollen wir den Verbrecher erwischen, wenn wir keine ehrlichen Antworten erhalten?«
    »Tut mir leid«, schluchzte die Frau. »Aber nach diesem schrecklichen Streit mitten in der Nacht … Und dann kam Rolf nicht mehr zurück, und ich hatte solche Angst …«

25. Kapitel
    So sehr Neundorf sich von Renck und seiner Weltsicht genervt fühlte, seine neueste Information einfach achtlos übergehen wollte sie dennoch nicht. Er glaubte, den im Hohenheimer Schlosspark aufgefundenen ermordeten Immobilienmakler Grobe als ehemaligen Liebhaber der seit Jahren untergetauchten oder spurlos verschwundenen Frau Bach identifiziert zu haben, der den Nachbarn in Reutlingen mit seinen Behauptungen, Bach habe seine Frau aus Eifersucht getötet, auf die Nerven gegangen war. Neundorf war sich darüber im Klaren, dass sie zumindest ihren Kollegen Braig, der im Fall Grobe ermittelte, über Rencks Aussage informieren musste. Vielleicht ergaben sich für ihn dadurch neue Erkenntnisse, was den Täter anbelangte.
    Was ihr Interesse zusätzlich geweckt hatte, war das Schicksal der angeblich spurlos verschwundenen Frau. Was hatte es damit auf sich? Waren die Ermittlungen dazu etwa schon eingestellt worden? Gab es das heute wirklich noch: Menschen mitten in unserer Gesellschaft, die einfach so verschwanden?
    Aus purer Neugier gab sie Bachs Namen in den Computer ein, zog die BKA-Datei zu Rate. Es gab mehrere mit dem Gesetz in Konflikt geratene Personen, die sich so schrieben. Zwei allein in Leipzig, einer in München, einer in Chemnitz und dann eine Jana Bach in Reutlingen.
    Neundorf klickte den Namen an, hatte eine attraktiv aussehende Frau auf dem Monitor. Blondgelockte Haare, ein schmales, von tiefblauen Augen geprägtes Gesicht, selbst über das Bildschirm-Porträt pure Lebensfreude ausstrahlend. Zum Zeitpunkt des bis heute ungeklärten Verschwindens 40 Jahre alt, beruflich als Mode-Verkäuferin tätig, in erster Ehe mit Jörg Kehlinger in Weinstadt verheiratet, vor zehn Jahren geschieden, dann, fünf Jahre später, Heirat mit Wolfgang Bach in Reutlingen.
    Jana Bach wurde am 2. Februar 2009 um 19 Uhr an ihrer Arbeitsstelle, einem Bekleidungshaus in Metzingen, zum letzten Mal gesehen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie den Laden wie üblich kurz nach Geschäftsschluss verlassen.
    Aussage ihrer Kollegin Melina Wehle, die sich als gute

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