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Schwaben-Filz

Schwaben-Filz

Titel: Schwaben-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Mannes, das überlasse ich immer ihm«, hatte ihm das gertenschlanke Dummchen erklärt und ihn auf ihren Termin am Nachmittag im Kosmetikstudio hingewiesen, während dem sie keine Gespräche entgegennehmen könne, weil sie eine Gesichtsmaske erhalte, die auch die Ohren und die Mundpartie einschließe. »Wissen Sie, im Fernsehen passiert immer so viel Schlimmes«, hatte sie ihn abschließend genervt, »man sieht dies und das. Aber meinem Manni hat der Verbrecher doch nichts getan, oder?«
    Braig hatte sich die Handy-Nummer Manfred Henfles geben lassen und Weisshaar umgehend mit der Ortung des Gerätes beauftragt.
    »Er hat es nicht ausgeschaltet, hören Sie«, hatte ihm die Frau erklärt und die Verbindung zum Mobiltelefon ihres Mannes hergestellt, wenige Sekunden später tatsächlich dessen Sprachbox in der Leitung gehabt.
    Ob es allein das natürliche Bedürfnis der Mittagszeit war oder ob ihn die Konversation mit Miriam Henfle überdurchschnittlich viel Kraft gekostet hatte, Braig verspürte auf jeden Fall einen solchen Heißhunger, dass er beim Umsteigen am Cannstatter Bahnhof in einen der zahlreichen Imbisse einkehrte und sich dort einen Döner und einen Schwarztee bestellte. Die kräftig gewürzte Füllung half ihm Biss auf Biss, die unerfreulichen Gespräche dieses Tages zu vergessen.
    Zuerst die verlogenen Tiraden von Söderhofers Ex, dann das pubertäre Geplapper dieses affektierten Luxusgeschöpfs. Was hatte es für seine Ermittlungen letztendlich gebracht? Nichts als neue Verwirrungen. Die eine hatte ein Rendezvous mit dem Mörder ihres Mannes und die andere …
    Schon wieder wurde ein Mensch aus dem Umfeld Ruppichs vermisst.
    »Wissen Sie, ob Ihr Mann irgendwann an einem Treffen in einer Jagdhütte beteiligt war?«, hatte er die Frau noch gefragt.
    Miriam Henfle hatte nur ihre großen Kulleraugen in Stellung gebracht, nicht ein Wort dazu sagen können. Wie auch, wenn er allein für die Geschäfte und sie nur fürs Kosmetik- und Nagelstudio zuständig war.
    Kein Wunder, dass der Typ den Sonntag über weggeblieben ist, überlegte er, der benötigt eine wesentlich längere Auszeit, um die Verhältnisse ertragen zu können.
    Sein Handy vibrierte, riss ihn aus seinen Gedanken. Er wischte seine linke Hand mit einer Serviette sauber, holte das Gerät auf den Tisch. Neundorf signalisierte ihren Gesprächswunsch. Er nahm das Mobiltelefon auf, drückte die grüne Taste.
    »Ich höre Stimmen im Hintergrund«, sagte seine Kollegin. »Wo bist du?«
    »In einer Dönerbude am Cannstatter Bahnhof.«
    »Das ist gut. Du kommst vorwärts?«
    »Nicht wirklich. Jetzt ist schon wieder ein Typ verschwunden, der beruflich mit Ruppich zu tun hatte. Henfle, ihm gehören mehrere Autohäuser.«
    »Henfle? Der Name kommt mir bekannt vor.«
    »Er hatte beim Bau des unterirdischen Bahnhofs in Oettingen mit Ruppich zu tun.«
    »In Oettingen?«
    »Das erzählte mir seine Frau, ja.«
    »Der war doch jahrelang in den Schlagzeilen. Die drückten den Bau dieser unterirdischen Station gegen den Willen der Bevölkerung durch, um ihrer Klientel Riesenprofite zu verschaffen.«
    »Ich kann mich nicht erinnern. Obwohl wir mehrfach in Oettingen waren. Wegen der Ermittlungen um den Mord in der kleinen Nudelfabrik.«
    »Ich weiß«, erklärte Neundorf. »Oder glaubst du, ich hätte vergessen, was dir damals passiert ist? Der Verbrecher, der dich dann in Reutlingen mit seinem Karren …«
    »Lass gut sein. Es ist vorbei. Zum Glück.« Über ein Jahr lang hatte er anschließend in verschiedenen Kliniken zugebracht, bis er sich wieder bewegen konnte. Er dachte nicht gerne daran zurück, es hätte auch ganz anders ausgehen können. Monat für Monat hatte er sich damals abgequält …
    »Das muss in der Zeit deiner Krankenhausaufenthalte gewesen sein«, meinte Neundorf. »In Oettingen ging es damals rund. Und dieser Henfle war daran beteiligt, daran erinnere ich mich jetzt wieder genau. Ein verkommener Halunke.«
    »Warum rufst du an?«
    »Weil ich dich unbedingt sprechen muss.«
    »Um was geht es?«
    »Der Mord an Frau Dr. Kleemann in Reutlingen.«
    »Du bist weitergekommen?«
    »Ich fürchte, ja.«
    »Du fürchtest?«
    »Ja. Gerade habe ich die Liste ihrer letzten Handy-Gespräche erhalten. Was glaubst du, mit wem sie zuletzt telefonierte?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Das kannst du nicht wissen. Aber ich habe es hier vor mir, schwarz auf weiß.«
    Braig biss gerade herzhaft in seinen Döner, als sie den Namen nannte. Er glaubte, einer Täuschung

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