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Schwaben-Filz

Schwaben-Filz

Titel: Schwaben-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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sinken.
    Neundorf gab ihr mehrere Minuten, nahm dann gemeinsam mit Braig auf einem der anderen Polster Platz.
    »Vor zwei Stunden etwa wurde Frau Kleemanns Wagen in einer Parallelstraße hier etwas weiter oben in Esslingen entdeckt, keine 200 Meter Luftlinie von Ihrem Anwesen entfernt«, sagte sie. »Das Fahrzeug steht dort seit mehreren Tagen, behaupten Anwohner. Wir gehen jetzt davon aus, dass Frau Kleemann am Mittwoch bei Ihnen war und den Abend mit Ihnen gemeinsam verbrachte.«
    »Frau Kleemann und nicht Herr Ruppich«, übernahm Braig das Gespräch.
    Sonja Grobe schluchzte leise auf, zeigte sonst keine Reaktion.
    »Fatalerweise wurden sie beide aber gegen Mitternacht von ihrem Mann überrascht, der an diesem Abend leider nicht so betrunken war wie gewohnt, weshalb auch immer. Es kam zu einer schrecklichen Auseinandersetzung, in deren Verlauf Frau Kleemann von Ihrem Mann getötet …« Braig wurde vom lauten Schreien der Frau überrascht.
    »Aber ich wollte das doch nicht. Ich habe alles versucht, ihn zu beruhigen, aber es hatte keinen Sinn. Er war völlig außer sich, schlug auf uns beide ein, brüllte wie ein Verrückter herum …Ich wollte Meike helfen, sie vor ihm schützen, aber ich konnte es nicht. ›Diese Dreckslesbe, der breche ich das Genick‹, brüllte er die ganze Zeit, ›und du kommst anschließend dran!‹ Er rannte hinter mir her, drosch auf mich ein, da flüchtete ich mich ins Haus. Ich dachte, Meike habe sich derweil in Sicherheit gebracht, sei einfach auf und davon gerannt, denn als ich nach einer Weile wieder rauskam, waren beide verschwunden. Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan, das müssen Sie mir glauben … Ich weiß nicht, was passiert ist, ich weiß überhaupt nichts. Der schreckliche Streit nach Mitternacht, in dem Moment habe ich beide zum letzten Mal gesehen. Sie müssen mir glauben!«
    »Ihnen glauben?«, fragte Braig. »Weshalb denn? Wie oft haben Sie mich denn belogen in den letzten Tagen?«
    Sonja Grobe schlug ihre Hände vors Gesicht, versank in hemmungslosem Schluchzen.

29. Kapitel
    Kurz vor 16 Uhr war es gelungen, Henfles Handy zu orten. Neundorf und Braig waren auf dem Rückweg von Esslingen ins Amt, als Stöhrs Anruf einging.
    Die Rolle, die Sonja Grobe in der ganzen Angelegenheit spielte, war wohl endgültig geklärt. Die Frau hatte hoch und heilig geschworen, Meike Kleemann und ihren Ehepartner während der lautstarken Auseinandersetzung vor dem Haus zum letzten Mal lebendig gesehen zu haben. Was anschließend mit den beiden passierte, war ihr nicht bekannt. Ihr Verhältnis mit der Ärztin war erst wenige Wochen alt und mehr oder weniger aus Zufall entstanden.
    »Meike und ich? Es ist einfach so gekommen. Und es war schön. Einfach schön. Und was immer Sie jetzt denken, ich stehe dazu. Es war unser Recht.«
    Dass Rolf Grobe in jener Nacht im Gegensatz zu seiner sonstigen Gewohnheit nicht sturzbetrunken nach Hause gekommen war, sondern die Lage realistisch hatte einschätzen können, hatte zu der Eskalation geführt.
    »Ist Ihnen ein T-Shirt mit dem Aufdruck
Tu ihn unten
…?«
    Sonja Grobe war Neundorf mitten ins Wort gefallen. »Pfui Teufel, hören Sie auf! Ich habe ihn gewarnt, wenn er das Zeug nicht aus dem Haus schafft, lasse ich mich scheiden. Diese Geschmacklosigkeit! Er hat es oft verteilt.«
    Neundorf war klar, was das bedeutete. Grobe war in seinem grenzenlosen Zorn über das lesbische Verhältnis seiner Frau über Meike Kleemann hergefallen, hatte sie getötet und ihr das Shirt übergestülpt, ihre Leiche dann in die Plane gewickelt und sie in Reutlingen vor Hellners Haus abgelegt.
    Mitten in ihr Gespräch mit der Frau war Dolde mit seinem Anruf geplatzt.
    »Ihr habt etwas entdeckt?«
    »Ich wollte euch nicht allzu sehr stören, deshalb …«, hatte der Spurensicherer erklärt.
    »Um was geht es?«
    »Die Plane, in die Frau Kleemann eingehüllt war.«
    »Ja, was ist damit?«
    »Wir haben in der Garage zwei weitere, ich kann sagen, identische Exemplare entdeckt. Das ist kein hundertprozentiger Beweis, nein, aber das Zeug findest du bei uns sehr selten. Die haben unten nämlich denselben Aufdruck wie die um die Leiche.
SUOMI
. Erkundigt euch doch mal bei der Frau, ob sie irgendwann in Finnland waren.«
    Neundorf hatte sich für die schnelle Information bedankt, Sonja Grobe dann direkt gefragt.
    »Letztes Jahr, ja. Wieso wollen Sie das wissen?«
    »Haben Sie dort zufällig Planen, also solche Kunststoffdecken, wie man sie fürs Auto benutzt,

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