Schwaben-Filz
gekauft?«
»Ja, unterwegs, weil Rolf etwas reparieren wollte. Drei Stück, wieso?«
Dann hatte er eine davon in seinem Auto gehabt und sie dazu benutzt, Meike Kleemann nach dem Mord zu verstecken, war der Kommissarin klar. Und wäre er selbst nicht noch in derselben Nacht ums Leben gekommen, hätte er die beiden anderen Planen rechtzeitig weggeschafft, bevor sie mit ihren Ermittlungen auf ihn gestoßen wären. So aber hatten sie einen weiteren Beweis für seine Täterschaft feststellen können.
Warum aber Reutlingen? Weshalb hatte er es riskiert, mit der Frau, ob tot oder lebendig, so weit zu fahren? Weil er irgendeine Rechnung mit Hellner offen hatte?
Neundorf hatte gespürt, dass die Frage nicht so einfach zu beantworten war. Grobe hatte ein Verhältnis mit Bachs Frau, hatte Dr. Renck erklärt. Und später beschuldigte er den Mann, seine Frau umgebracht zu haben.
Hatte der widerliche, alte Blockwart etwa recht? War Grobe mitten in der Nacht voller Aggressionen nach Reutlingen gefahren, um sein Opfer dem Mann vor die Tür zu werfen, den er als Mörder seiner Geliebten verdächtigte, und dann hatte er in seinem Wahn und in der Dunkelheit die beiden unmittelbar aneinandergrenzenden, ziemlich ähnlichen Grundstücke miteinander verwechselt? Sollte Bach des Mordes an Meike Kleemann verdächtigt werden?
Was auch immer dahintersteckte, kurz nach seinem mörderischen Amoklauf war Grobe selbst einem Verbrechen zum Opfer gefallen.
»Ruppich hat ihn vielleicht die ganze Zeit beobachtet und verfolgt«, hatte Braig spekuliert. »Vielleicht wollte er ihn schon in Esslingen töten, aber dann kam ihm die schreckliche Auseinandersetzung Grobes mit Frau Kleemann dazwischen. Danach hat er eben gewartet, bis der Typ zurückkam, irgendwann mitten in der Nacht – und dann zugeschlagen.«
»Oder Grobe gar bis Reutlingen verfolgt und alles mitangesehen«, hatte Neundorf überlegt.
»Möglicherweise, ja. Obwohl …«
»Was meinst du?«
»Na ja, die Gefahr, Grobe in der Nacht aus den Augen zu verlieren …«
»Wie auch immer er es angestellt hat, das Ergebnis ist eindeutig.«
»Das ist es, ja. Und wir wissen immer noch nicht, wo Ruppich steckt.«
Wenige Minuten später war die Meldung mit der Handy-Ortung eingegangen. Braig hatte Stöhrs Stimme am Ohr.
»Wo wurde es lokalisiert?«, fragte er.
»Hm, es ist so, in Waiblingen«, antwortete der Beamte. »Im Gebiet des Bahnhofs.«
»In Waiblingen im Gebiet des Bahnhofs«, wiederholte Braig laut, damit Neundorf die Information ebenfalls mitbekam. »Dann sitzt der Typ in einem Zug?«
»Wer?«, fragte seine Kollegin. »Henfle oder Ruppich?«
»Hoffentlich Henfle«, antwortete Braig, »sonst …« Er verzichtete darauf, den Gedanken weiterzuspinnen, wusste nur allzu gut, was die Alternative beinhaltete. Ein weiterer Toter. Ruppichs drittes Opfer.
»Eigentlich kann es nur Henfle sein«, sagte Neundorf. »Ruppich wäre doch nicht so bescheuert, Henfle umzubringen, dessen Handy an sich zu nehmen und dann mit dem Ding durchs Land zu fahren, ohne es auszuschalten. Dem ist doch klar, dass wir ihn so orten können.«
»Nicht unbedingt. Vielleicht ist er über Henfles Geschäftsreise informiert und schaltet das Gerät bewusst nicht aus, um dessen Frau nicht zu sehr zu beunruhigen. Solange das Handy noch in Betrieb ist, glaubt die doch, dass ihr Mann lebt. Und genau diesen Eindruck will Ruppich vorerst erwecken. Damit seine Frau gar nicht daran denkt, uns einzuschalten.« Braig wandte sich wieder an Stöhr, bat ihn, den Waiblinger Kollegen Porträts von Henfle und Ruppich zu mailen und die Beamten der dortigen Schutzpolizei damit zu beauftragen, sich im Bereich des Bahnhofs nach den beiden Männern umzusehen, eventuell auch Passanten nach ihnen zu befragen.
»Und wenn der Kerl zufällig in einem Zug saß und Waiblingen nur kurz passierte?«, überlegte er laut. »Sollten wir nicht versuchen …«
»Wie viele Züge fahren durch Waiblingen?«, erwiderte Neundorf. »Nachmittags gegen 16 Uhr? Alle paar Minuten eine S-Bahn nach Stuttgart, nach Schorndorf und Backnang. Dazu massenweise Eilzüge nach Stuttgart, Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall, Aalen, Crailsheim. Ganz zu schweigen von den Intercitys nach Nürnberg und Karlsruhe. Willst du die alle durchsuchen lassen?«
Braig winkte nur noch ab. »Ist ja schon gut. Es war nur eine Überlegung.«
Wenige Minuten später waren sie im Amt angelangt.
»Heute ist Montag. Du gehst mit auf die Demo?«, fragte Neundorf.
»Ich möchte schon.
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