Schwaben-Freunde: Kommissar Braigs 16. Fall (Schwaben-Krimi) (German Edition)
kommen?
Braig hoffte inständig, dass ihnen dieser Albtraum erspart blieb, dachte an Aupperles Bemerkung, als er den Kollegen über den Sachverhalt informiert hatte.
»Du glaubst, der Kerl versteckt das Kind bei sich in der Wohnung? Das kann ich mir nicht vorstellen. Der hat garantiert irgendwo jemand in petto, der ihm hilft. Woher willst du wissen, dass nicht seine Lebensgefährtin mit ihm unter einer Decke steckt? Ich an deiner Stelle wäre vorsichtig, wenn du der Frau gegenübertrittst. Kannst du ausschließen, dass sie das Kind bei sich versteckt hat? Vielleicht sollten wir ihre Wohnung gleich mit untersuchen lassen.«
»Das unterschreibt mir kein Richter. Laut der Aussage von Schwalbs Sekretärin ist die Liaison ihres Chefs mit seiner Partnerin nicht besonders innig. Ihrer Meinung nach kriselt es bei denen seit einiger Zeit ganz gewaltig.«
»Das sagt nicht viel. Ich bleibe dabei: Bei der Tussi wäre ich vorsichtig. Auch wenn die sich angeblich nicht mehr so grün sind.«
Braig hatte sich trotz der Warnungen des Kollegen allein auf den Weg nach Gärtringen gemacht, weil er Schwalbs Partnerin möglichst schnell kontaktieren wollte. Natürlich konnte er nicht von vornherein ausschließen, dass der Bauunternehmer das Kind bei ihr versteckt hatte. Ihre Wohnung deshalb zur Sicherheit mit mehreren Kollegen aufsuchen oder gar von einem Sondereinsatzkommando stürmen lassen? Nein, kein Richter würde das erlauben. Noch war nicht einmal sicher, ob Schwalb überhaupt in das Verbrechen involviert war. Braig musste Nerven bewahren und die Sache mit der gewohnten Routine angehen, so wie er das seit Jahren tat.
Immerhin hielt er seine Waffe griffbereit, als er auf die Klingel neben dem Namensschild drückte. Er musste nicht lange warten.
Die Tür des frisch gestrichenen Einfamilienhauses wurde geöffnet, eine kräftige Frau um die Vierzig stand vor ihm. Sie trug ein Head-Set über den Ohren, musterte ihn mit strengem Blick. »Und?«, fragte sie. Der gereizte Unterton war nicht zu überhören.
Ich kaufe nichts. Wage ja nicht, mir irgendeinen Schwachsinn anzubieten
.
»Mein Name ist Braig«, stellte er sich vor, »ich …«
»Was wollen Sie? Religion interessiert mich nicht. Wenn Sie von den Zeugen Jehovas kommen, machen Sie sofort wieder die Flatter, bevor ich ausfällig werde.«
Braig hielt erstaunt inne, warf einen Blick auf seine Kleidung. »Sehe ich so aus?«, fragte er irritiert. Er musterte seine Jacke und seine Hose, wusste nicht, was die Frau auf diesen Gedanken kommen ließ.
»Was weiß ich, wie Sie aussehen. Ich fürchte, Sie stehlen mir meine Zeit.«
»Tut mir leid. Aber Sie werden mir schon ein paar Minuten opfern müssen.«
»Glauben Sie?« Dass sie nicht wie ein scharfer Wachhund zu bellen anfing war alles. Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, die Haut auf ihrer Stirn legte sich in Falten.
»Landeskriminalamt.« Braig versuchte, seiner Stimme einen aggressiven Tonfall zu geben.
Die Frau war nicht so schnell zu beeindrucken. »Und?«, erwiderte sie kurz.
»Es geht um Ihren Partner, Herrn Schwalb. Müssen wir das hier draußen besprechen?« Er zeigte auf die Straße, auf der mehrere Passanten und Fahrzeuge unterwegs waren.
»Wenn es um das Schwein geht, ja. Warum fragen Sie ihn nicht selbst?«
»Das werde ich noch tun. Vorher muss ich aber mit Ihnen sprechen. Sie seien seine Partnerin, wurde mir mitgeteilt.«
»Dieses Arschloch und ich? Sie täuschen sich!« Edith Heisers Gesicht verfinsterte sich zunehmend. Sie trat einen Schritt zurück, zeigte keine Bereitschaft, sich auf ein Gespräch einzulassen. War das Show, weil sie ihn vom Betreten des Hauses abhalten wollte?
Er verschärfte seinen Ton. »Hören Sie, so läuft das nicht! Wir ermitteln in einer Angelegenheit, in der Herr Schwalb möglicherweise eine wichtige Rolle spielt. Hierzu benötige ich Auskunft, auch von Ihnen.«
»Ja, und? Was wollen Sie wissen?« Sie merkte, dass sie ihm den Zutritt ins Haus nicht länger vorenthalten konnte, und trat zurück.
Er folgte ihr in die Diele, einen großzügigen, rechteckig angelegten Raum, der zwei mit filigranen Schnitzereien geschmückte, helle Schränke beherbergte. Eine gewundene Holztreppe führte in den Keller bzw. ins Obergeschoss, drei Türen, zwei davon geöffnet, in verschiedene Zimmer. Braig hatte nicht den Eindruck, dass in diesem Haus irgendetwas oder irgendjemand vor ihm versteckt werden sollte.
Sie schloss die Haustür, wies ihn in ein helles, auf eine Terrasse samt
Weitere Kostenlose Bücher