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Schwaben-Freunde: Kommissar Braigs 16. Fall (Schwaben-Krimi) (German Edition)

Schwaben-Freunde: Kommissar Braigs 16. Fall (Schwaben-Krimi) (German Edition)

Titel: Schwaben-Freunde: Kommissar Braigs 16. Fall (Schwaben-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Und solange wir gesund bleiben.« Er wurde vom Läuten einer Glocke unterbrochen, die über ihnen an der Hauswand angebracht war, legte die Katze neben sich auf die Bank. »Ein Kunde«, sagte er und lief zur Tür, »ich muss kurz in den Laden. Meine Schwester und ihr Freund sind heute in Ulm auf dem Markt. Wenn du willst, kannst du mitkommen. Ich muss nur schnell Linda in ihren Karton legen.«
    Sie wartete, bis er das Tier im Haus verstaut hatte, folgte ihm dann in den Stall. Das große Gebäude war fast vollkommen leer, nur auf der einen Seite stapelten sich verschiedene Säcke und landwirtschaftliche Geräte.
    »Sieht seltsam aus«, brachte er ihre Gedanken zum Ausdruck, »fast nichts drin, wie?«
    Sie lachte zustimmend, hörte seine Erklärung.
    »Im Winter kannst du dich hier drin kaum bewegen. Da ist jeder Quadratmeter belegt. Hier vorne mit Korn, verschiedenen Früchten, Heu und Stroh, in der Mitte mit den Schafen und den großen Rest benötigen die Hühner. Ihr Quartier in der kalten Jahreszeit.«
    Sie kamen zum Ausgang auf der anderen Seite, sahen das weitläufige Gehege der Hühner vor sich. Es war noch größer als sie es sich vorgestellt hatte, vielleicht zweihundert Meter lang und gut fünfzig Meter breit, auf allen Seiten und in etwa drei Metern Höhe von einem Drahtgeflecht geschützt. Der Zaun musste ein Vermögen gekostet haben. Die Tiere verteilten sich über das gesamte Areal, meistens im Schatten der Obstbäume, die die Rückseite des Geheges säumten, vor sich hinpickend.
    »Du kannst dir die Hühner ruhig näher anschauen«, erklärte Lieb, »ich bediene so lange den Kunden.«
    Sie sah ihn durch einen Hintereingang in das Wohngebäude treten, das im rechten Winkel an den Stall grenzte. Das Erdgeschoss des Hauses schien den Laden und die Bäckerei zu beherbergen, waren doch Unmengen großer Kisten davor aufgereiht. Zudem ragte ein breites Ofenrohr aus dem schmalen Vorbau des Gebäudes.
    Sie warf einen Blick über das friedlich grasende Federvieh, spürte den frischen Wind, der über das Gelände strich. Die heißen, fast unerträglichen Momente des Morgens schienen in unendlicher Ferne zu liegen. Kaum zu glauben, dass es sich um ein und denselben Tag handeln sollte.
    Claudia Steib atmete kräftig durch, spürte plötzlich ein kräftiges Reiben an ihrem linken Bein. Sie schrak zusammen, starrte nach unten, erkannte das Tier sofort wieder. »Ach du, Jackie«, sagte sie laut, Liebs Erklärung im Ohr.
    Der Hund fühlte sich sofort angesprochen, tänzelte vor ihr hin und her, nahm dann den Weg um das Wohngebäude, wo sie Stimmen zu hören glaubte. Sie folgte ihm langsam bis zur Ecke, blieb dort im Schatten des Hauses stehen. Noch Monate danach sollte sie sich an diesen Augenblick erinnern: Wie sie, verdeckt von einem großen, auf den Hof ragenden Metallschild, das für den Verkauf selbst hergestellter Backwaren und biologisch erzeugter, landwirtschaftlicher Produkte warb, an den Rand des Wohngebäudes trat und die beiden Männer beobachtete. Sie standen keine zehn Meter von ihr entfernt im grellen Licht der Sonne, wechselten freundliche Worte.
    Sie erkannte ihn sofort, schon in der ersten Sekunde, als sie ihn, einen großen Laib Brot und einen Karton Eier in den Händen, vor Lieb stehen sah. Das Gesicht, die Körperhaltung, der charakteristische nasale Klang seiner Sprache. Er hatte sich leicht verändert, an Leibesfülle gewonnen und wie zum Ausgleich dafür von seiner Kopfbehaarung verloren – die Augen aber, der Blick, mit dem er sein Gegenüber taxierte – er war in ihr Gedächtnis eingebrannt für alle Ewigkeit. Im selben Moment noch, als sie endgültig begriff, wer da keine zehn Meter vor ihr stand, spürte sie förmlich, wie die Kraft aus ihrem Körper wich. Die Knie drohten ihr wegzusacken, Arme und Beine wurden von einem heftigen Zittern erfasst. Sie trat einen Schritt zurück, klammerte sich mit der linken Hand an der Hauswand fest. Ihre Lungen kämpften um Sauerstoff, der Stall, der Hof, das Hühnergehege drehten sich einem Karussell gleich vor ihr im Kreis. Sie spürte das heftige Pochen ihres Herzens, fiel im Schatten des Wohngebäudes auf den Boden.

11. Kapitel
    November
    Sie hatten die Sache fast generalstabsmäßig vorbereitet. Vierzehn Tage lang das Büro des Mannes und seine Gewohnheiten beobachtet. Mal vormittags, mal nachmittags bis in den Abend. Fast genau so intensiv die etwas abgelegene Sackgasse keine fünfzig Meter von seinem Büro entfernt im Auge behalten, wo er seinen

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