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Schwaben-Herbst

Schwaben-Herbst

Titel: Schwaben-Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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verrückt, ich weiß es genau.«
    »Sie kennt Andreas gut?«
    Zum ersten Mal, seit sie nebeneinander saßen, entdeckte Neundorf den Anflug eines Lächelns im Gesicht der jungen Frau. »Sie hofft, dass es was wird«, sagte sie dann, »mit Andreas und mir.«
    Dann wird sie wirklich verrückt, überlegte die Kommissarin, wenn sie den ermordeten Mann dort vorne als ihren Traum-Schwiegersohn erkoren hat, wird es sie fast genauso aus der Bahn werfen wie ihre Tochter. Sie schaute auf, weil draußen ein dunkler Leichenwagen langsam vorbeifuhr, sah, wie das Auto vor der Menschenansammlung an die Seite steuerte und dann anhielt.
    »Wir sind seit acht Monaten zusammen. Seit fast acht Monaten. Der ist der Richtige. Jedes Mal, wenn Andreas bei uns ist, fängt sie damit an. Ihr passt zueinander, ihr …« Julia Gerber starrte auf die Straße, verstummte mitten im Satz. Das Auto stand wenige Meter entfernt, zwei dunkel livrierte Männer traten ins Freie.
    Neundorf bemerkte ihre Veränderung, reagierte sofort. »Wir fahren zu Ihrer Mutter«, bestimmte sie, »ist sie zuhause?« Sie zog ihren Arm zurück, stupfte die junge Frau in die Seite, wartete auf ihre Reaktion. »Ihre Mutter ist zuhause?«, wiederholte sie laut.
    Julia Gerber zuckte zusammen, schaute überrascht zu ihr her. »Meine Mutter?«
    »Ja?«
    Sie nickte mit dem Kopf, kramte nach Neundorfs Aufforderung, ihr die Autoschlüssel zu reichen, in ihrer Tasche, drückte der Kommissarin die Schlüssel in die Hand.
    »Zeigen Sie mir den Weg, ja?«

6.
    Helga Gerber wirkte völlig überrascht. »Was, was ist passiert?« Sie wusste nicht, welcher der beiden Frauen, die vor ihrer Wohnungstür standen, sie größere Aufmerksamkeit schenken sollte, ließ ihre Augen zwischen ihrer Tochter und der Unbekannten hin und her huschen. Erst als Julia Gerber in ein herzzerreißendes Schluchzen verfiel und sich ihrer Mutter entgegenwarf, breitete die in ein helles, weites Sweatshirt und verbleichte, ausgebeulte Jeans gekleidete Frau ihre Arme aus und drückte ihre Tochter an sich.
    Neundorf blieb ruhig stehen, wartete, bis die Jüngere sich etwas beruhigt hatte.
    »Was ist passiert?«, wiederholte die Frau ihre Frage. »Wer sind Sie?«
    Julia Gerber heulte erneut laut auf, warf ihren Kopf hin und her.
    »Mein Name ist Neundorf«, erklärte die Kommissarin, »ich bin von der Polizei.« Sie zeigte ihren Ausweis, fügte dann »Dürften wir vielleicht in die Wohnung?« hinzu.
    Helga Gerber schrak zusammen, riss ihren Mund weit auf, setzte zu einer Gegenfrage an. Bevor sie das erste Wort ausgesprochen hatte, besann sie sich, trat zurück, sich lauthals entschuldigend, öffnete vollends die Tür. »Aber natürlich.« Sie hielt ihre Tochter an sich gedrückt, ließ die Besucherin eintreten, wies ins Innere. »Hier, unser Wohnzimmer, bitte.«
    Neundorf wartete, bis sie die Wohnungstür geschlossen hatte, folgte dann den beiden Frauen in einen etwas bieder eingerichteten Raum, in dem Zigarettenrauch in der Luft hing, nahm gemeinsam mit ihnen auf einem bunt gemusterten, um die Ecke reichenden Sofa Platz.
    Helga Berger reckte den Kopf, schaute über ihre Tochter hinweg, die ihr Gesicht leise weinend an ihrer Brust barg. »Was ist passiert?«, wiederholte sie vorsichtig mit gedämpfter Stimme. »Ein Unfall mit ihrem Auto?«
    Neundorf schüttelte den Kopf. »Nein. Damit hat es nichts zu tun.«
    Sie wurde vom heftigen Schluchzen der jungen Frau unterbrochen. »Andreas«, keuchte Julia Gerber, »Andreas.«
    »Was ist mit Andreas?«
    »Ihre Tochter wollte ihn besuchen«, erklärte die Kommissarin, »heute Morgen in der Burgstraße.«
    »Ich weiß. Sie wollte gleich vom Krankenhaus aus hin.«
    »Vom Krankenhaus?«
    »Ja. Julia arbeitet im Steinenberg-Klinikum. Sie hatte Nachtschicht. Hat sie es nicht erzählt?«
    »Wir kamen nicht dazu, nein. Andreas Sattler lebt bei seinen Eltern?«
    Helga Gerber kam zu keiner Antwort, weil ihre Tochter irgendwelche unverständlichen Worte laut vor sich hin schluchzte. Sie strich ihr zärtlich über den Kopf, wandte sich dann wieder ihrer Besucherin zu. »Er wohnt bei seinem Vater, eigentlich, ja. Aber zur Zeit studiert er in Frankfurt. Julia und er sehen sich meistens nur am Wochenende, mal hier, mal dort. Im Moment ist sein Vater in Urlaub, da kommt er her. Das schöne große Haus …« Sie verstummte, blickte neugierig zu Neundorf her. »Ist irgendetwas mit ihm?«
    Der Aufschrei ihrer Tochter war deutlich genug. Julia Gerber warf ihren Kopf zurück, schaute mit Tränen

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