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Schwaben-Herbst

Schwaben-Herbst

Titel: Schwaben-Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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wieder zurück. Um Anhaltspunkte für die Identität des Toten zu finden, bedurfte es weiterer Informationsquellen.
    Die Kommissarin öffnete die Schubladen der beiden Nachttische, fand Papiertaschentücher, zwei Tiegel mit Hautcreme, eine Packung Kondome, wandte sich dem Schrank zu. Bettwäsche, Schlafanzüge, Unterwäsche, Hemden und Hosen, fast ausschließlich in männlicher Ausführung. Nur der Inhalt eines einzelnen Flügels zeugte von der Existenz einer Frau in diesem Haus.
    Sie löschte das Licht, inspizierte Bad und Toilette, ging dann zurück zur Treppe, stieg die Stufen hoch. Im Obergeschoss eine andere Raumaufteilung als unten, zudem mit leicht geneigten Außenwänden. Ein Zimmer voller Schränke, Truhen und mit einem breiten Sofa, daneben, durch eine Wand voneinander getrennt, Bad und Toilette. Ihnen gegenüber zwei weitere Räume: Ein mit Postern von Schachfiguren und Schachbrettern in allen Variationen über und über dekoriertes Zimmer mit Schrank, Bett, Zweisitzer-Sofa, Fernsehen und Computer, ihm benachbart ein großzügig ausgestatteter, wie die anderen Räume von breiten Dachfenstern geprägter heller Arbeitsbereich mit zwei separaten Computern, Regalen voller Aktenordner und CD-Containern, einem großen, mit Software und anderem Zubehör gefüllten Schrank.
    Neundorf griff nach einem der Ordner, die auf dem Arbeitstisch lagen, sah, dass es sich um Aufstellungen von Ausgaben und Einnahmen verschiedener Firmen und Handwerksbetriebe handelte. Zwei Skripte mit Erläuterungen zu erst vor wenigen Monaten beendeten Gerichtsverfahren, neueste Auslegungen des Steuerrechts betreffend, lagen daneben. Der Mann schien sein Geld als Steuerberater verdient zu haben.
    Sie kramte in den Schubladen unterhalb der Bildschirme, stieß auf einen aktuellen Tagesplaner, der den dicken, von Hand geschriebenen Lettern auf der Umschlagseite zufolge einem Stefan Sattler gehörte. Sie blätterte die Seiten durch, sah, dass bis auf wenige Intervalle fast alle Tage mit Ausnahme der Wochenenden mit unzähligen Terminen und Erklärungen versehen waren: Dienstag, 7. August: 9 Uhr: Fa. Stöcklin, Pfullingen. 13 Uhr: Fa. Gabler, Metzingen. 16 Uhr: Fa. Weipold, Pliezhausen. Sie schlug das aktuelle Datum auf, hatte nur leere Blätter vor sich: Freitag, 28. September, der Vortag also, kein Eintrag. Auch die ganze restliche Woche vorher kein einziger Vermerk. Letzter eingetragener Termin am Mittwoch, 19. September.
    Neundorf überlegte. Hatte der Mann in den letzten Tagen Urlaub und war erst gestern Abend wieder zurückgekehrt?
    Sie blätterte weiter, sah, dass der nächste Vermerk erst am Donnerstag, den 18. Oktober, zu finden war. Auch die folgenden Tage hatten verschiedene Termine aufzuweisen. Was war mit den vier Wochen Mitte September bis Mitte Oktober? Urlaub?
    Neundorf legte den Tagesplaner auf die Arbeitsplatte, stöberte die übrigen Schubladen durch, fand nichts Persönliches. Sie schob alles wieder an seinen Platz zurück, beschloss, nach der jungen Frau zu schauen, die den Toten entdeckt hatte, anstatt sich noch länger der Durchsicht der Wohnung zu widmen. Sie verließ den Raum, lief die Treppen hinunter. Die Szene vor dem Eingang hatte sich nicht verändert. Schöffler und Hutzenlaub waren immer noch mit der Untersuchung des Bodens unmittelbar vor der Haustür beschäftigt, am Gartenzaun mühten sich die uniformierten Kollegen, die Neugierigen in Zaum zu halten.
    »Du hast seine Papiere?« Schöffler schaute aus zusammengekniffenen Augen zu ihr hoch, stützte sich mit der rechten Hand vom Boden ab.
    Neundorf schüttelte den Kopf, stakste vorsichtig an ihm vorbei. »Leider nein. Keine Ahnung, wo die verwahrt sind. Ich will nach der jungen Frau sehen.« Sie streifte die Schutzüberzüge von Händen und Schuhen, öffnete das Gartentor.
    Unzählige Augenpaare starrten sie an. »Ond?«, kreischte ein dicker, mit einer schmuddeligen Latzhose bekleideter Mann. »Mit was hent se die älle ermordet?« Sein feistes Gesicht war vor Aufregung hochrot angelaufen.
    Sie wandte ihren Blick ab, grüßte den uniformierten Beamten, schob sich durch die Öffnung, die er ihr mühsam freikämpfte. Ihr Erscheinen schien die Menge zu stimulieren.
    »Sends zwoi Dote oder drei?«
    »Des waret garantiert Ausländer. Rumäne oder so a Pack.«
    »Sie send aber a ofreundliches Dier, Frau Polizeimeischder! Sie krieget Ihr Maul überhaupt net uff, wie?«
    Neundorf ignorierte alle Zurufe, lief zu dem wenige Meter entfernten Kollegen, der sich am

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