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Schwaben-Herbst

Schwaben-Herbst

Titel: Schwaben-Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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unüberhörbar verändert. Sie hatte laut aufgelacht, das einzige Mal während ihres Telefongesprächs. »Falk und Schach? Oh nein, wirklich! Das passt hinten und vorne nicht. Bei Falk muss die Post abgehen, verstehen Sie, Schach wäre ihm viel zu langweilig. Er steht total auf Sport und Action. Autorennen, Rallyes, Fußball, das sind seine Hobbys.«
    »Er fährt oder spielt selbst?«
    »Nein, was denken Sie denn! Aber es vergeht kaum ein Wochenende, an dem er nicht als Zuschauer unterwegs ist. Irgendwo, bei einem Rennen oder wenigstens vor dem Fernsehen, zusammen mit Freunden.«
    Neundorf hatte sich für die Informationen bedankt, die junge Frau gebeten, in nächster Zeit nicht ohne vorherige Rücksprache mit ihr Verbindung zu Holdenried aufzunehmen, sich kurz darauf auf den Weg nach Heilbronn gemacht. Falls der Mann in irgendeiner Weise mit dem Verbrechen zu tun hatte, gar selbst der Täter war, wollte sie ihn nicht durch einen Anruf vorwarnen.
     
    Kurz vor 12 Uhr hatte sie den Betrieb im Heilbronner Gewerbegebiet erreicht. Ein auffälliges gelbes Kunststoffband quer über einem mannshohen Maschendrahtzaun kündete in dicken roten Lettern von der KFZ-Reparatur Gaiser und Holdenried. Das Gelände hinter dem Zaun glich einem ungepflegten Autofriedhof: Fahrzeuge in den verschiedensten Modellen und Farben, deren einziges gemeinsames Merkmal die Tatsache schien, dass sie schon vor vielen Jahren außer Betrieb genommen worden waren, rosteten in enger Nachbarschaft vor sich hin.
    Neundorf ging durch den breiten Eingang an einem niedrigen Flachdachbau vorbei zu einer großen, mit Maschinen aller Art bestückten Halle, sah einen Mann vor dem Fahrgestell eines Transporters knien. Der Beschreibung nach, die sie von Julia Gerber erhalten hatte, konnte es sich nicht um deren ehemaligen Freund handeln, dazu war der Mann viel zu lang und zu dünn, seine Glatze zudem viel zu weit fortgeschritten. Er steckte von Kopf bis Fuß in mit Ölschlieren und anderen Flecken beschmutzter Arbeitskleidung, starrte misstrauisch zu ihr auf, als er ihre Schritte hörte.
    »Guten Tag, ich suche Herrn Holdenried.«
    »Falk? Den suchen Sie vergeblich.«
    »Wieso? Ist das nicht sein Betrieb?«
    Der Mann richtete sich mühsam auf, wies auf das gelbe Kunststoffband über dem Maschendrahtzaun. Er griff sich an den Rücken, streckte sich durch. »Seiner und meiner«, erklärte er dann, »halb und halb.«
    »Das ist schön für Sie. Und wo finde ich Ihren Partner?«
    »Warum wollen Sie unbedingt zu ihm? Haben Sie Probleme mit Ihrem Wagen? Ich bin genauso fit wie er.«
    »Das glaube ich Ihnen gern. Trotzdem möchte ich zu Herrn Holdenried. Privat.«
    »Privat.« Ihr Gesprächspartner pfiff laut durch die Zähne. »Ja, dann sind Sie hier wirklich an der falschen Stelle.«
    »Er ist nicht da?«
    »Urlaub. Der Herr hat mich mal wieder versetzt.«
    »Versetzt? Wieso?«
    Er streckte die Arme von sich, wies auf die Umgebung. »Das müssen Sie ihn selbst fragen. Arbeit ist genug da.« Er deutete auf die zwei Personenwagen und den Transporter, deren Karosserien mehrere Dellen aufwiesen. »Irgendeine Rallye wahrscheinlich wieder. Aber das fiel ihm erst gestern Abend ein.«
    »Kommt es öfter vor, dass er sich so kurzfristig entschuldigt?«
    Der Mann fuhr sich über seine Glatze, suchte nach dem Rest seiner Haare, strich sie über die Ohren, musterte seine Besucherin dann mit einem misstrauischen Blick. »Warum wollen Sie das so genau wissen?«
    Neundorf zog ihren Ausweis aus der Tasche, hielt ihn ihm entgegen. »Deswegen.«
    »Ach, du grüne Scheiße. Er war wieder besoffen. Davon hat er mir nichts erzählt.«
    »Er wird gewusst haben, warum.« Sie steckte die Kennkarte zurück, blickte sich auf dem Gelände um. Nichts, was sie nicht zuvor schon vom Eingang aus gesehen hatte. Vor sich hin rostende alte Karossen, verschiedene Maschinen, zwei kleine geschlossene Garagen unmittelbar neben der Halle. Es schien keine weiteren Beschäftigten zu geben.
    »Wie viel Promille?«, fragte der Mann.
    »Genug«, erwiderte Neundorf. Sie hatte keine Lust, lange um den heißen Brei zu reden, versuchte, zur Sache zu kommen. »Ist es außergewöhnlich, dass Holdenried Sie alleine arbeiten lässt?«
    Ihr Gesprächspartner nickte mit dem Kopf. »Also, wir sind eine ordentliche Firma. Da muss man sich aufeinander verlassen können. Unbedingt.«
    »Aber dass er zu einer Rallye fährt übers Wochenende, das kommt vor?«
    »Ja. Auch dass er mal ne Runde trinkt, mit Freunden oder so. Aber

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