Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwaben-Herbst

Schwaben-Herbst

Titel: Schwaben-Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
Richard-Hirschmann-Straße zeigen.
    Hier schien bedeutend weniger los, nur zwei laut knatternde Motorräder sorgten dafür, dass die Anwohner auch in der Nacht nicht zur Ruhe kamen. Braig hatte Mühe, das hinter herbstlich gefärbtem Laub eines mächtigen Strauches verborgene Nummernschild zu erkennen, registrierte das gesuchte Haus erst, als sie unmittelbar davor standen. Dem aufgedruckten Namen neben den Klingelknöpfen zufolge schienen A und M Feucht im Erdgeschoss zu wohnen.
    Er sah den Lichtschein durch die Ritzen des Rollladens dringen, deutete auf das Haus. »Sieht so aus, als hätten wir diesmal mehr Glück.«
    Die schnelle Reaktion schien ihn zu bestätigen. Schon nach dem ersten Läuten hörte er das kräftige Summen. Er öffnete die Tür, sah einen muskulösen, jungen Mann im T-Shirt wenige Meter vor sich in der hell erleuchteten Erdgeschoss-Wohnung stehen.
    »Hannes?«, schallte es ihm entgegen.
    Braig blieb im Eingangsbereich stehen, zog seinen Ausweis, streckte ihn dem Mann entgegen. »Polizei, entschuldigen Sie die Störung.«
    Er sah, wie sein Gegenüber stutzte, dann zur Seite griff und den Schalter für das Treppenhauslicht betätigte. Eine altersschwache Leuchtröhre an der Decke flackerte auf, fand erst beim dritten Anlauf zur erwarteten Helligkeit.
    »Polizei?« Der Mann schüttelte den Kopf, schaute auf seine Uhr. »Sie sind gut. Fünf nach Zehn. Darf ich fragen, was Sie so spät noch wollen?« Er starrte an Braig vorbei zu Bareiss, der in der offenen Tür stand. »Und dann auch noch zu Zweit und in Zivil.« Sein Gesichtsausdruck zeigte jetzt deutliches Misstrauen. »Und woher weiß ich, dass Sie wirklich von der Polizei sind?«
    Braig bedeutete seinem Begleiter, an der Tür stehen zu bleiben, stieg langsam die fünf Stufen hoch, reichte dem Mann seinen Ausweis. »Entschuldigen Sie, dass wir so spät noch stören, aber es geht um eine aktuelle Ermittlung. Wir suchen nach Zeugen für einen Überfall.«
    »Überfall? Was für ein Überfall?« Der Mann starrte nur kurz auf die Kennkarte, musterte sein Gegenüber mit kritischem Blick.
    »Frau Martina Feucht. Wohnt sie hier?«
    »Meine Frau? Natürlich, was ist mit ihr?«
    »Sie hat heute Abend kurz vor Sechs eingekauft, richtig?«
    »Heute Abend? Das müssen Sie sie selbst fragen. Ich kam erst gegen Sieben nach Hause.« Er wandte sich um, rief nach seiner Frau, wartete, bis sie auf der Türschwelle erschien.
    Braig sah auf den ersten Blick, dass sie an der falschen Adresse waren. Die Frau vor ihm war mindestens zehn Jahre älter, wirkte weitaus lebenslustiger und offener, hatte dazu noch ganz andere Haare als die auf Bareiss Andeutungen hin skizzierte Person.
    »Ja? Um was geht es?« Voller Elan trat sie auf ihn zu, musterte ihn aufmerksam.
    Er drehte sich zur Seite, sah Bareiss den Kopf schütteln, versuchte, das Gespräch so kurz wie möglich zu gestalten. »Ich glaube, die Sache hat sich schon erledigt. Wir sind von der Polizei und suchen nach Zeugen in einer aktuellen Ermittlung. Aber ich fürchte, wir haben Sie unnötig belästigt.«
    »In welcher Ermittlung? Um was geht es?« Die Neugier stand Martina Feucht ins Gesicht geschrieben.
    »Um Ihren Einkauf heute Abend«, antwortete Braig, trat einen Schritt zurück.
    »Meinen Einkauf?« Sie streckte den Kopf nach vorne, nannte den Namen des Supermarkts.
    Braig nickte zustimmend, wurde von einer lauten Stimme hinter sich überrascht.
    »Oh, Martina, ihr habt Besuch?«
    Ein junger, kräftiger Mann in einer Jeansjacke wand sich an Bareiss und Braig vorbei und stürmte mit großen Schritten die Stufen hoch.
    Die Frau nahm ihn in den Arm, tätschelte ihm den Rücken. »Hannes, mein Bruder«, erklärte sie dann.
    Der Kommissar nutzte die Gelegenheit, entschuldigte sich für die Störung und eilte mit Bareiss aus dem Haus.
    »Sie ist es nicht«, erklärte der Mann, »ein völlig anderer Typ.«
    »Dann doch die Frau in der Plochinger Straße? Oder müssen wir es in Stuttgart versuchen?«
    Bareiss warf ihm einen ratlosen Blick zu. »Das müssen Sie entscheiden.«
    Braig schaute auf seine Uhr. Viertel nach Zehn. Die Wohnung in der Plochinger Straße war keine fünfhundert Meter entfernt. »Wir schauen noch einmal bei dieser Maier vorbei, bevor wir nach Stuttgart fahren. Einverstanden?«
    Bareiss nickte wortlos, folgte seinem Begleiter um die Ecke. Sie folgten der Olgastraße, standen fünf Minuten später erneut vor der Haustür. Die Wohnung im ersten Obergeschoss lag unverändert im Dunkeln. Mehrere Autos

Weitere Kostenlose Bücher